Völlig schwerelos

8.10.2015, 17:42 Uhr
Völlig schwerelos

© Foto: Florian Lehmüller/oh

Frank Schmidpeter und Pierre Pütz ging es nicht anders als den meisten jungen Künstlern am Anfang ihrer Karriere: Den ersten Auftritt hatten sie in einem wenig glamourösen Ambiente. Dafür war es familiär – und ein voller Erfolg obendrein. „Das war die goldenen Hochzeit meiner Großeltern“, erinnert sich Pierre Pütz (25). Oma und Opa waren begeistert, auch die übrigen Gäste spendierten stehend Beifall.

Eineinhalb Jahre ist das es nun her; mittlerweile treten die zwei Männer unter dem Namen „Duo Ingravido“ bis zu 20 Mal im Jahr auf. „Da geht noch was“, antwortet Frank Schmidpeter (24) auf die Frage, wohin die Reise gehen soll.

Bis sich der Erfolg einstellte, war es ein hartes Stück Arbeit. Angefangen hat alles an der Uni Regensburg, wo sich der Postbauer-Henger Frank Schmidpeter und der Rosenheimer Pierre Pütz kennenlernten. Gemeinsam belegten sie den Hochschul-Kurs „Akrobatik“.

Schon bald zogen sie eine eigene Nummer auf, nur am Boden, mit kräftezehrenden Haltefiguren und dazu passender Musik. Schnell kam auch die Stange ins Spiel. An ihr übten sie und banden die „menschliche Flagge“ mit in ihr Programm ein. Aber auch das sollte die beiden Akrobaten nicht lange zufriedenstellen.

„U“ auf dem Kopf

„Wir haben uns den Kopf zerbrochen“, erzählt Frank Schmidpeter. „Wir brauchten etwas, das andere nicht haben.“ Die Antwort hatte schließlich sein Mitbewohner, der von Beruf Veranstaltungstechniker ist, parat. Der Mitbewohner, besser gesagt dessen Firma, stellte dem „Duo Ingravido“ schließlich ein Gerüst zur Verfügung. Das Konstrukt aus Aluminium ähnelt den Traversen auf großen Konzertbühnen, hat aber die Form eines umgedrehten „U“.

Anfangs einigten sich Künstler und Sponsor auf einen Kasten Bier pro Leihgabe. Später dann sprang die Firma Steinecke aus Würzburg als Sponsor ein und überließ dem Duo dauerhaft die Ausrüstung – „ein Riesenglück für uns“, sagen beide im Rückblick.

Fortan tourten sie mit dem faltbaren „U“ und dem Minibus zu ihren Auftritten. Die Auftrags-Akquise übernimmt Frank Schmidpeter. „Anfangs habe ich viel telefoniert. Meine Erfahrung aus dem Bereich Musik hat mir dabei geholfen, Kontakte herzustellen.“ Oft passiere es, dass nach einem Auftritt Leute auf ihn zukommen und ihm eine Visitenkarte zustecken. Netzwerken, so würde man das heute nennen. Frank Schmidpeter nennt es: „Nach dem Auftritt präsent sein.“

Der Auftritt selbst geht relativ schnell über die Bühne. „Vier Minuten, dann sind wir total erschöpft“, erklärt Pierre Pütz. Die Belastung der Muskeln während der Hebe-, Schwebe- und Haltefiguren ist enorm. Voraussetzung, um nicht schon vor Ablauf der vier Minuten schlapp zu machen, ist hartes Training.

Entgegen der Erwartung sagt Frank Schmidpeter: „Maschinentraining bringt nichts.“ Gemeint ist damit das Gewichtheben im Fitnessstudio, „das macht nur schwer und ist obendrein langweilig“. Viel wichtiger sei das gezielte Training der Figuren und Showeinlagen, so Schmidpeter. Pütz ergänzt: „Muskeln sind natürlich schon wichtig, für uns sind das im Speziellen der Rücken, die Brust und der Bauch. Stützmuskulatur eben.“

Es gab Zeiten, da trafen sich die beiden zum Trainingslager in der Uni-Turnhalle. Vier Tage am Stück, vier Tage am Gerüst, viele Tage Muskelkater.

Gut für die Studentenkasse

Die Mühe lohnt sich, das Auftragsbuch ist gut gefüllt: Im November ist das „Duo Ingravido“ dreimal auf der Sportgala in Neutraubling gebucht. Im Dezember geht es auf eine private Weihnachtsfeier.

Über die genauen Kosten eines Auftritts wollen die beiden nicht unbedingt sprechen, nur so viel verraten sie: Es reicht, um die Studentenkasse aufzubessern. „Zusätzlich einen Sponsor haben, das wäre nicht schlecht“, sagt Pütz

Trotz Studium, Training und der Auftritte steht das Duo Ingravido nie still. „Wir sind zufrieden mit unserer Show, aber wir brauchen die Abwechslung“, sagt Frank Schmidpeter. Aus Videos, Zirkusbesuchen und anderen Shows holen sie sich Anregungen für ihr eigenes Programm. Sobald die Nummer steht, wird an der begleitenden Musik gefeilt – die ist mindestens so wichtig wie das passende Outfit. Und das haben die beiden durchtrainierten Kerle ja ohnehin immer am Körper.

Das „Duo Ingravido“ im Internet: www.duo-ingravido.de oder www.facebook.com/duoingravido

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