Schleichender Tod durch Pilzvergiftung

26.8.2014, 19:13 Uhr
Schleichender Tod durch Pilzvergiftung

© Foto: Biersack

Wenn sich jemand über den feuchten Sommer freut, dann sind es die Pilzsammler. Doch mit der Freude kann es bei Unachtsamkeit schnell vorbei sein. So auch 1981 in Sengenthal. Nach dem Verzehr von Pilzen starben vier Mitglieder einer fünfköpfigen Familie. Was war passiert? Die Wiesen-Champignons waren mit dem Knollenblätterpilz verwechselt worden. Dem ungeschulten Auge kann das passieren.

Unmittelbar nach dem Verzehr eines Knollenblätterpilz macht sich dieser noch nicht bemerkbar. Es gibt eine so genannte Latenzzeit, eine Verzögerung in der sich der Mensch wohl fühlt und noch nichts merkt, erklärt Pilzberater Erich Dorfner. Die ersten Symptome treten in der Regel acht bis zwölf Stunden nach der Mahlzeit auf. Diese können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, aber auch Schwindel, Wahrnehmungsstörungen, Luftnot und Schweißausbrüche sein. Nach einigen Tagen tritt ein komplettes Leberversagen ein. Meist ist die Leber schon irreparabel geschädigt und nur noch eine Lebertransplantation kann helfen.

Wie man sich am Besten schützt, darüber sind sich Neumarkts Pilzpapst Richard Dotzer und Experte Erich Dorfner einig: „Nur Pilze mitnehmen, die man 100-prozentig kennt.“

Auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml warnt vor dem leichtfertigen Verzehr unbekannter Pilze. Bei Verdacht auf eine Vergiftung und ersten Anzeichen von Unwohlsein rät sie, sofort einen Notruf abzusetzen oder ins nächste Krankenhaus zu fahren.

Erich Dorfner berichtet von Pilzen, die erst nach zwei Monaten zu einem akuten Nierenversagen und damit zum Tod führen sollen. Andere Pilze würden allergische Reaktionen hervor rufen. Teilweise sei es bereits gefährlich die Hüte der Pilze nur zu berühren. Die Wirkungen vieler Pilze seien jedoch noch unerforscht.

Eine Redensart sagt: „Alle Pilze sind essbar, manche sogar mehrmals.“ Das trifft vor allem auf die Familie der Röhrenpilze zu. Die meisten Röhrlinge seien ungiftig, manche, wie der Stienpilz und die Maronen ausgesprochen schmackhaft, sagt Erich Dorfner. Man erkenne sie an der schwammigen Unterseite des Hutes – deswegen auch der Name „Schwammerl“. Bei Lamellenpilzen mit blättriger Hutunterseite solle man jedoch vorsichtiger und skeptischer sein. Wenngleich der Kenner auch hier schmackhafte Exemplare mitnimmt. Champignon und Reifpilz gehören dazu.

Bei einem Einkauf im Supermarkt sollte man ähnlich vorgehen wie beim Fisch. Da müsse man auch mal auf die Pilze drücken. Sie sollten frisch und festfleischig sein und nicht schwammig oder glasig an den Rändern.

Dorfner rät allen Pilzsammlern diese Früchte des Waldes der Natur sachgerecht zu entnehmen. Den Stiel kurz über dem Waldboden abzuschneiden, schont das Pilzgeflecht im Boden. Das Objekt der Begierde sollte schnell geputzt und verarbeitet werden. Eine lange Lagerung sei nicht gut. Der frischeste Pilz sei immer noch der gesündeste.

Erich Dorfner ist Inhaber der Kloster-Apotheke in Neumarkt. Wenn Sammler sich nicht sicher sind ob die Pilze genießbar sind, kommen sie zu ihm und zeigen ihre Exemplare. Der Pilzberater gibt gerne Hilfestellung.

Beim Sammeln von Pilzen gilt es, auch die vorgeschriebene Höchstmenge zu beachten. Diese wird von den Bundesländern vorgeschrieben und liegt meist bei einem Kilogramm pro Person und Tag für den Eigenbedarf. Wer beim Sammeln nicht darauf achtet, wie viel er im Korb hat, muss mit einem Bußgeld bis zu 5000 Euro rechnen.

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