Schutz und Einnahmequelle für die Stadt Neumarkt

13.4.2020, 09:42 Uhr
Schutz und Einnahmequelle  für die Stadt Neumarkt

© Hauke Höpcke

Mehr Menschen bedeuteten im Mittelalter mehr Untertanen für den Adel, die man beschützen musste. So schützten mein Bruder und ich lange Zeit unsere Stadt. Wir standen uns auf einer lang gestreckten Hauptachse gegenüber.

Ich bin der dritte Bau und meine beiden Vorgänger wurden in den Kriegen, wie im Landshuter Erbfolgekrieg, in den Napoleonischen Kriegen und im Dreißigjährigen Krieg oft belagert.

Immer wieder kamen fremde Soldaten

Ganz nah am Geschehen war ich bei den zwei Belagerungen der schwedischen Truppen 1633 und 1635. Drei Tage wurde meine Stadt bedrängt. Über Jahrhunderte wurde ich mehrmals von solchen Situationen herausgefordert.

Mein erster Bau hatte sogar einen Turm, dieser war im 12. Jahrhundert das höchste Bauwerk meiner Stadt. In unmittelbarer Nähe zu mir stand das Heilig-Geist-Spital. Bei Starkregen säuberte sich die Stadt selbst und die ganze stinkende Brühe floss durch mich hindurch.

1504 bekam ich während einer Belagerung starke Risse und mein stolzer Turm drohte einzustürzen. Er wurde mit starken Seilen umwickelt und hielt weiterhin stand.

Die Stadtwache kassierte Pflasterzoll

Jeder Reisende sowie die Stadtbewohner, die mich passieren wollten, mussten Pflasterzoll bezahlten. Somit war ich eine gute wirtschaftliche Einnahmequelle für unsere Stadt. Sogar als die Automobile erfunden wurden, mussten auch diese den Pflasterzoll entrichten.

Schutz und Einnahmequelle  für die Stadt Neumarkt

© Handfest

Leider konnte ich im Jahr 1630 und 1631 wegen der starken Truppenbewegungen den schwarzen Tod, der Neumarkt in dieser Zeit heimsuchte, nicht aufhalten. In dieser Zeit verlor Neumarkt sowie das damalige Europa ein Drittel der Bevölkerung in kürzester Zeit. Mit Karren fuhr man die Leichen durch mich hindurch und verbrannte sie vor der Stadt.

Im Zweiten Weltkrieg zerstört

Im zweiten Weltkrieg wurde ich komplett zerstört. Von 1945 bis 1990 klaffte eine große Lücke an meiner Stelle. 1989 bis  1990 plante man mich neu und ich stehe jetzt wieder in gotischer Form am Anfang des Unteren Marktes.

Den Stadträten und den Bürgern war es 1990 wichtig, mich wieder an meinem gewohnten Platz zu errichten. Stolz bin ich auf mein Aussehen. Ich bin ein würdiger Eingang in die Stadt und in unserer Stadtgeschichte der einzige historische Bau, der dreimal errichtet wurde.

Leider wurde mein Bruder am Oberen Markt wegen der aufstrebenden Industrialisierung abgetragen, um einen größeren Durchgang vom Bahnhof in die Stadt zu schaffen.

Man nennt mich auch Spitaltor oder Nürnberger Tor.

Auf euren kostenfreien Besuch oder  eure Durchfahrt freue ich mich schon jetzt. Habt ihr mich erkannt?

Ja genau, ich bin das Untere Tor.

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