Stadt muss für Tiefgarage tief in Tasche greifen

13.12.2018, 05:46 Uhr
Stadt muss für Tiefgarage tief in Tasche greifen

© Foto: André De Geare

Reibungslos zuvor noch der Beschluss des Neumarkter Stadtrats zu dem Millionenprojekt an der Oberfläche des Schlossviertels: Die Aufstellung des Bebauungsplans bezüglich der geplanten Fachhochschule wird in einem beschleunigten Verfahren weitergeführt. Nur zwei Räte stimmten dagegen.

Mehr Gegenstimmen hatte der anschließende "Tauchgang" in den Untergrund zwar auch nicht. Doch votierten einige Stadträte am Ende nur zähneknirschend für die drei "Maßnahmepakete", die nötig sind, um die Tiefgarage unter dem Residenzplatz zu erweitern. Denn Gesamtkosten von 5,84 Millionen Euro für 90 neue Stellplätze unter der Hochschule sind wahrlich kein Pappenstiel. Und dazu kommen noch 1,153 Millionen Euro an "vorauseilenden" Kosten für die oberirdischen Baumaßnahmen über dem neuen Abschnitt der Tiefgarage.

Hochbauamtsleiter Thomas Beygang, Roland Feierle vom Architekturbüro Berschneider und Bau-Ingenieur Stefan Lerzer hatten die undankbare Aufgabe, dem Stadtrat die bittere Pille zu verabreichen. Das Baufeld zwischen Residenzplatz und Abtsdorfer Gasse ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Abbrucharbeiten, Kanalumlegungen und die bodenarchäologischen Untersuchungen in einem der ältesten Siedlungsgebiete in der Altstadt werden voraussichtlich bereits 1,28 Millionen Euro verschlingen.

Zudem führten neue Ergebnisse von Baugrund- und Laboruntersuchungen zu einer neuen Schätzung der reinen Bauwerkskosten, die auf 4,56 Millionen Euro steigen. Da ist zum einen das beachtliche Gefälle nach Westen hin zur Abtsdorfer Gasse mit einem maximalen Höhenunterschied von rund 1,80 Meter. Zu allem Überfluss befindet sich knapp unter der Bodenplatte eine wasserundurchlässige Tonschicht.

Breitere Stellplätze

Die noch günstigste Lösung für das Wasserproblem sei hier ein wasserdichter Verbau der Tiefgarage (830 000 Euro), erklärte Lerzer. Immerhin werden die neuen Parkplätze etwas breiter als die alten unter dem Residenzplatz. Wie hoch etwaige Zuschüsse staatlicherseits seien, konnte Stadtbaumeister Matthias Seemann noch nicht sagen. Er hofft aber nach positiven Reaktionen aus Regensburg auf eine "gute Beteiligung".

Auf die Frage von Günther Stagat (SPD), warum die Stadt nicht vor der Wahl des FH-Standorts den Untergrund untersuchen hat lassen, erinnerte Thomas Beygang an die "historische Chance", die die Entwicklung der eher unansehnlichen Ecke zum neuen Studentenviertel darstelle.

Zudem ist Eile geboten: Laut Zeitplan soll die Tiefgarage Mitte 2020, die Außenstelle der TH Nürnberg dann Mitte 2022 fertig sein. Der Kassandra-Ruf von Stadtrat Dieter Ries (Flitz), einem ausgewiesenen Gegner des Standorts: "Das wird noch nicht das Ende der Fahnenstange sein." Doch gab das Gremium die Gesamtkosten in Höhe von 5,84 Millionen Euro am Ende mit 31:2 Stimmen frei.

Reitstadel drei Wochen dicht

Mit dem selben Ergebnis wurde dann auch gleich das Münchner Consulting-Büro Stein beauftragt, Vergabeverfahren für die Architektenleistungen und die Tragwerksplanungen durchzuführen. "Dieses Büro macht seit Jahrzehnten auch das Klinikum", ergänzte Bürgermeister Albert Löhner, der die Sitzung leitete. OB Thomas Thumann hatte sich wegen Krankheit entschuldigt.

Ein weiterer hoher Betrag, fast siebenstellig, wurde einstimmig und ohne Lamento abgesegnet: Neumarkts Kulturtempel, der Reitstadel, benötigt nach 40 Jahren und diversen Verbesserungen am Brandschutz einen kompletten "Systemaustausch der Sicherheitsinfrastruktur", sagte Hochbauamtsleiter Beygang. "Wir müssen tief in die Substanz eingreifen, in 1,40 Meter dicke Wände rein."

Wurden in der September-Sitzung des Bausenats noch 350 000 Euro an Kosten für die Maßnahme vorausgesagt, sind sie inzwischen bei rund 989 000 Euro angekommen. Nach der Erstellung eines Brandschutzkonzepts mit Sachverständigen und Fachplanern im November sei deutlich geworden, dass im Reitstadel weit schwerwiegendere Eingriffe erforderlich seien als zunächst angenommen.

Während der Operation muss der Patient zeitweise still liegen: Aus diesem Grund wird der Reitstadel im April 2018 für rund drei Wochen geschlossen. Weitere Arbeiten werden tageweise ausgeführt, ohne den laufenden Betrieb zu tangieren.

Die Ampel an der Einmündung des inneren in den äußeren Rings – beim neuen Autohaus Kölbl – soll bis 2020 verschwinden. Im kommenden Jahr wird das staatliche Bauamt in Regensburg eine Brücke über die B 299 bauen hinüber zum Appendix des Münchner Rings, der hinauf zum Aptiv-Werk (ehemals Delphi) führt. Die Stadt übernimmt dann 2020 die Straßenbauarbeiten für den Kreuzungsumbau.

Aufwendiger Umbau

Die Baukosten für die gesamte Maßnahme werden nach den Straßenästen aufgeteilt, knapp 27 Prozent bleiben demnach bei der Stadt Neumarkt. Der Stadtrat stimmte mehrheitlich dieser Vereinbarung mit dem staatlichen Bauamt zu. Nur fünf Mitglieder nicht: Sie sehen nicht ein, weshalb eine an sich gut funktionierende Ampelkreuzung für einen späteren dreispurigen Ausbau der Umgehung derart aufwendig umgebaut werden müsse.

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