S3-Premiere noch ohne S-Bahn-Gefühl

13.12.2010, 11:54 Uhr
S3-Premiere noch ohne S-Bahn-Gefühl

© Pfrogner

Viele Reisende stutzen vorm Einsteigen, richten suchende Blicke nach einer — nicht vorhandenen — Anzeige auf dem Gleis und wagen sich dann hoffnungsvoll in die sozusagen inkognito verkehrende S-Bahn. „Fährt der jetzt nach Nürnberg, oder?“, fragen sich Reisende gegenseitig.

Neue Elektrotriebzüge der Baureihe ET 442 („Talent 2"), die den Reisenden auch optisch das S-3-Gefühl geben könnten, seien zwar bestellt, würden aber noch etwa sechs Monate auf sich warten lassen, informiert der VGN.

Immerhin rauscht mit der S3 zum ersten Mal auch eine S-Bahn in die Oberpfalz. Das S-Bahn-Netz ist aber auch in Franken gewachsen und erstreckt sich nun nach Ansbach, nach Bamberg und nach Hartmannshof.

In der S-Bahn zum Fußball

Halil Uz fährt oft von Nürnberg nach Neumarkt und zurück, weil er in der Noris wohnt und in Kastl Fußball spielt. Gestern früh hat er einen der ersten S3-Züge gnommen: Schon um 6.41 Uhr ist er losgefahren, mittags fährt er nun retour. Einen dichteren Takt durch die S-Bahn findet er gut.

„Ob das eine S-Bahn ist, ist mir ziemlich wurscht, Hauptsache, ich komm nach Nürnberg“, sagt Tobias Donauer. Mit einer ganzen Gruppe steigt er in die S-Bahn, die pünktlich um 12.44 den Neumarkter Bahnhof gen Nordwesten verlässt. Sie wollen zu den Ice-Tigers und dann auf den Christkindlesmarkt, sagt Carina Hausner. Mit welchem Zug sie heimfahren wollen, ist noch ungewiss — da werden sie schon einen finden, egal, ob auf dem Fahrplan ein großes S oder die Bezeichnung RE oder RB steht.

Die meisten Fahrgäste seien informiert, sagt ein Zugbegleiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Bisher laufe alles problemlos.

Gegenüber auf Gleis 4 rollt der hellgraue Zug mit dem agilis-Logo ein. Das Verkehrsunternehmen mit dem grünen Vogel bedient ab Fahrplanwechsel die Strecken Landshut – Regensburg – Ingolstadt und Neumarkt – Regensburg – Plattling.

Ein betagter Fahrgast hat erstmal mit den Tücken des Neumarkter Bahnhofs zu kämpfen: Er bugsiert seinen riesigen, auf ein Rollgestell geschnallten Koffer mühselig Stufe für Stufe die Treppe hinunter — der Aufzug für diesen Bahnsteig ist noch nicht fertig. Unten erst merkt er, dass in Neumarkt Gleis 2 gleich gegenüber von Gleis 4 liegt — und kann sein Gepäck gleich wieder hochhieven.

Noch einige Baustellen sind entlang der S-Bahn-Linie in Betrieb. Deswegen müssen Zugreisende am kommenden Wochenende auch noch einmal auf den Bus umsteigen: In den Nächten von Samtag, 18. Dezember, auf Sonntag von 21.10 bis 7.0 Uhr und von Sonntag, 19. Dezember, auf Montag von 19.11 bis 4.49 Uhr. Die Abfahrten der Busse sind bis zu elf Minuten früher angesetzt als die der Züge.

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