Straßenbau-Blockade: „Wir können zusperren“

22.5.2016, 05:41 Uhr
Straßenbau-Blockade: „Wir können zusperren“

© Foto: Horst Linke

Am gestrigen Freitag kurz vor 12 Uhr: Vier junge Burschen können auf der Ausfallstraße vor dem Ärztehaus in aller Seelenruhe Fußball spielen – unbehelligt von Straßenverkehr. Denn die Regensburger ist seit Dienstag total gesperrt. Auf 40, 50 Meter ist die Fahrbahn in Schaufelbreite aufgerissen und zugeschüttet worden. Bagger und Baumaschinen stehen herum, Arbeiter sind weit und breit nicht zu sehen. In der Mittagspause oder schon im Wochenende?

Genau das regt Jürgen Kolb auf: Trotz der kompletten Straßensperrung geht seiner Meinung nach alles viel zu langsam. „Der Personaleinsatz ist gleich null“, schimpft der Chef von Kolb & Graml, Bäder und Fliesen, in der Regensburger Straße 113. Wenn das so weitergehe, dann könne man die Baufertigstellung im November vergessen. In Stadtratskreisen rechne man schon mit Arbeiten bis zum Frühjahr 2017. „Dann können wir den Laden zusperren, seit Mittwoch ist bei uns tot“, so Jürgen Kolb.

Hochwasserbecken unterirdisch

Rund 1,8 Millionen Euro kosten laut Stadtsprecher Dr. Franz Janka die Kanal- und Straßenbauarbeiten. In der Regensburger Straße entsteht ein 750 Kubikmeter fassender, unterirdischer „Rückstauraum“ samt Mischwasserkanal mit einem Durchmesser von zwei Metern. Außerdem wird die Regensburger Straße auf 500 Metern neu gemacht, einschließlich Rad- und Gehwegen, Bordsteinen und Entwässerungsrinnen (wir berichteten ausführlich).

Deshalb ist die Regensburger Straße seit Dienstag zwischen Wasag-Straße und Ludwig-Wilfling-Straße bis zum 19. November gesperrt, „voraussichtlich“, so Stadtsprecher Janka. „Jede Baumaßnahme ist mit Einschränkungen verbunden, wir versuchen, dass die Anfahrbarkeit so gut wie möglich gegeben ist, wir bemühen uns, dass die Bewohner und Geschäfte nicht zu sehr eingeschränkt werden.“

Kalt erwischt hat es das griechische Restaurant Achillion: Am Tag vor der Sperrung habe ein Bauarbeiter an der Tür geklingelt und lapidar erklärt, dass „morgen die Straße zu“ sei. Seniorchefin Dimitra Pagges fühlt sich von der Stadt schlecht informiert. Deshalb will sie sich im Rathaus um einen Gesprächstermin bemühen, „mit dem Bürgermeister, einem Verantwortlichen der Stadt“.

Wenige Tage nach der Sperrung stellt die Achillion-Wirtin einen deutlichen Rückgang der Gäste vor allem von außerhalb fest. „Das Mittagsgeschäft ist weg“, klagt die Gastwirtin, die das Lokal erst Ende 2015 mit ihrer Familie übernommen hat. Ein wichtiger Umsatzträger soll der Biergarten mit 80 Plätzen sein. Doch wer will schon direkt an einer lärmenden Baustelle sein Gyros essen oder sein Weizen trinken? Der Wirtssohn hält sein Mobiltelefon vor sich: Auf Video hat er den Baualltag dokumentiert — aus dem Handy-Lautsprecher rattern ohrenbetäubend die Baumaschinen.

Das will Dimitra Pagges auch mit dem Oberbürgermeister besprechen: Sie sei von einem Bauleiter schon einmal vorgewarnt worden, dass sie das Lokal „im Oktober zwei Wochen zumachen“ müsse; warum das Achillion in der Zeit nicht einfach Betriebsurlaub mache, lautete die Frage. Doch der Grieche kann sich das bei den laufenden Kosten nicht leisten. Vier Mitarbeiter und die ganze Familie verdienen mit dem Restaurant ihren Lebensunterhalt.

Nebenan war der Betten-Filialist Matratzen-Concord für zwei Tage praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Filialleiterin Montana Falvini versucht nun, mit Werbetafeln, Luftballons und einer 25-Prozent-Rabattaktion gegenzusteuern.

Doch nicht alle Gewerbetreibenden fühlen sich in die Enge getrieben. „Es gibt keinen Grund, daraus ein Drama zu machen, der Zugang ist wie bisher optimal möglich“, berichtet Margit Schlenk von der NM-Vital-Apotheke im Ärztehaus. „Wir sehen keine größeren Schwierigkeiten.“

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