Schwere Kost beim Poetry Slam

3.10.2011, 00:00 Uhr
Schwere Kost beim Poetry Slam

© Hanna Kaufhold

Der Moderator und fränkische Poetry Slammer Michael Jakob, der witzig und gekonnt durch den Abend führte, stimmte das Publikum zum „Aufwärmen“ mit einem Text über den oft amüsanten und meist süffisanten Festivalalltag ein und hatte bald die ersten Lacher auf seiner Seite.

Danach stellte er die Regeln für den Poetry Slam vor: Jeder Dichter hat sieben Minuten Zeit, darf außer einem Textblatt keine Hilfsmittel benutzen und wird von der „Jury“, bestehend aus fünf Zuschauern, bewertet.

Loony Lorna aus Schwandorf machte mit ihrem englischen Gedicht „Blizzard“ den Anfang, gefolgt von Martina Lauermann, die genauso wie Anke Wittmann ihren ersten Auftritt bestritt. Trotz großer Nervosität kamen die beiden Neumarkterinnen gut beim Publikum an.

Wer an diesem Abend gedacht hat, Gedichte seien leichte Kost, irrte. Der Amberger Eny42 protestierte lauthals gegen eine leistungsorientierte Gesellschaft, Felix Kaden aus Erlangen stellte mit seinen eindringlichen Versen machtversessene Rabeneltern an den Pranger. Besonders Sven Hörmann aus Postbauer-Heng ergriff das Publikum mit seinem zutiefst erschütternden Text „Frühling“ über die pechschwarzen Abgründe des Seins, der Forchheimer Sage Dragon appellierte an das Publikum, das Leben zu ergreifen um der inneren Leere zu entgehen.

Lockerungsübung

Um der oft nachdenklichen Stimmung etwas entgegen zu wirken, musste Michael Jakob zwischendurch die ein oder andere Lockerungsübung einbringen, um dem nächsten Kandidaten den Weg zu erleichtern.

Die meisten Lacher erntete Armin Neitzel aus Nürnberg, der als Tourguide das Publikum in seine „Finanzrummelachterbahn“ einlud, die Finanzpolitik mit zahlreichen Wortspielen aufs Korn nahm und mit einer hervorragenden Wertung in das Finale einzog. Dort stand ihm Julia Balzer aus Frankfurt am Main gegenüber, die die Zuschauer vorher

mit ihrem „Gedankenbrei“ fasziniert hatte, bei dem die Fantasie das einzige Limit darstellt und die Welt mit ihren Möglichkeiten grenzenlos ist.

Das Finale sorgte für etwas Furore im Jugendhaus, da Armin Neitzel mit einem obszönen und nicht ganz jugendfreien Vortrag aufwartete und den Zuschauern gedanklich das Äußerste abverlangte.

Die amtierende U20 Hessenmeisterin Julia Balzer, die momentan auf Deutschlandtour ist, überzeugte letztendlich mit ihrer Wortgewandt-

heit und erfrischenden Art in der Applausabstimmung und durfte sich über einen Gutschein über 30 Euro freuen.

Der nächste Poetry Slam findet am 1. Dezember 2011 im Jugendhaus G6 statt. Wer mit seinen eigenen Texten die Poeten herausfordern will, kann sich unter der Nummer (0160) 94196597 anmelden.

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