Trotz Schließungen: Commerzbank bleibt Neumarkt treu

4.4.2021, 22:28 Uhr
Trotz Schließungen: Commerzbank bleibt Neumarkt treu

© Foto: Wolfgang Fellner

Und, ebenso positiv: Die Commerzbank wird bundesweit ihr Filialnetz zwar ausdünnen. Der Prozess, an dessen Ende noch 450 Geschäftsstellen stehen sollen, wird aber, so die Botschaft bei der Pressekonferenz, an Neumarkt mit seinen derzeit elf Mitarbeitern vorübergehen. Das Institut habe derzeit noch 800 Filialen im Markt, 190 seien wegen der Pandemie geschlossen, sagte Krauß, und blieben dies auch. Unter den 1000 Niederlassungen zähle Neumarkt mit seiner Filiale in Lauf zu den 200 profitabelsten, mehr könne er nicht sagen. Aber das war deutlich genug.

2020 habe vor allem die Unterstützung der Unternehmerkunden im Fokus gestanden. "Als Hausbank pflegen wir zu vielen unserer Kunden langjährige Beziehungen. Dadurch konnten wir sie schnell unterstützen", sagte Michael Krauß. Die Commerzbank habe bundesweit 7,7 Milliarden Euro KfW-Coronakrediten bereitgestellt, 100 Millionen Euro über die Niederlassung Nürnberg.

Pandemie treibt Digitalisierung

Die Pandemie sei zum Treiber der Digitalisierung geworden. "Viele Firmen haben sich stärker mit dem Thema beschäftigt und erledigen immer mehr Finanzgeschäfte digital", sagte Krauß. Auch das Geschäft mit Selbständigen, Freiberuflern und Unternehmen mit bis zu 15 Millionen Euro Jahresumsatz habe man ausgebaut. "Wir haben neue Kredite in Höhe von 19 Millionen Euro ausgereicht." Zudem seien 96 neue Unternehmerkunden gewonnen worden. Die Commerzbank in Neumarkt betreue 1427 Unternehmer und Freiberufler.

Mehr mobile Nutzung

Auch im Privatkundengeschäft nahm die Nutzung digitaler Anwendungen stark zu. "Dabei geht der Trend eindeutig Richtung Mobile-Banking", sagte Markus Schmidt. So ist die Zahl der Banking-App-Nutzer im Marktbereich Neumarkt in 2020 um 32 Prozent gestiegen. "Im Jahr 2020 haben wir in Neumarkt netto 393 neue Kunden gewinnen können" sagte Schmidt. Die Gesamtkundenzahl liege bei 11 132 Kunden.

Den Lockdown hätten viele Kunden genutzt, sich verstärkt um ihre Geldanlage zu kümmern. "Viele haben den Kurssturz im Frühjahr 2020 genutzt und Wertpapiere gekauft – davon einige zum ersten Mal", sagte Schmidt. Besonders beliebt waren Wertpapiersparpläne: Ihre Zahl stieg um 22 Prozent. Das Depotvolumen stieg um acht Prozent auf 74 Millionen Euro.

Während es für Einlagen nach wie vor Minus-Zinsen gebe, sagte Michael Krauß, habe sich der Dax verdoppelt. Der Wirtschaft gehe es nach wie vor gut, stark verloren hätten unter anderem Gastronomie, Tourismus und Eventbranche.

Gut aus der Krise heraus

Doch der Mittelstand und die Wirtschaft würden gut aus der Krise kommen. "Und die Commerzbank ist der größte Mittelstandsfinanzierer." Da die Leute ihr Geld nicht ausgeben konnten, stieg die Sparquote von elf auf 22 Prozent.

Nach dem März, als auch die Filiale in Neumarkt für längere Zeit dicht gewesen war, "da habe ich gedacht, das Jahr ist gelaufen", sagte Markus Schmidt. Doch das Bild habe sich gedreht, die Baufinanzierung habe angezogen, die Kunden entwickelten Lust auf Geldanlagen, finanzierten neue Autos. "Die Corona-Krise hat den Wunsch nach Wohneigentum noch einmal verstärkt. Dabei geht der Trend raus aus der Stadt ins Grüne, besonders Immobilien mit Gärten und Balkonen waren gefragt", sagte Schmidt. Das Neugeschäft mit Baufinanzierungen stieg im Marktbereich auf 33 Millionen Euro, das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Gesamtvolumen liegt damit bei 133 Millionen Euro.

Der Zins, sagte Schmidt, werde auch 2021 negativ bleiben. Man müsse andere Wege suchen, um Rendite zu erwirtschaften. Am Bau sehe er keine Tendenz zu kleinen Wohnungen, Geld zum Investieren sei genügend da. Er sehe aber auch keine Blase im Landkreis Neumarkt, das Angebot sei knapp, die Nachfrage zu groß: "Es wird zu wenig gebaut."

Zuzug wird bleiben

Der Zuzug in den Landkreis werde anhalten, sagte Michael Krauß. Neumarkt sei eine der "wirtschaftlich stärksten Ecken" in der Metropolregion mit guten Arbeitsplätzen und guten Geschäften. In der Stadt steigen die Preise, doch durch home office und Digitalisierung sei Arbeiten von zuhause aus möglich und deshalb zögen die Menschen weiter hinaus in die Peripherie, wo man für dasselbe Geld etwas mehr Quadratmeter Wohnraum und noch einen Balkon oder gar einen kleinen Garten bekomme. Die Immobilienpreise würden weiter moderat anziehen, sagte Michael Krauß. Und, verwies er auf einen anderen Effekt: Es habe Kunden gegeben, die während der Pandemie um Stundung ihrer Kredite gebeten hätten. Aber: "Heute sind keine Kunden auf privater Seite mit Stundung mehr da."

Keine Kommentare