Trotz Lernschwäche Sprung in ersten Arbeitsmarkt geschafft

15.8.2020, 12:40 Uhr
Trotz Lernschwäche  Sprung in ersten Arbeitsmarkt geschafft

© Foto: Franz Hausner

Röhrl hat eine angeborene Lernschwäche. Daher war ihm lange Zeit der Schritt in den regulären Arbeitsmarkt verwehrt. Dennoch spürte er das Bedürfnis, sich beruflich weiterentwickeln zu wollen. So suchte er das Gespräch mit Markus Moosburger, Jobcoach und Fachdienst der Holnsteiner Werkstätten.

Mehrere Praktika absolviert

Röhrl absolvierte daraufhin mehrere Praktika in verschiedenen Firmen. Im landwirtschaftlichen Betrieb bei Felix Kaiser auf der Straußmühle war anfangs ein zweiwöchiges Praktikum geplant. Schnell wurde daraus ein ausgelagerter Werkstatt-Arbeitsplatz. In dieser Zeit wuchs bei der Familie Kaiser die Entscheidung, Röhrl "für ganz" einzustellen.

Jetzt bekam er einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag von 40 Wochenstunden. Dabei wurde erstmals am Modellprojekt BÜWA (Begleiteter Übergang von der Werkstatt in den allgemeinen Arbeitsmarkt) teilgenommen. Das Projekt vom Freistaat Bayern unterstützt Menschen mit Handicap auf dem Weg ins Arbeitsleben.

Mäharbeiten und Maschinenpflege

Die Tätigkeiten auf dem Bio-Bauernhof kann Röhrl trotz seines angeborenen Lern-Handicaps verrichten. Die Aufgaben reichen von der Versorgung des Rinderstalles über Mäharbeiten bis zur Maschinenpflege. Auch bei der Ernte ist er eine wichtige Kraft. Neulich kam die Versorgung von Mastgockeln und Gänsen hinzu. Röhrl ist verheiratet und lebt zusammen mit seiner Frau und einem dreijährigen Sohn in Berching. Für Daniel Röhrl hat sich ein Traum erfüllt: Der "richtige Arbeitsplatz" bringt ihm nicht nur ein richtiges eigenes Einkommen, sondern auch eine durchaus anspruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgabe.

"Jeder Mensch hat besondere Talente. Wir als Werkstatt wollen diese herausfinden, fördern und für jeden den richtigen Platz finden", so Moosburger. Franz Hausner, Leiter der Holnsteiner Werkstätten, bedankte sich bei Familie Kaiser, dass sie Röhrl die Chance zur beruflichen Weiterentwicklung gegeben hat: "Nur durch das persönliche Engagement jedes Einzelnen können solche Projekte gelingen."

Daniel Röhrl wird weiter von Regens-Wagner-Holnstein durch Jobcoach Markus Moosburger betreut. Leider, so Moosburger, haben bisher nur ganz wenig Mitarbeiter der Werkstätten der Regens-Wagner-Stiftung Holnstein den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt geschafft. "Dafür war in der Vergangenheit auch zu wenig getan worden, meine Stelle gibt es erst seit einem Jahr", erklärt der Jobcoach.

Viele Firmenchefs hätten überdies innere Widerstände und viele Fragen. Manche Chefs hätten sich aber auch noch gar keine Gedanken über die Beschäftigung Behinderter gemacht und zahlten lieber die Ausgleichsabgabe. Er kläre dann auf und stehe als Ansprechpartner bereit. "In der heutigen Zeit mit dem Fachkräftemangel sind unsere hochmotivierten Leute eine wertvolle Ressource", findet Moosburger.

Arbeitgeber von Menschen mit Behinderung erhalten Unterstützungsleistungen. Und das spezielle Förderprogramm, das Daniel Röhrl geholfen hat, gebe es schon länger, weiß Moosburger, es werde aber nur selten genutzt, weil es Arbeit macht mit der Dokumentation. "Ich sehe da einen gesellschaftlichen Auftrag, Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und den Chefs dahingehend Impulse zu geben."

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