Sankt Leonhard sagt Holzwurm den Kampf an

12.6.2020, 11:52 Uhr
Sankt Leonhard sagt Holzwurm den Kampf an

© Foto: Anne Schöll

"Eigentlich sollte in der Dorfkirche die Orgel saniert werden", erzählt Ruhestandspfarrer Josef Lang, der sich um diese Renovierungsarbeiten kümmert und Mönings Ortspfarrer Ulrich Schnalzger bei der Arbeit in der Pfarrei unterstützt, zu der auch die Expositur Pavelsbach gehört. "Bei der Überprüfung jedoch hat man festgestellt, dass sich überall im Holz, auch im Orgelgehäuse, der gewöhnliche Nagekäfer, im Volksmund "Holzwurm" genannt, eingenistet hat.

Als äußeres Zeichen hinterlässt er beim Nagen mehlähnliche, kleine Häufchen. Der Käfer soll jetzt die längste Zeit in den Altären, Kirchenbänken, im Holzfußboden, in der Empore und im Orgelgehäuse sein Unwesen getrieben haben. Eine Begasung soll’s richten. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil dem Schädling sonst nicht beizukommen ist und der Schaden immer größer wird", fügt Kirchenpfleger Michael Leitl an.

Ein zweiter Grund ist der Orgelbauer, der die Kirchenorgel erst saniert, wenn der Schädling entfernt ist. Nach der Einholung aller notwendigen Genehmigungen der zuständigen Behörden geht es nun am 15. Juni los. Vorab werden aus der Kirche und der Sakristei Messgewänder, andere Gegenstände aus Stoff und Messutensilien ausgelagert. Bevor das Gas ins Kircheninnere geleitet wird, dichtet die beauftragte Firma Fenster, Türen und Lüftungsöffnungen akribisch genau ab, damit nichts nach außen dringt oder sich Sauerstoff ins Gas mischt. Dann wird das Gas eingeleitet in den Kirchenraum.

Das dauert je nach Wirkung etwa eine Woche und wird elektronisch überwacht. Dir Kirche selbst wird abgeschlossen und außen herum abgeriegelt. "Damit keiner aus Versehen doch aufsperrt, müssen alle Personen, die einen Schlüssel besitzen, diesen abgeben", erklärt Pfarrer Lang. "Der Verschluss der Kirche wird so streng gehandhabt, so dass im Fall des Falles noch nicht einmal die Totenglocke geläutet werden kann". So nach einer Woche dürfte die Prozedur abgeschlossen sein. Dann wird das Gas wieder abgesaugt und der Kirchenbetrieb kann erneut starten. Etwa 13 000 Euro kostet die Maßnahme, wozu die Diözese Eichstätt einen Zuschuss in Höhe von 25 Prozent zugesagt hat. Eine weitere Summe kommt von der Gemeinde Postbauer-Heng, die Pavelsbach als Ortsteil mitverwaltet.

Zur Geschichte der Kirche: Die erste Dorfkirche in Pavelsbach wird urkundlich im Jahr 1438 erwähnt. Genau 300 Jahre später erbaute man die Kirche St. Leonhard in Pavelsbach neu. Sie gilt als eine der wertvollsten Rokokokirchen im größeren Umkreis. Die Besiedelung zwischen Pavelsbach, Köstlbach und Dippenricht fand aber bereits in der Zeit vor Christi Geburt durch die Kelten statt.

Die letztmalige umfassende Innensanierung der Kirche fand in den Jahren 1985/1986 statt mit Wiedereinweihung am 31. August 1986. Die letztmalige umfassende Außensanierung erfolgte im Jahr 1998. Das im Jahr 1870 errichtete Pfarrhaus wurde im Jahr 1994 abgebrochen, auf seinem Platz ein neues Pfarr- und Jugendheim errichtet, das 1997 eingeweiht worden ist. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde hier einer der schönsten Kirchplätze im Umkreis geschaffen.

Der Ort Pavelsbach (früher Bephensbach) ist urkundlich erstmalig im Jahr 1249 erwähnt. Die Besiedelung im Raum Pavelsbach/Dippenricht war aber bereits in der Bronzezeit in den Jahren 1800 bis 750 vor Christus. Die Hügelgräber beziehungsweise die Keltenschanze in den dortigen Waldgebieten sind Zeugnisse dafür.

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