Sehnsuchtsziele mit Liebe zum Detail

15.9.2019, 18:24 Uhr
Sehnsuchtsziele mit Liebe zum Detail

© Foto: André De Geare

Und heute noch, drei Jahre später, ist ihr Kopf voll von den unzähligen Eindrücken, die sie jetzt auf Papier, Holzfundstücke oder Leinwand bringt. Ein winziger Ausschnitt kann das dann tatsächlich nur sein, was sie bis zum 5. Oktober im "Kunstraum Klostertor" ausstellt, worüber sie jeden Freitag dort erzählt oder aus ihrem Reisetagebuch vorliest.

"Art‘n‘Travel" nennt sie das, und die Reisekunst wird einen besonderen Höhepunkt in der Neumarkter Kulturnacht am 28. September haben, wenn Heusinger mit ihren Gästen "Krathongs" macht. Mit denen ist man schon mitten drin in dieser elfmonatigen Sehnsuchtsreise, ist man hoch im Norden von Thailand, beim Loi-Krathong-Festival, einer Art Lichterfest, das zu den stärksten Eindrücken zählt, die Heusinger gesammelt und noch längst nicht vollständig verarbeitet hat.

Vier Krathongs, Blütenbündel mit Bambus und Kerzen, wie man sie auf dem Fluss schwimmen lässt, hat sie für ihre Ausstellung gemalt. Und die zeigen doch vieles, was Isabell Heusinger während ihrer Reise bewegt hat: "Etwas Altes wird damit beendet, etwas Neues beginnt", erzählt sie. Dass man auch ein Stück Fingernagel und Haar von sich selbst mit zum Krathongbündel dazugibt: zu diesen Schiffchen aus einer Bambusscheibe, Bananenblättern, Blumen und Räucherstäbchen.

Auch anhand der Bilder, die Heusinger derzeit zur Kunstkreis-Ausstellung im Reitstadel beisteuert, sieht man: sie war keine Pauschaltouristin, die ein Ziel nach dem anderen abgehakt hat. Sie hat dort gewohnt, wo die Einheimischen leben, ist mit den Verkehrsmitteln gefahren, die die locals benützen und offenbar hat sich auch viel vom spirit mitgebracht, den sie im ehemaligen Indochina oder in mehreren Teilen Indiens erlebt und verinnerlicht hat.

Zum Augen-Öffnen

Davon will sie den Kunstfreunden zuhause nun möglichst viel mitteilen – und das möglichst genau – was ihr den Ruf des Fotorealismus eingetragen hat, mit dem Heusinger so gar nicht einverstanden ist. Sicher, sie hat auf ihrer Reise viel fotografiert und das dann zuhause in Gemälde umgesetzt, aber nicht immer ist auf denen genau die Szenerie zu sehen, der sie begegnet war: "Ich habe viele Sachen entdeckt, die andere nicht sehen. Ich habe manches weggelassen, was mir nicht wichtig war und umgekehrt."

Fotorealistische Genauigkeit, den genauen Blick für jedes Detail, das habe sie schon als Schülerin gehabt. "Ich möchte auf Einzelheiten aufmerksam machen, die man sonst nicht sehen würde, ich will dem Betrachter die Augen öffnen." Und die Einzelheiten ihrer Reise werden noch für einen Prozess der Bewusstwerdung über Jahre hin reichen.

Heusinger legt sich dabei auch nicht auf das klassische Ölbild fest, das sie technisch vollkommen beherrscht: Sie experimentiert mit Firnis für den Glanz der Wellen auf den Bahamas, mit Hennafarben, Holzstempeln und alten Bordüren, mit denen sie alte Maharadscha-Fotos ironisch umrahmt. Und denen man ansieht, dass ihr Indien die stärksten Eindrücke vermittelt hat. Dorthin würde sie irgendwann auch am liebsten zurückkehren, wenn sie tatsächlich je fertig werden sollte mit der Aufarbeitung dieser Reise.

Am Freitag, 20. September, 18.30 Uhr wird ihre nächste Weltreisen-Stunde denn auch von Indien erzählen, Isabell Heusinger kommt im Sari. Und eine Woche später werden die Krathongs gebastelt, auf Leinwand kosten sie exakt 1080 Euro

Im Kunstraum Klostertor bis 5. Oktober, Freitag 14 bis 18, Samstag 10 bis 13 Uhr.

Mehr Bilder: www.isabell-heusinger.de

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