29 Damen an Bord

"Ulmer Schachtel" legt im Berchinger Hafen an

12.9.2021, 06:00 Uhr
Die 29 Damen und ihre vier Bootsbegleiter fuhren auf dem Kanal von Berching weiter bis hoch nach Bamberg. 

© Anton Karg Die 29 Damen und ihre vier Bootsbegleiter fuhren auf dem Kanal von Berching weiter bis hoch nach Bamberg. 

Die „Gesellschaft der Donaufreunde“ aus Neu-Ulm fördert laut ihrer Satzung Heimatpflege durch Wahrung der Tradition der althergebrachten „Ulmer Donaufahrten“. Und dies seit 1914 mit Fahrten auf der „Ulmer Schachtel“ die Donau abwärts. Zurück treidelte man einst mit Pferden.

17 Jahre nach dem Ende der gewerblichen Ulmer Donauschifffahrt begann der Verein für den Fremdenverkehr Ulm/Neu-Ulm 1914 mit Erlebnisreisen, den damals aufkommenden „Schachteltouren“. Es ging damals, so der heutige Vorsitzende des Vereins, Ulrich Burst, um die „Belebung der Donau“ und um „Propaganda für Ulm“.

Links steht Kapitän Ulrich Burst und oben auf dem Schiff die Vorsitzenden des Jachtclub Berching, Dominik Scholl und Ralf Vaters.

Links steht Kapitän Ulrich Burst und oben auf dem Schiff die Vorsitzenden des Jachtclub Berching, Dominik Scholl und Ralf Vaters. © Anton Karg

Schon vor der ersten Fahrt sei geplant gewesen, dieses Ziel auch in den folgenden Jahren durch weitere Reisen zu verfolgen. Bis heute: Am Samstag lief eine "Ulmer Schachtel" im Hafen des Jachtclub Marina in Berching ein.

Begrüßt wurden die 29 Damen mit den vier Bootsbegleitern von den beiden Club-Vorsitzenden Dominik Scholl und Ralf Vaters. Anschließend bot sich der Reisegruppe ein Bummel durch die Berchinger Innenstadt und die Einkehr im Hotel-Gasthof Winkler.

Kapitän Ulrich Burst erläuterte nach dem Festzurren der Taue unserem Mitarbeiter den Schiffstyp „Ulmer Schachtel“. Es handele sich um einen Spottnamen für den Nachbau einer „Wiener Zille“, einem Einweg-Bootstyp, der seit dem Mittelalter auf der Donau zur Warenbeförderung diente. Zillen seien im Donauraum die klassischen Arbeitsschiffe gewesen. „Auch in Ulm war dieser Schiffstyp bekannt, vornehmlich als kleineres Boot, etwa für die Fischerei."

Donauschwaben befördert

Zum Warentransport flussabwärts verwendete man in Schwaben jedoch größtenteils Flöße, aber auch die "Ulmer Schachtel", die ihre Fracht zum Teil bis nach Ungarn zu den Donauschwaben brachten. Dass von Ulm aus Siedler mit diesen Booten bis ins Schwarze Meer nach Ovidiopol bei Odessa schipperten, bezweifelte Burst hingegen. Dies sei ein Märchen, das man nicht aus der Welt schaffen könne.

Die "Ulmer Schachtel" ist ein langer Lastkahn mit einem hausartigen Aufbau. Die Länge betrug insgesamt 30 Metern, die Höhe der Bordwand, gemessen in der Mitte des Lastkahns, 150 bis 160 Zentimeter, die größte Breite 7,5 Meter, die Länge des hausartigen Aufbaus fünf bis sechs Meter. Die Höhe des Kahns betrug insgesamt etwa vier Meter.

Das Schiff verfügt heute am Bug und Heck zum Steuern je ein Ruderblatt. Stromabwärts gleitet es mit der Strömung zum Ziel, stromaufwärts zogen für Pferde den Kahn, heute macht das ein kleiner Dieselmotor.

Nach der Übernachtung beim Winkler in Berching ging die Fahrt weiter bis nach Bamberg. Hier stiegen die Damen aus und ihre Männer gingen an Bord. Start und Ziel der Reise war der Hafen in Kelheim. Von dort tuckerte die "Ulmer Schachtel" zum Heimathafen in Neu-Ulm schön langsam mit maximal sieben Knoten (knapp mehr als zwölf Kilometer/Stunde) stromaufwärts.

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