Rekord: So viele Wohnungen gibt es im Coronajahr

25.11.2020, 09:37 Uhr
Im Coronajahr wird ein neuer Rekordbestand an Immobilien verbucht.

© Rolf Vennenbernd (dpa) Im Coronajahr wird ein neuer Rekordbestand an Immobilien verbucht.

Mit 60.200 Wohnungen aller Art und Größe ist der Wohnungsmarkt im Kreis Neumarkt ins Coronajahr gegangen. Das ist ein Wohnungsplus gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent und damit neuer Rekordbestand. 

Was allerdings nichts darüber aussagt, ob die bestehenden Wohnungen auch zu mieten oder zu kaufen sind. Dafür lässt sich auf der Basis des Wohnungsbedarfsmodells des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) berechnen, dass das im Kreis Neumarkt Anfang 2020 erreichte Verhältnis von Fertigstellungen und Bedarf bei 211,3 Prozent liegt: Der Bedarf ist also durch nachwachsende Wohnungen mehr als gedeckt. Insgesamt gab es im Kreis Neumarkt zum Stichtag 39 443 Gebäude mit Wohnungen (Vorjahr: 38 944).


Corona treibt die Immobilienpreise in Neumarkt nach oben


Die Wissenschaftler haben bis 2020 vorausberechnet, wie viele Wohnungen gebaut werden müssen, um mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt zu halten. Ergebnis für den Kreis Neumarkt: Es werden jährlich 474 Wohnungen benötigt. Durch das reale Baugeschehen bis zum Jahreswechsel 2020 erhöhte sich der hiesige Bestand aber tatsächlich um 1 002 Wohnungen oder 1,7 Prozent.

Gute Lage, Balkon und "bezahlbar"

Die Wohnungsträume zu beschreiben, die in diesem Bedarf inbegriffen sind, ist einfach: gute Lage, mit Balkon oder Garten, möglichst niedrige Miete, neudeutsch "bezahlbar‘" – das sind die Eckpunkte der Traumwohnung. Arbeitsplatznähe und gute Infrastruktur kommen dazu.

Welche der 60.200 vorhandenen Wohnungen im Kreis Neumarkt diesem Ideal nahekommen, lässt sich statistisch freilich nicht erfassen. Bei der Frage, ob der Mensch lieber verdichtet oder auf Abstand wohnt, lässt sich die Antwort hingegen daraus ablesen, für was Bauherren ihr Geld ausgeben. Der größte Traum der Menschen ist und bleibt das eigene Haus für die Familie: 29.686 Ein-Familienhäuser gibt es mittlerweile im Landkreis. Aber nicht für jeden ist dieser Traum bezahlbar.

Bleibt die Eigentumswohnung oder das Wohnen zur Miete in einem der 2417 Mehrfamilienhäuser als einkommensbasierte Alternative (wobei der Staat ja bei Bedarf mit Wohngeld hilft). Als Mehrfamilienhäuser gelten alle Wohngebäude mit drei und mehr Wohnungen. Ein Zwischending sind Häuser mit zwei Wohnungen. Von denen gibt es 7316.

 

Große Wohnungen mit fünf Räumen (einschließlich Küche) und mehr waren im Kreis Neumarkt zuletzt inklusive der Ein-Familienhäuser insgesamt 37 434 erfasst. Das sind rund 62,2 Prozent des Bestandes.10 936 Wohnungen (18,2 Prozent) verfügten über vier Räume, 7827 Wohnungen (13,0 Prozent) waren Dreizimmerwohnungen, 3220 (5,3 Prozent) hatten zwei Räume und 783 ein Zimmer (1,3 Prozent).

Rund 91,9 Quadratmeter hat die bundesweite Durchschnittswohnung aktuell, macht 47 Quadratmeter pro Kopf, sagt das Statistische Bundesamtes. Der Kreis Neumarkt gilt hingegen als "Quadratmeter-König". Im Jahr 2000 lag die Pro-Kopf-Wohnfläche bundesweit noch bei 39,5 Quadratmetern. 1960 waren es sogar 19 Quadratmeter, hat das Wuppertal Institut nachgeschlagen.

Volk mit zuviel Raum macht da Probleme: Die Beheizung ist klimaschädlich (zumindest solange sie nicht kohlendioxidneutral ist). Den Zuwachs "zu begrenzen und im Idealfall umzukehren, wäre ein starker Hebel zur Emissionsminderung", steht in der Studie. Zusammenrücken wärmt, wussten schon die Höhlenmenschen.

Eine Klimaschutz-Idee: Opa und Oma raus aus dem eigenen Haus. Mehrgenerationen-Wohnungen oder der generationenübergreifende Tausch von Wohnungen könnten den Anstieg der Wohnflächen stoppen, heißt der Vorschlag der Generation Enkel. Die klimabezogene Anwendung des Dreisatzes hat allerdings ihre Tücken: Opa hat eine Wohnung, wie viele Menschen gehen in diese, wenn jeder 19 Quadratmeter hat? Aber warum nicht lieber nur zehn? Wir wissen aus Flüchtlingsheimen, dass es immer noch eine Nummer enger geht.

Noch 1960 mit im elterlichen Schlafzimmer

Und wie sieht‘s 2035 aus? Brauchen die Kinder der heutigen FFF-Kinder ein eigenes Zimmer? 1960 schlief der Nachwuchs häufig noch im elterlichen Schlafzimmer. Heutzutage gelten andere Maßstäbe: "Umfasst der Raum eine Größe von zwölf Quadratmetern, erfüllt er das Mindestmaß, jedoch bietet eine größere Grundfläche von 15 bis 20 Quadratmetern weitaus mehr Entfaltungsmöglichkeiten für den kreativen Nachwuchs‘‘, heißt es auf fertig-hauswelt.de.

Zumindest wenn sich die Eltern im Kreis Neumarkt eine Wohnung mit entsprechender Größe aus dem Bestand leisten können oder im Interesse der Kinder wollen.

Keine Kommentare