Unruhe bei Holzunternehmen: Pfleiderer-Chef geht

23.5.2019, 09:42 Uhr
Unruhe bei Holzunternehmen: Pfleiderer-Chef geht

© Etzold

Nun hat das einstige Neumarkter Traditionsunternehmen, das 2016 seinen Hauptsitz nach Polen verlagerte, bekanntgegeben, dass CEO Tom Schäbinger das Unternehmen "aus persönlichen Gründen zum 31. Mai verlassen wird". Er hatte den Posten erst 2017 übernommen. Dem Aufsichtsrat werde er weiterhin als Berater zur Verfügung stehen, teilte das Unternehmen mit.

Wie dies konkret zu verstehen ist, bleibt unklar. "Aus dem operativen Geschäft wird Herr Schäbinger ausscheiden", die angeführte beratende Tätigkeit könne sich möglicherweise über die (einst vertraulich vereinbarte) Vertragslaufzeit ableiten, so Stefan Göldner, Head of Communication der Pfleiderer-Gruppe.

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© Foto: Hailer

Er verweist nochmals auf die Beteuerung des Unternehmens, am eingeschlagenen Kurs festhalten zu wollen. "Das Ausscheiden von Herrn Schäbinger bekräftigt nicht den totalen Kurswechsel, was auch die angeführten ,persönlichen Gründe‘ unterstreichen", so Göldner etwas verklausuliert weiter.

Suche läuft

Zbigniew Prokopowicz ist seit Juni 2016 Vorsitzender des Aufsichtsrates (seit Februar 2016 Mitglied) und wird als Interims-CEO fungieren. Die Suche nach einem neuen CEO laufe.

Prokopowicz wird in einer Pressemitteilung des Unternehmens mit den Worten zitiert: "Unter Tom Schäbingers Führung haben wir das Unternehmen erfolgreich auf Wachstumskurs gebracht und eine neue Strategie eingeleitet. Wir freuen uns, dass er dem Aufsichtsrat weiterhin in beratender Funktion zur Verfügung stehen wird." Was die finanziellen Daten angeht: Im ersten Quartal 2019 ging der Umsatz der Pfleiderer Gruppe um 2,4 Prozent auf 262,3 Millionen Euro zurück.

Als Ursachen nannte das Unternehmen einen höheren Wettbewerb auf dem Rohspanplattenmarkt, den Abbau an Lagerbeständen bei Kunden und den einmonatigen, ungeplanten Ausfall der MDF/HDF-Produktion im Brandenburger Werk Baruth aufgrund eines Brandes Anfang Januar.

Unruhe bei Holzunternehmen: Pfleiderer-Chef geht

© Foto: Pfleiderer

Gleichzeitig stieg der Umsatz aus dem Verkauf von Mehrwertprodukten im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent auf 152,3 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Mehrwertprodukte machten zwei Drittel des Unternehmensumsatzes im ersten Quartal aus.

Nico Reiner, CFO der Pfleiderer Gruppe, bleibt optimistisch: "Der Umsatz im März ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dies ist ein gutes Zeichen. Trotz eines Gewinnrückgangs im ersten Quartal sind wir zuversichtlich, dass Umsatz-, Gewinn- und Kostenoptimierungsmaßnahmen greifbare Ergebnisse liefern werden."

Sinkender Nettogewinn

Der Nettogewinn im ersten Quartal ergab ein Minus von elf Millionen Euro, im Vergleich zu 7,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Abgesehen von einem geringeren Nettoumsatz ergab sich dieser Rückgang hauptsächlich aus einer geringeren Bruttogewinnmarge aufgrund höherer Rohmaterialkosten.

Auswirkungen hatten außerdem außerordentliche Beratungskosten (4,9 Millionen Euro im ersten Quartal 2019), finanzielle Einbußen aufgrund des Brandes in Baruth (2,7 Millionen Euro) sowie Abfindungen (0,3 Millionen Euro).

Die Pfleiderer Gruppe beliefert Möbelhersteller in Polen, Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie mehrere 1000 mittlere und kleinere Unternehmen der Möbelindustrie mit Möbel- und Küchenarbeitsplatten, HPL-Laminaten sowie Kunstwandverkleidungen.

Der Hauptsitz des Unternehmens ist seit 2016 in Wrocław (Polen) mit Niederlassungen in Neumarkt und Warschau. Die Gruppe beschäftigt rund 3500 Mitarbeiter.

Pfleiderer war vor einigen Jahren spektakulär mit Riesenschulden in Insolvenz in Eigenverwaltung gegangen und vorübergehend von einem US-amerikanischen Finanzinvestor übernommen worden. Nach einer Börsenabstinenz kehrte Pfleiderer in Warschau auf den Aktienmarkt zurück. Seitdem hat sich das Zentrum des Unternehmens nach Polen verlagert. Pfleiderer verfügt in Neumarkt über ein hochmodernes Spanplattenwerk.

nn/aha/wdn

 

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