Tiefbohren für die Neumarkter Hochschule

22.7.2020, 09:00 Uhr
Tiefbohren für die Neumarkter Hochschule

© Foto: Helmut Sturm

Die Mienen der Delegationen aus dem Rathaus und dem Pilsacher Architekturbüro Berschneider + Berschneider ließen das Ergebnis des Sachstandsberichtes zum Baufortschritt Technische Hochschule am Residenzplatz bereits ahnen. Sie strahlten beim Ortstermin mit der Juli-Sonne um die Wette. Projektleiter Peter Mederer, Geschäftsführer des Pilsacher Architekturbüros, lobte eingangs seiner Ausführungen alle am Prestige-Objekt der Stadt Beteiligten "über den grünen Klee".

Dank der hervorragenden Zusam-menarbeit mit dem Hochbauamt (Leiter Roland Feierler – ein ehemaliger Berschneider-Architekt), den kom-petenten Firmen, der günstigen Witterung und den bisher ausgeblie-benen bösen Überraschungen liege das Projekt voll im Zeitplan. Seit Mitte Juni 2020 laufen die Bohrungen für den umlaufenden Baugrubenverbau als Erdbetonwischwand.

Die Fertigstellung wird Ende Juli erfolgen, die Bohrtiefe beträgt zwi-schen zwölf und 16 Meter, und zur Freude der Anwohner arbeiten sich die Groß-Bohrer nahezu erschütte-rungsfrei in die Tiefe. Bis Ende August werden mittels Hochdruckin-jektion die Dichtwände zum Reitstadel und zur darunter liegenden Tiefgarage fertiggestellt.

Direkt im Anschluss erfolgen sieben Brunnenbohrungen bis in eine Tiefe von zehn Metern bis zur anstehenden, wasserundurchlässigen Tonschicht, die ein Aufsteigen von Grundwasser verhindert. Aus Rücksicht auf die Nachbarbebauung wird das Grundwasser nur innerhalb der Baugrubenumschließung abge-senkt.

Unmittelbar daran anschließend beginnt der zweite Bauabschnitt der Bodenarchäologie im Bereich zwi-schen der Abtsdorfer Gasse und ehemaliger Oberer Kaserngasse sowie im Bereich des ehemaligen Altenheim-Innenhofes. Projektleiter Mederer rechnet für die Grabungen mit einem Zeitraum von drei Monaten. Der erste Teilbereich der Archäologie in der Kaminfegergasse ist bereits abge-schlossen. Parallel zur Bodenarchäologie läuft die Rückverankerung des Baugrubenverbaus. Erst dann beginnt der Aushub der Baugrube mit geschätzten 10000 Kubikmetern.

Quelle für Fachkräfte

Ab November beginnt der Hochbau mit der Erweiterung der Tiefgarage unter dem Residenzplatz. Ein Teil-bereich der Bodenplatte wird Ende 2020 fertig sein, der Rohbau wird planmäßig Ende 2021 stehen und die Gesamtfertigstellung ist bis 2024 vorgesehen. OB Thomas Thumann kündigt die Vergabe der Baumeisterarbeiten für den Rohbau noch in der Juli-Sitzung des Stadtrates an. "Bis jetzt konnte eine Punktlandung zu den veranschlagten Kosten erzielt werden", so der Rathauschef.

Die Sanierung der Altstadt mache gute Fortschritte, füge sich perfekt in den Bestand ein und steigere die Wohn- und Lebensqualität in Neumarkts Altstadtkern deutlich. "Eine insgesamt hochwertige Architektenleistung von der Marktstraße bis in die dahinter liegenden Gassen."

Als eines seiner Lieblingsprojekte bezeichnete er den Neubau der Hochschulgebäude auf dem Residenzplatz für den Studiengang "Management in der Biobranche" der TH Nürnberg. Derzeit befinden sich die Studenten für diesen Studiengang interimsmäßig in den Räumen im Haus St. Marien.

"Gut, dass wir größer geplant haben, als ursprünglich angedacht war", so stieg er in die Vorzüge des Projektes ein, das nicht nur eine weitere und hochkarätige Investition in die Bildung junger Menschen bedeute, nein, es werde auch für die Neumarkter Unternehmen eine aus-sichtsreiche Quelle an Fachkräften werden. Der Kindergarten am Resi-denzplatz ist bereits in die Bräugasse gezogen und dort wird ein "Digitales Zentrum" entstehen.

Direkt im Anschluss an das Gebäude der Technischen Hochschule sind Appartements für Studenten geplant, die für einen schnellen Bezug fertig eingerichtet werden. "Wir haben für die Zukunft der Stadt ordentlich Geld in die Hand genommen. Sowohl im direkten als auch im übertragenen Sinn wird sich das auszahlen." Bis jetzt ist jede Stadt in Bayern, die sich zum Hochschulstandort entwickelt hat, "förmlich explodiert".

Nicht nur zeitlich liege das Projekt im Plan – auch finanziell gab es bisher keine unangenehmen Überraschungen. Für die erfolgreiche Vorbereitung, Planung und Durchführung des Großprojektes im Rahmen der Altstadtsanierung dankte OB Thumann seinen Mitarbeitern im Hochbauamt und dem Architekturbüro Berschneider.

Hörsaal für 100 Hörer

Die Grundrissfläche beträgt 3910 Quadratmeter, die Nettogrundriss-fläche immer noch 2972. An Räumlichkeiten wird ein Hörsaal für etwa 100 Personen gebaut. Im Erdgeschoss entstehen zwei große Seminarräume für je 50 Studenten, zusammenschaltbar mittels einer mobilen Trennwand. Die Seminarräume sind zum Foyer zu öffnen. Zwei weitere Seminarräume für etwa 30 Studierende und ein Interaktionsraum für Firmen gehören zum Erdgeschoss.

Ein EDV-Labor, ein kleiner Semi-narraum ebenfalls für 30 Personen, zwei Gruppenräume und ein Projektraum werden im 1. Obergeschoss gebaut, und im 2. Obergeschoss entstehen zwei Lernräume mit 28 Plätzen und ein Gruppenarbeitsraum.

Im Foyer mit Lichthof (295 Quad-ratmeter) steht den Studierenden eine Bibliothek, für die Professoren, Studiengangsleiter und wissenschaftlichen Mitarbeiter Büros ein Sekreta-riat, ein Konferenzraum für zehn Per-sonen und eine Teeküche zur Verfügung. Automatenräume und offene Sitzbereiche sowie eine Dachterrasse entstehen – und alles barrierefrei.

Roland Feierler, Leiter des Bauam-tes Hochbau, und Projektleiter Peter Mederer lobten die Professionalität der am Bau beteiligten Firmen. Trotz europaweiter Ausschreibung blieben zahlreiche Aufträge in der Region. Der Gebäudekomplex wächst sichtbar aus der Grube, die aufwendigen Arbeiten unter der Erde nähern sich ihrem Ende.

Keine Kommentare