Tierische Waldarbeiter in Pyrbaumer Revier

3.3.2015, 06:30 Uhr
Tierische Waldarbeiter in Pyrbaumer Revier

© Fotos: Günter Distler

Fritz legt sich kräftig in Zeug. Doch ist der schwere Eichenstamm erst einmal in Bewegung, sieht alles ganz einfach aus, als ob der 4,5 Meter lange Abschnitt von alleine durch den weichen Waldboden gleitet. Dabei ist Fritz, ein neun Jahre alter Noriker, nur im Nebenberuf Waldarbeiter. „Es ist das erste Mal seit Langem, dass wieder ein Förster ein Pferd zum Rücken einsetzt“, sagt Walter Weismann.

Der Unternehmer aus Thannhausen fährt sonst mit modernen Maschinen, Harvester und Forwarder, in den Wald. Mit dem österreichischen Kaltblut bestreitet Weismann vor allem Pferde-Leistungssport, ist mit ihm bei namhaften Zugleistungsprüfungen vertreten. Die Bestleistung waren 2300 Kilogramm über 40 Meter bei einem Wettkampf in Vorarlberg. Dagegen sind die Hölzer im Pyrbaumer Forst Fliegengewichte.

Das Pferd schützt Spechte

„Der Pferdeeinsatz ist auch im Pyrbaumer Revier die absolute Ausnahme“, sagt Revierleiter Michael Schafferhans. Doch in dem vier Hektar großen Areal östlich des Baugebiets „Waldstraße“ macht die bayerische Forstverwaltung trotz der unbestreitbar höheren Kosten eine Ausnahme. Aus drei Gründen. So will man nicht in das beliebte Naherholungsbiet mit Spielplatz und dem Bocklbahn-Wanderweg Lücken mit schwerem Gerät reißen.

Dann stehen in diesem Bereich besonders hochwertige Eichen, die die Forstverwaltung nicht vor der Zeit für breite Rückegassen entnehmen möchte. Und nicht zuletzt gibt es dort einen Schwerpunkt an ökologischen „Höhlenbäumen“, die von Spechten und Fledermäusen besiedelt werden.

Diese Biotope sind mit grünen Wellen gekennzeichnet und sollen möglichst nicht gefällt werden. Die besondere Häufigkeit dieser Höhlen liegt wahrscheinlich in der Geschichte des benachbarten Neubaugebiets: Dort stand früher eine Munitionsfabrik, die im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurde. Geschosssplitter verletzten die Bäume, es bildeten sich kleine Faulstellen, die die Tiere als Angriffspunkte nutzten.

Besonders wertvolle Eichen stehen in diesem Bereich des Pyrbaumer Reviers. „Der Tonboden macht sie konkurrenzkräftiger“, sagt Schafferhans. Außerdem haben seine Vorgänger im 19. Jahrhundert ausgezeichnetes Saatgut verwendet. Gemeinsam mit der jahrzehntelangen guten Pflege und Durchforstung ergibt dies ein Holz, das hohe Preise erzielt.

Buchen sind hier Nebensache

Die Buche steht als Nebenbaum im Bestand. „Sie hat dienende Funktion“, sagt Schafferhans. Ihre Krone soll die Stämme der Eichen beschatten, damit diese keine Wasserreiser ausbilden, also unerwünschte kleine Zweige.

Denn die aus Förstersicht schönsten Bäume wachsen kerzengerade und bilden erst ab etwa sechs Meter Höhe ihr Astwerk aus. Bis dahin ist es aber noch einige Zeit hin. Denn die Pyrbaumer Eichen sind noch „Halbstarke“, die erst in etwa 150 Jahren als Dalben für französische Rotweinfässer oder Furnier für altdeutsche Wohnzimmermöbel.

Nach vier Stunden im Geschirr hat sich Fritz seine Mittagspause wahrlich verdient. Er schaut in die Sonne und knabbert trockenes Brot aus den Händen von Walter Weismann.

Am Freitag, 6. März, um 14 Uhr findet ein „Schaurücken“ statt.

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