Ringen: Keine Lust auf eine Geister-Kulisse

6.7.2020, 10:42 Uhr
Ringen: Keine Lust auf eine Geister-Kulisse

© Hubert Bösl

Seit Dezember 2016 warten die Ringer-Fans im Landkreis auf das nächste Derby zwischen dem SC Oberölsbach und dem ASV Neumarkt. Die stets hitzigen Duelle der alten Lokalrivalen markierten bis dahin einen, wenn nicht gar den Höhepunkt des Neumarkter Sportjahres. Sollte es dem Ringerverband gelingen, seine Pläne für den Ligabetrieb im kommenden Herbst umzusetzen, dann könnte das Derby dem sportereignisarmen Corona-Jahr 2020 die Krone aufsetzen.

In Anbetracht der vielen Unwägbarkeiten ist dies jedoch nur graue Theorie. Die Lage stellt sich aktuell so dar: Während die heimischen Vereine bislang höchstens zum kontaktlosen Training zurückkehren konnten und benachbarte Landesverbänden wie Nordrhein-Westfalen und jüngst auch Hessen die Saison ausfallen lassen, hat der Bayerische Ringer-Verband den Ligenbetrieb von September bis Dezember bislang nicht abgesagt. Den Verbandsvorstand treibt die Sorge um die Zukunft des Mattensports nach Corona um: „Würden wir keine Wettkämpfe durchführen, verschwinden wir aus der hiesigen Sportlandschaft. Und das wäre sehr bitter“,schreibt er auf der BRV-Homepage und hält weiter an der Durchführung des Wettkampfbetriebs fest.

Inzwischen hat der Verband auch schon die Ligen aufgestellt. Dabei kam die schon länger geplante Umstellung auf eine eingleisige Oberliga zum Tragen. Statt der Staffeln Nord und Süd wird es demnach wieder eine einzige Oberliga mit acht Mannschaften geben. Obwohl nicht sportlich abgestiegen, muss der SC Oberölsbach als Viertplatzierter der Oberliga Nord 2019 runter in die Bayernliga Nord. Der positive Nebeneffekt: Hier treffen die Ölsbacher endlich mal wieder auf den ASV Neumarkt, der als Bayernliga- Vierter des Vorjahres gerade noch einer Herabstufung in die Landesliga entging. Laut vorläufigem Kampfplan startet der ASV am 5. September im Turnerheim gegen Schonungen, während der SCO beim letztjährigen Landesliga- Nord-Meister Johannis Nürnberg III auf die Matte geht.

Saisonstart erst im Oktober?

Am fünften Kampftag wäre dann ein doppelter Feiertag im Landkreis: Am Tag der Deutschen Einheit steigt in Unterölsbach das Kreis-Derby. Der Rückkampf in Neumarkt ist auf den 21. November terminiert. Doch ist dieser Wettkampfkalender bereits Makulatur. Denn mittlerweile ist sicher, dass die 1. Ringer-Bundesliga ihren Saisonstart nach hinten schieben wird. Angepeilter Termin ist der 3. Oktober. „Und bevor nicht die Bundesliga anfängt, wird es keine Kämpfe im Amateurbereich geben“, versichert Jörg Geitner, Abteilungsleiter der Oberölsbacher Ringer.

Sollte es tatsächlich erst vier Wochen später los gehen als geplant, könnten die bayerischen Ligen das volle Programm bis Weihnachten kaum durchziehen. „Möglich wäre dann eine abgespeckte Version oder eine Saison in Turnierform“, erläutert Josef Thumshirn aktuelle Überlegungen in der Branche. Der zweite Abteilungschef der ASV-Ringer ist persönlich aber ganz klar der Meinung: „Wir sollten das Risiko erst gar nicht eingehen.“ Das sähen viele andere Vereine auch so.

Ringen ohne Zuschauer, zumindest das wird es laut Thumshirn und Geitner auf keinen Fall geben. Letzterer kann sich allenfalls eine Beschränkung der Zuschauerzahlen vorstellen. Wer die Stimmung in der vollen Halle in Unterölsbach einmal miterlebt hat, kann aber gut nachvollziehen, dass sich die SCO-Mattadoren mit dem Gedanken an „vereinzelte“ Anhänger kaum anfreunden werden. 

„Man muss ja auch noch 20 Ringer irgendwo am Mattenrand unterbringen“, erinnert Josef Thumshirn. Und müssten die Athleten nicht nach sechsminütigem Kampf sofort Masken aufsetzen, wenn sie gerade nach jedem Körnchen Sauerstoff japsen? Immerhin eines kann man heute schon mit Sicherheit sagen: Nach drei Jahren geht die Wettkampfgemeinschaft Neumarkt/Feucht wieder auseinander. Der TSV Feucht startet neu mit einer gemischten Männer-Junioren- Mannschaft – ganz unten in der Gruppenliga.