Tierisch große Nachfrage: Immer mehr Neumarkter halten Hühner im Garten

5.5.2021, 06:01 Uhr
Tierisch große Nachfrage: Immer mehr Neumarkter halten Hühner im Garten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Viel Zeit zuhause, wenige Termine und Verabredungen: In der Corona-Pandemie ist das mit Homeoffice und Distanzunterricht für viele Alltag geworden. Neben all dem weniger Schönen, das sich dadurch ergibt, haben manche auch neue Ideen ausprobiert oder langgehegte Wünsche umgesetzt – und sind aufs Tier gekommen.

Fast jeden Tag flattert ihm ein Antrag frisch gebackener Geflügelhalter auf den Tisch, sagt Dr. Kay Langner, Leiter des Neumarkter Veterinäramts. Seit Mitte 2020 seien das an die 200 neue Anträge, schätzt er. Insgesamt gibt es im Kreis etwa 2500 Geflügelhalter. Das Gros derer, die nun neu dazugekommen sind, "machen das als Hobby".

Die meisten Hobby-Halter haben maximal 10 Hühner

Maximal zehn Hühner bekommen ihren Stall und Auslauf im Garten. "Wenn man den ganzen Tag im Homeoffice ist, freut man sich über einen Grund, mal rauszugehen", ist Langners Beobachtung.

Auch Hobbyhalter müssen ihren Tierbestand melden. Denn nur so könne die Geflügelpest eingedämmt werden, erklärt der Veterinär. Wenn ein Fall von Geflügelpest auftritt, gibt es einen Sperrbezirk – dort dürfen Hühner, Enten und Gänse dann für vier Wochen nicht ins Freie. Wenn in der Zeit kein neuer Fall dazukommt, wird die Stallpflicht wieder aufgehoben.

Das hat einen Teil des Landkreises betroffen, als es einen Geflügelpest-Fall im Kreis Roth gegeben hat. Diese Maßnahme sei sinnvoll, denn als Tierhalter "sollte man sich schon um seine Hühner sorgen. Mindestens 80 Prozent der infizierten Tiere sterben", sagt Langner. Und auch ein Huhn sei ein Lebewesen – im direkten Kontakt könne man sehen, dass jedes Tier auch eine gewisse Persönlichkeit hat, kann lernen, die Körpersprache zu deuten.

Auch Schafe und Ziegen werden immer beliebter

Nicht nur Hühner erleben einen Boom, in deutlich kleinerem Umfang gebe es auch Hobbyhalter von Schweinen und Rindern, sagt Langner. Zwei, drei, vier Tiere halten die dann. Auch Schafe und Ziegen seien beliebt. Stetigen Zulauf haben auch die Imker im Landkreis Neumarkt. Auch wenn im Moment das Probe-Imkern coronabedingt nur auf digitalem Wege laufen kann – "der Kurs, den wir gerade anbieten, ist voll", sagt Johann Kirsch vom Vereinsvorstand.

Das komme auch daher, dass vergangenes Jahr der Kurs abgesetzt wurde – die Nachfrage insgesamt sei nicht gestiegen, ergänzt Marco Kühn, zweiter Vorsitzender des Imkervereins. Er weiß, dass über die sonntäglichen Einheiten am Lehrbienenstand im LGS-Park, die derzeit nicht stattfinden dürfen, sonst auch Interessenten zum Verein kommen.

Kirsch und Kühn hoffen, dass bald der Unterricht zumindest in ganz kleinen Gruppen wieder am Lehrbienenstand oder im neu gebauten Honighaus ablaufen kann. "Digital geht das auch sehr gut, aber irgendwann ist der Zeitpunkt, wo man aus echter Anschauung lernen muss", so Kirsch. Derzeit können Anfänger in einer WhatsApp-Gruppe Fragen stellen, die dann meist schnell aus der Runde der Erfahreneren beantwortet werden.

Im Mai sind außerdem einige digitale Stammtische geplant, bei denen Referenten zu verschiedenen Themen sprechen werden, sagt Kirsch. Ein Imker hat seinen eigenen Blick auf Wetter und Natur: Wenn es morgens lange kühl ist, fliegen die Bienen später los. Wenn alles wie jetzt gerade "explosionsartig blüht, werden die Bienen dem Blütenheer nicht Herr", so Kirsch.

Wird 2021 ein gutes Honigjahr?

Trotzdem hofft er auf ein besseres Honigjahr – 2020 hat relativ wenig Ernte beschert, aber auch dieses Jahr lasse sich bisher nicht vielversprechend an, sagt Kirsch. Wegen der kühlen Phasen habe man mehrfach nachfüttern müssen. Doch er freut sich schon drauf, unter einem üppig blühenden Baum das laute Summen der vielen Bienen über sich zu hören. "Und mit einer süßen Ernte für die Arbeit belohnt zu werden, ist auch etwas Schönes", weiß er.

Im Tierheim Neumarkt dagegen ist die Nachfrage nach Hund, Katze oder anderen tierischen Mitbewohnern in der Corona-Zeit nicht stark nach oben geschnellt. Wer sich ein Haustier heimholt, müsse sich bewusst darüber sein, dass das eine langfristige Entscheidung ist, für etwa 15 Jahre, nicht nur für eine hoffentlich doch begrenzte Corona-Phase, so die Auskunft aus dem Tierheim. Doch die meisten Interessenten seien sich darüber klar.

Katzen und Hunde warten im Tierheim

Andrang hatte es zu Beginn der Pandemie auf die Möglichkeit gegeben, mit Hunden aus dem Tierheim nachmittags Gassi zu gehen – da seien viele Familien gekommen. Inzwischen übernimmt das ein fester Gassigeher-Stamm. Wer gern ein Haustier aufnehmen möchte, kann sich beim Tierheim erkundigen und einen Termin ausmachen, Telefon (0 91 81) 2 28 62. Bei den Katzen wird es bald Nachwuchs geben, die erste trächtige Katze sei schon da.

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