Stadtrat Neumarkt entscheidet: Kalk bleibt im Wasser

13.7.2019, 17:58 Uhr
Stadtrat Neumarkt entscheidet: Kalk bleibt im Wasser

© Foto: Günter Distler

Bis vor fünf Jahren stammten 93 Prozent des Meumarkter Trinkwassers aus der Miss im Stadtsüden, sieben Prozent aus den Karstquellen am Fuchsberg. Eine prekäre Lage: Die Quellen in der MIss wurden lange übernutzt, der Grundwasserspiegel sank immer weiter. Zudem zeigte nicht zuletzt ein Unfall bei der Firma Pfleiderer, wie verletzlich die Neumarkter Wasserversorgung war.

Seit 2014 beziehen die Stadtwerke Neumarkt deshalb Wasser von der Laber-Naab-Gruppe. Dies enthält allerdings viel mehr Kalk als das Wasser aus der Miss. Weshalb sich seitdem immer wieder Bürger über Wasserflecken, verkalkte Armaturen oder Ablagerungen in Wasserleitungen und Heizkesseln beschweren. Der Forderungen nach einer zentralen Enthärtung sollte auch ein Bürgerantrag nachhelfen, die Anlass für Kinzkofers Vortrag war.

"Eine Enthärtung wäre ein Komfortgewinn, ist aber nicht notwendig", sagte Kinzkofer. Ein Gutachten des Technologiezentrums Wasser aus dem Jahr 2016 habe dem Neumarkter Trinkwasser eine ausgezeichnete und einwandfreie Qualität bescheinigt. Für eine Wasserenthärtung sah das TWZ keine Notwendigkeit.

Denn das Neumarkter Wasser war zwar härter geworden - 15 Grad statt elf Grad. Aber damit liege die Jurastadt noch immer deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt von 17 Grad. Im Landkreis hat Postbauer-Heng besonders weiches Wasser mit vier Grad, in Velburg seien es etwa 20 Grad. Mittlerweile wurde das Mischungsverhältnis etwas geändert, so dass das Neumarkter Wasser eine Härte von 13,5 Grad aufweist.

Der Branchenverband der Wasserversorger DVGW empfiehlt ab einer Wasserhärte von 19,6 Grad eine Prüfung, ob der Nutzen einer Wasserenthärtung in einem guten Verhältnis zu den Kosten steht. In Neumarkt sei dies nicht der Fall, so das TZW. Denn weil das Konzentrat mit dem überschüssigen Mineralien nicht in einen Bach oder Fluss abgeleitet werden kann, müsste es teuer entsorgt werden. Zu einer Kostendeckung einer solchen Anlage müsste der Arbeitspreis pro Kubikmeter Wasser von derzeit 1,58 Euro auf 2,10 Euro steigen, so Kinzkofer.

Immer wieder vorgebrachte Schäden an Rohren und Heizungsanlagen führt Kinzkofer auf fehlerhaften Betrieb oder mangelhafte Wartung zurück. "Dies ist bereits zugegeben worden", sagte er. Dasselbe gelte bei verkalkten Rohrleitungen. Wenn dort der Durchfluss zu gering sei, bildeten sich Ablagerungen - unabhängig von der Wasserhärte. Speziell ging Kinzkofer ein auf Entkalkungsanlagen im Rathaus und bei den Stadtwerken. "Aus den Leitungen fließt das gleiche Wasser wie in allen Haushalten." Die Entkalkung sei technisch notwendig für die Deckenkühlung im Rathaus und den Springbrunnen vor den SWN – "aber nur dafür."

Das Schlusswort der kurzen Diskussion hatte Günter Stagat (SPD): "Alle Stadträte leben in Neumarkt und allein deshalb hat niemand Interesse daran, dass die Stadtwerke schlechtes Wasser anbieten."

Für eine zentrale Wasserenthärtung stimmten Johann Georg Gloßner und Dieter Ries (beide Flitz), Gertrud Heßlinger (SPD), Johanna Stehrenberg (Grüne) und Richard Graf (CSU).

Keine Kommentare