"Unverantwortlich": Stadträtin kritisiert OB Thumann wegen Bauprojekt

11.9.2020, 14:20 Uhr
Die Bagger haben Platz gemacht – in der Saarlandstraße plant ein Bauträger ein Mehrparteienhaus mit acht Wohneinheiten.

Die Bagger haben Platz gemacht – in der Saarlandstraße plant ein Bauträger ein Mehrparteienhaus mit acht Wohneinheiten.

"Der Bausenat hatte leider in keiner Weise irgendeinen Einfluss auf die Erteilung der Baugenehmigung und konnte somit nichts genehmigen", schreibt Plankermann.

In der Bausenatssitzung im Juli habe sie versucht, eine Diskussion über die Dimension und die Verträglichkeit dieses Bauvorhabens in Gang zu bringen. Doch Bauamt und OB hätten ihr bescheinigt, dass es keinen Bebauungsplan für das Gartenviertel gebe und somit diealleinige Entscheidung bei der Verwaltung liege.


Baugenehmigung erhalten: Umstrittenes Projekt in Saarlandstraße entsteht


"Ich bin mit vielen meiner BausenatskollegInnen einig, dass man in Zeiten der Wohnungsknappheit verdichten kann und soll, aber es ist trotzdem eine Frage, wie weit man dabei geht." Es müsse jeder Fall einzeln betrachtet werden, ob er sich in die Umgebungsbebauung einfügt. Es dürfe nicht sein, dass gewachsene Wohnviertel ihren Charakter verlören und wie im Gartenviertel wertvolles Grün verloren gehe.

Wertvolles Grün geht verloren

"Die Tatsache, dass das Fehlen eines Bebauungsplans dazu führt, dass Grundstücke zukünftig bis auf den letzten Quadratzentimeter ausgenutzt werden können, muss doch unsere Bauverwaltung hellhörig machen, dass sie diese Lücke schnellstmöglich schließt und dadurch die Gestaltungshoheit des Bausenats und natürlich auch die der Verwaltung wieder herstellt", schreibt Plankermann. Stattdessen habe der Senat sich eine "langatmige, sich wiederholende juristische Erklärung" anhören müssen, warum man nicht anders könne und überdies sei das Bauamt personell nicht in der Lage, fehlende Bebauungspläne im Stadtgebiet zu erstellen.

"Dass diese Arbeit auch von externen Ingenieurbüros erledigt werden kann, scheint das Bauamt gar nicht erst in Betracht zu ziehen", kritisiert Plankermann.

Auch die Tatsache, dass das Gebiet Saarlandstraße vom Bauunternehmer schon vor Erteilung des Baurechts abgeräumt wurde, damit man nicht mehr erkennen kann, wie grün das Areal vorher war und ob da Bäume drauf standen, die möglicherweise nach der Neumarkter Baumschutzordnung hätten ersetzt werden müssen sei dem Bauamt wohl völlig egal, so Plankermann. Sie habe auch vom Umweltamt nichts gehört.

"Gartenviertel bleibt unruhig"

"Das Gartenviertel wird wohl noch lange nicht zur Ruhe kommen", prophezeit Plankermann. "In der direkten Umgebung des mächtigen Neubaus stehen noch etliche kleine Häuser auf großen Grundstücken die nur darauf warten, ebenso verdichtet zu werden.


Anwohner der Saarlandstraße wehren sich


"Es ist in meinen Augen unverantwortlich, dass unsere Bauverwaltung und unser OB jede Sensibilität vermissen lässt, was die verträgliche Bauverdichtung in unserem Stadtgebiet betrifft", kritisiert Plankermann. Es sei ein Armutszeugnis, wenn man sich hinter "der Juristerei versteckt" und nicht aktiv eine Bautätigkeit vertrete, die zu unserer Stadt passt und auch ihren Charme ausmacht und erhält.

"Ich hoffe auf den Widerstand unserer Bürger und zwar nicht erst, wenn sie persönlich davon betroffen sind. Dann ist es wie im Fall Saarlandstraße meistens zu spät."

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