Schweinezüchter schauen derzeit in die Röhre

21.3.2015, 15:00 Uhr
Schweinezüchter schauen derzeit in die Röhre

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Schuld daran seien auch politische Entwicklungen. Das wurde beim jährlichen Stallgespräch mit dem Neumarkter Kreisvorstand mit Kreisobmann Martin Schmid und Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck deutlich.

Derzeit das größte Problem für Ferkelerzeuger und Schweinemäster: der permanente Preisverfall. Experten verzeichneten 2014 europaweit einen katastrophalen Einbruch des Schweinefleischpreises. Dieser fiel im Laufe des vergangenen Jahres von knapp unter der Zwei-Euro-Marke bis Anfang März auf 1,47 Euro je Kilogramm. Nach einer leichten Besserung in den Sommermonaten stürzten die Erzeugerpreise ab September innerhalb von fünf Wochen um weitere 25 Cent ab. „Das ist derzeit zu wenig um kostendeckend zu arbeiten, da die Betriebsmittelpreise ständig hoch geblieben sind.“.

Dagegen unternehmen können die beiden Betriebsleiter Georg und Emanuel Frauenknecht nichts. „Wir können unsere Tiere ja nicht einfach einlagern und warten, bis wir den Preis bekommen, den wir uns wünschen.“

„Es ist ein Dilemma für die bayerische Landwirtschaft“, sagt BBV-Kreisobmann Martin Schmid. Verantwortlich für den Preisverfall sei ein ganzes Bündel von Ursachen. „Natürlich spielen auch der russische Importstopp für viele Lebensmittel oder auch die Tatsache eine Rolle, dass der Fleischverbrauch in Deutschland jedes Jahr um rund zwei Prozent sinkt.“

Wer ist der Billigste?

Doch allein damit sei die Misere vieler Landwirte nicht erklärt. Verstärkt werde die Preisspirale nach unten vor allem durch den Lebensmitteleinzelhandel, meint Schmid. „Es herrscht ein regelrechter Wettkampf um den billigsten Preis für Fleisch und andere Lebensmittel. Leidtragende dieser ,Billig-ist-besser-Logik’ sind die Erzeuger“, so Hollweck.

Daran mitwirken, dass Landwirte wie die Frauenknechts wieder einen angemessenen Preis für ihre Produkte erhalten, können die Verbraucher, sagt Stadler. „Wer vermehrt regionale Produkte zum Beispiel beim heimischen Metzger kauft, zahlt womöglich einen höheren Preis, weiß aber, woher sein Essen kommt und unterstützt die Bauern in der Region.“

Sorgenkind Nummer zwei für die Frauenknechts ist die ausufernde „Verordnungswut der Politik“. Reglementierungen zur Aufzeichnung von Tierantibiotika, eine Neuregelung der Düngeverordnung und Schweinehaltungsverordnungen.

Zu viel Zeit am Computer

Mittlerweile sei der Betriebsalltag auf den Hof der Frauenknechts bürokratisch durchstrukturiert und reguliert. „Ich sitze in der Woche mehrere Stunden am Computer, nur um Bestandsmeldungen in die Online-Datenbank einzutippen. Das ist wertvolle Arbeitszeit, die ich im Betrieb gut verwenden könnte“, sagt Emanuel Frauenknecht.

Natürlich denke sich die Politik all diese Reglements nicht aus, nur um die Landwirte zu piesacken, stellt Schmid klar. „Alle Verordnungen verfolgen einen Sinn und Zweck, beispielsweise wenn es um das Tierwohl oder Krankheitspräventionen geht.“

Vorschriften sind nicht alles

Dennoch plädieren Schmid und Hollweck für „weniger Regulierung von oben und mehr Eigenverantwortung für die Landwirte“. Es liege im ureigenen Interesse der Erzeuger, dass ihre Tiere gesund seien und es ihnen gut gehe. „Um das sicherzustellen braucht man nicht immer Vorschriften.“ Ändert sich an dieser „Bevormundung durch die Politik“ nicht bald etwas, seien insbesondere familiengeführte Betriebe in Zukunft massiv bedroht. „Mittlerweile fragt sich der Landwirte-Nachwuchs zu Recht, ob er sich all das noch antun soll.“

Stirbt der Familienbetrieb aus?

Auf lange Sicht gesehen, sei zu befürchten, dass das Modell eines Familienbetriebes ausstirbt, so Schmid. „Wir glauben nicht, dass dies der politische Wille sein kann.“ so Hollweck.

Soweit soll es bei den Frauenknechts nicht kommen. Sohn Thomas führt den Familienbetrieb weiter: „Ich bin gerne bereit, meinen Betrieb weiter zu entwickeln – so lange uns nichts aufs Auge gedrückt wird, das unsere Existenz gefährdet.“

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