Uralte Technik weicht Generator

25.8.2010, 00:00 Uhr
Uralte Technik weicht Generator

© Riedel

„Wir waren hin- und hergerissen, ob wir den seit 1926 von der Francis-Turbine angetriebenen Generator mit Holzkammrad und Riemenantrieb austauschen sollen. Doch dann haben wir uns für die große Investition entschieden“, berichten Betriebsinhaber Willi Rose und Heinz Brodkorb (78), lange Jahre Prokurist des Unternehmens und seit Jahrzehnten Überwacher der Stromerzeugungsanlage im Turbinenhaus direkt neben dem bekannten Technikmuseum Kratzmühle.

Uralte Technik weicht Generator

Beim Ausbau des alten Generators habe man festgestellt, dass sich dieser bereits „an der Verschleißgrenze“ befand. Überholt wurde laut Wilhelm Rose auch die Francis-Turbine aus dem Jahre 1926. Es wurden neue Buchsen und Lager eingebaut. Diese Turbine befinde sich jetzt wieder „in bestem Zustand“. Die Verschleißspuren seien überraschend gering gewesen. „Die alte Technik ist fast unkaputtbar“, weiß Heinz Brodkorb, „die Francis-Turbine ist eine gigantische Ingenieursleistung.“

Im Rahmen der Sanierung im Turbinenhaus wurden die mechanischen Geräte durch elektronische ersetzt, damit laut Brodkorb „die Wasserführung für die Turbinen ideal gestaltet werden kann.“ Das neue Getriebe mit aufgesetztem Generator bringe bei guter Wasserführung eine Leistung von 140 bis 146 Kilowatt pro Stunde, wesentlich mehr als die alte Anlage. Laut Auskunft von Wilhelm Rose belaufen sich die Investitionskosten auf rund 200000 Euro.

Neues Fenster

Nach der Fertigstellung wird das Turbinenhaus wieder vom Technikmuseum aus zu besichtigen sein. Eine ausführliche Beschreibung der Stromerzeugung mittels Francis-Turbine befindet sich im Museum. Die in den vergangenen Wochen ausgebauten Getriebeteile für den alten Generator werden künftig außen am Turbinenhaus ausgestellt. Wie von Rose zu erfahren war, ist auch eine Beleuchtung vorgesehen. Nachdem ein neues Fenster eingebaut wurde, soll die neue Technik im Gebäude auch von außen sichtbar sein.

Im Turbinenhaus der Kratzmühle wird seit 1896 Strom erzeugt. Wie das DK-Archiv verrät, bat am 31. Dezember 1895 Johann Baptist Prinstner aus Beilngries den Stadtmagistrat um die Genehmigung zur Aufstellung von Leistungsmasten. Bereits 1886 ging die Überlandleitung Kratzmühle—Beilngries in Betrieb.

Kühlmaschine betrieben

Mit dem in der Kratzmühle erzeugten Strom wurde bei der Brauerei Beilngries ein Ammoniakverdampfer, eine Kühlmaschine, betrieben. Die laut Brodkorb 4400 Meter lange Überlandleitung beliefert noch heute das Unternehmen Prinstner mit Strom. Brodkorb: „Die 20-KV-Leitung führt durch das Tal zur Strom-Station an der Hirschberger Straße in Beilngries. Der Strom, den Prinstner braucht, wird auf 400 Volt transformiert. Der Rest bleibt hochspannungsseitig gemessen im Eon-Netz.“