Regelmäßiges Training bewahrt vor schweren Stürzen

23.11.2015, 19:12 Uhr
Regelmäßiges Training bewahrt vor schweren Stürzen

© Foto: Jutta Riedel

Das weltweit einzigartige Projekt wurde vom Institut für Biomedizin des Alterns der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Regens-Wagner durchgeführt, hauptsächliches Ziel des Projektes war die Reduzierung des Sturzrisikos, als „sekundäres Ziel“ nannte Salb zusätzlich die „Förderung psychosozialer Ressourcen“.

Bereits seit 2011 wurden in Regens Wagner in Lauterhofen sämtliche Stürze gemäß dem Fragebogen der Universität anonym erfasst, eine Menge zusätzlicher Arbeit für die Mitarbeiter. Defizite an Kraft, Gleichgewicht und Gang ergaben sich als Hauptursachen, ähnlich den Risikofaktoren bei der älteren Allgemeinbevölkerung. Allerdings sind bei Menschen mit Behinderung auch Jüngere von Sturzereignissen betroffen, informierte Salb.

Auf diesen Erkenntnissen basierend war ein spezielles Übungsprogramm für die Menschen mit Behinderung entwickelt worden.

In den vergangenen zwei Jahren wurde bei Regens Wagner mit einigen Bewohnern fleißig trainiert mit dem Ergebnis, dass die drei relevanten Risikofaktoren deutlich verbessert werden konnten.

Aber: Das Training zeigte „positive Effekte“, solange regelmäßig geübt wurde. Nach einer Trainingspause von einem Jahr sei das Niveau wieder auf den Anfang zurückgefallen, ohne das weitere Üben halte also der Trainingseffekt nicht an, mahnte Salb.

Zum Ende des Projektes wollten Salb und Freiberger nun einen Teil Wissens aus der Studie weitergeben – zum Nutzen der Bewohner in Regens Wagner. So wurden vier Sturzbeauftragte in der Einrichtung geschult, damit weitere Kurse stattfinden können.

Derzeit werden pro Woche zwei Kurse von jeweils eineinhalb Stunden angeboten, die von jeweils zwei Sturzbeauftragten betreut werden. Rund zehn Bewohner nehmen pro Kurs teil, der von den Trainerinnen auf den Namen „Bleib-fit-Kurs“ getauft wurde.

Messbare Effekte

Ganz unterschiedliche Übungen werden angeboten, erläutert Übungsleiterin Judith Blank, Wohnbereichsleitung, die seit knapp zwei Jahren dabei ist. Jede Übungsstunde beginnt mit einem Stuhlkreis, es gibt einen Parcours, Hanteltraining, diverse Ballspiele, Kegeln sowie Koordinations-, Gleichgewichts- und Kraftübungen. Wöchentlich wird das Programm gewechselt.

Die Teilnehmer, die alle freiwillig dabei sind, haben signalisiert: „Das macht Spaß.“ Sie zeigen es auch, denn alle kommen regelmäßig. Das bestätigen auch die weiteren Sturzbeauftragten, Angela Krieger aus Lauterhofen, Rosemarie Weber und Lydia Hilbich, ebenfalls aus Lauterhofen.

Es gibt auch noch einen weiteren messbaren Effekt: Die Teilnehmer seien „flüssiger in der Bewegung“, „offener im Umgang“ und redeten auch mehr. So hatte das Projekt auch im Hinblick auf das Sekundärziel Erfolge vorzuweisen. Insgesamt sind die Kurse jetzt mehr auf die Konstitution abgestimmt, erläutert Blank. Eine Auswertung der erfassten Stürze erfolgt derzeit nicht mehr, soll aber wieder implementiert werden.

Finanziert werden die Kurse mit insgesamt zehn Trainerstunden pro Woche über die Regens-Wagner-Stiftung, zunächst einmal für ein Jahr.

Es sei „wichtig, dass der Bereich der Menschen mit Behinderung mehr betrachtet werde“, betonte Freiberger und informierte, im neu entwickelten Präventionsgesetz solle das Thema „Sturz“ – auch auf Grundlage dieses Forschungsprojektes – mit aufgenommen werden. Langfristiges Ziel ist, dass solche Kurse von den Krankenkassen übernommen werden, „Zukunftsvision“. Einen Dank für die „unglaubliche Unterstützung“ richteten Salb und Freiberger an die Bewohner und Mitarbeiter von Regens Wagner.

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