Stromtrassen-Debatte spaltet Postbauer-Heng

4.9.2019, 11:30 Uhr
Stromtrassen-Debatte spaltet Postbauer-Heng

© Foto: Günter Distler

Während die alte dafür ist, ist die neue dagegen. Wie es weitergehen wird? Bürgermeister Horst Kratzer sagte seinem Gemeinderat: "Wir wissen nur, dass wir im Moment nichts wissen." Es müsse abgewartet werden, was bei der anstehenden Überprüfung des Netzplanes heraus komme.

Vor vier, fünf Jahren war das Feindbild noch klar: Da ging es gegen die sogenannte Monstertrasse, die sich von Altdorf her kommend über den Dillberg in den Süden das Landkreises Neumarkt schwingen sollte. Die wollte keiner, mit ihren angeblich fast 100 Meter hohen Masten, der Strahlung, den Magnetfeldern. Der Protest entlang der möglichen Trasse war erfolgreich, heute wird sie bei Schwandorf vergraben. Nach der Trasse ist vor der Trasse: Nun soll die gut 80 Jahre alte Trasse durch den Ersatzneubau P53 ersetzt werden. Ein Projekt, mit dem die BI gegen die Monstertrasse in Postbauer-Heng kein Problem hat, wie jetzt auch einer der Köpfe der Bewegung, Marktrat Jürgen Rupprecht, erklärte. Denn die neue Trasse halte die geforderten und inzwischen zur Vorgabe gewordenen 400 Meter Abstand zur Wohnbebauung ein. "Das ist bei uns möglich – noch", sagte auch Bürgermeister Horst Kratzer.

Proteste im Landl

Allerdings: Nun gehen Bürger in anderen Orten des Landkreises auf die Barrikaden, weil die Trasse bei ihnen plötzlich in Sichtweite oder noch näher durchgezogen werden soll. Proteste gibt es im Landl, in Berching und Dietfurt. Und eben jetzt auch in Postbauer-Heng. Während sich der größte Teil der Gemeinde eigentlich darüber freut, dass die Trasse quer durch den Ort endlich rauskommen soll, hat sich um den SV Postbauer eine Bürgerinitiative formiert, die genau dagegen ist. Sie will die Masten nicht am Grünberg, in Sichtweite der Sportplätze. Sie stellt das Ersatzneubau-Projekt generell in Frage. Mit der Konsequenz, dass die alte Trasse bleiben würde.

 

 

"Was ich nicht verstehe, ist, warum jetzt nicht Tausende aufstehen und genau dagegen protestieren", sagte Bürgermeister Kratzer im Gemeinderat. Das Dilemma sei derzeit, dass alles derart abstrakt und verschwommen sei, dass keiner so richtig durchblicke. Wenn die Planungen weiter gehen, so die Meinung, werde es bald zu neuem Protest kommen.

Wobei: Sowohl Innenminister Horst Seehofer als auch der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger haben den Trassengegnern versprochen, die Notwendigkeit von P 53 zu prüfen oder sogar, wie Seehofer sagte, alles gegen einen Ersatzneubau zu tun. Dafür gab es vor wenigen Wochen viel Applaus.

Nur, gab nun Bürgermeister Horst Kratzer zu bedenken: Die alte Trasse durch den Ort sei 80 Jahre alt. Müsse diese ersetzt werden, sei dies nur mit der aktuellen, 380-kV-Technik geplant. Jürgen Rupprecht assistierte: Die Trasse habe, wegen ihres Alters, einen enorm hohen Widerstand beim Durchleiten des Stromes. Was in der Folge dazu führe, dass die beiden anderen Leitungen in den Süden tendenziell überlastet seien. Müsste die alte Leitung aufgerüstet werden, müsse sie aus dem Ort raus. Rupprecht empfahl, kooperativ mit Tennet nach einer Lösung zu suchen, um die Bürger zu entlasten.

Jede Verzögerung schadet Postbauer-Heng

"Jede Verzögerung kann für Postbauer-Heng nicht gut sein", warnte auch Horst Kratzer. Noch sei der Platz vorhanden, um die Leitung innerhalb der Gemeinde zu verschwenken. Auch wenn es dann Bürger gebe, die die Leitung sehen würden: "Aber immerhin 400 Meter entfernt." Wenn der Ersatzneubau gestrichen werde, bleibe offen, was bei einer nötigen Sanierung geschehe. Ob P 53 oder Sanierung, das sei eigentlich kein Unterschied, klang es heraus. Aber nach wie vor gelte: Man wisse nicht, wie es weitergehe.

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