Reichertshofen: Der Löwe macht das Licht aus

23.6.2020, 13:00 Uhr
Reichertshofen: Der Löwe macht das Licht aus

© Foto: Nicolas Damm

Die verordnete Schließung im Zuge der Pandemie war für Michael Wurm nun das i-Tüpfelchen: Aus gesundheitlichen Gründen schloss der 78-jährige Wirt das Gasthaus zum Bayerischen Löwen, setzt sich zur Ruhe.

Damit findet nicht nur eine Familientradition ihr Ende, schon Wurms Urgroßvater führte den Bayerischen Löwen. Sondern auch die über 220-jährige Geschichte des Wirtshauses: Seine Anfänge gehen zurück bis in das letzte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, also ins Zeitalter der Französischen Revolution.

Ein Blick in die Kataster-Uraufnahme des Anwesens verrät, dass es bis 1862 diverse Eigentümer hatte – sie hießen unter anderem Grasenhiller, Lehner, Muhr, Heidecker. In jenem Jahr erwarb der Berger Vitus Walk das Gasthaus. Der neue Wirt starb aber schon 1863. Seine Witwe heiratete noch im selben Jahr Georg Wurm – auf diese Weise kam die Familie Wurm hinter den Tresen.

Heimat für Vereine

Im Bayerischen Löwen wurde auch Reichertshofener Vereinsgeschichte geschrieben. Zum Beispiel hatte hier der Schützenverein seine ersten Schießstände. Bis zuletzt war das Wirtshaus der Treffpunkt für die Reservistenkameradschaft und die örtliche Feuerwehr. Auch wenn es nur noch am Donnerstag und am Sonntagvormittag geöffnet hatte und der Wirt von Sohn und Tochter tatkräftig unterstützt wurde: Zu mühsam ist Michael Wurm die ganze Arbeit inzwischen geworden.

Reichertshofen: Der Löwe macht das Licht aus

© Foto: Nicolas Damm

 Die Schließung nach vier Generationen sei "definitiv", sagt seine Schwiegertochter, die mit im Haus lebt. Von Wurms vier Kindern wolle keines die Gastronomie weiterführen.

Schon seit langer Zeit gehört zum Anwesen eine Landwirtschaft. So ist das Gasthaus, trotz zentraler Lage nahe der Reichertshofener Pfarrkirche, für Ortsfremde kaum als solches zu erkennen. Wäre da nicht auf einem Sims am Eingang der kleine schwarze Löwe, der bayerische, der originale. Er begrüßte schon auf einem über 100 Jahre altem Foto die Gäste, und behielt auch nach dem großen Umbau 1990 sein exponiertes Plätzchen.

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