#throw-back-thursday

Vor mehr als 40 Jahren: Box-Legende René Weller löste auf dem Volksfest in Neumarkt einen Tumult aus

jd/nd/wof

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27.8.2023, 16:36 Uhr
René Weller war offenbar selbst überrascht, als er zum Sieger ausgerufen wurde. DJK-Gastboxer Clarence Darby (re.) quittierte die Entscheidung der Nürnberger Punktrichter mit einem Lachen.

© Fritz-Wolfgang Etzold René Weller war offenbar selbst überrascht, als er zum Sieger ausgerufen wurde. DJK-Gastboxer Clarence Darby (re.) quittierte die Entscheidung der Nürnberger Punktrichter mit einem Lachen.

Unser heutiger #throwbackthursday führt uns zurück in die guten alten achtziger Jahre, und zwar ganz an den Anfang: Es war der 17. August 1980, der zweite Volksfestsonntag, als der Boxclub der DJK Neumarkt zur Premiere im Festzelt auf dem neuen Festplatz am heutigen Romstöck-Ring zum Vergleich bat.

Die Neumarkter hatten sich mit schlagkräftigem Personal verstärkt, unter anderem mit GIs aus dem Truppenübungsplatz Hohenfels, und als Gegner war die Boxstaffel von Bayer Leverkusen mit René Weller in den eigenen Reihen angereist.

Ein Kind seiner Zeit

Jenem René Weller, einem Kind seiner Zeit und des 80er Glamours, der sich später unter anderem den Titel des Europameisters und des Weltmeisters im Super-Federgewicht holte und der am Dienstagabend im Alter von 69 Jahren verstorben ist.

Sein Auftritt seinerzeit war nicht ganz so glamourös, aber er ist vielen Neumarktern im Gedächtnis haften geblieben. Denn: Der Fight im Ring endete mit einem seinerzeit oft üblichen Eklat und mit fliegenden Büchsen, ein Kampfrichter trug am Ende eine Beule davon. Grund: Die Ringrichter hatten in den Augen des Publikums mal wieder einen Sieg verschoben.

Ein klassisches Unentschieden

Was Weller im Neumarkter Boxring gegen den Truppenübungsplatz-Import Clarence Darby, der die Farben der DJK trug, ablieferte, war alles andere als überzeugend, urteilte der NN-Reporter Dieter Samberger seinerzeit. In den fünf Runden à zwei Minuten, die da geboxt wurden, brachten beide Faustkämpfer wenig zustande, schon gar nicht Weller, der sich vor allem mit Showeinlagen gefiel. Ein klassisches Unentschieden also, meinten alle im brechend vollen Zelt.

Sie hatten nicht mit dem Urteil der drei Punktrichter gerechnet, die Weller zum Sieger erklärten. Ringrichter Hufenbrecher wuchtete dessen Linke in die Höhe, der unterlegene Darby konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Auf unserem Bild ist der feixende GI gut zu sehen.

Das Publikum tobte

Das Publikum pfiff und tobte, René Weller fachte mit diversen Gesten ins pfeifende Publikum Volkes Zorn weiter an. Es hagelte Getränke-Dosen, ein Kampfrichter wurde am Kopf getroffen. Feines Boxen gab es doch noch, so schickte Lokalmatador Theo Rebler den in der Bundesliga kämpfenden Stadtmüller gleich zweimal auf die Bretter. Das Duell gegen Leverkusen endete schließlich 11:11.

René Wellers Karriere eskalierte: Nach großen Erfolgen in den 80ern endete er im Drogen- und Prostituierten-Sumpf, 1999 wanderte er in den Knast. Seit Anfang 2004 wieder draußen, ersann er sich die Actionshow »Rückkehr der harten Jungs«, in der er an der Seite eines Fakirs in Diskotheken auftrat. Unvergessen und gefeiert seine Auftritte in den beiden Macho-Man-Filmen, die der Nürnberger Bodyguard Peter Althoff auf die Beine stellte. Und in der dritten Auflage wird er auch noch zu sehen sein.

Markige Sprüche

Zum Box-Business gehörten schon immer markige Sprüche. Was nicht unbedingt etwas über die aussagte, die da laut ins Posthorn stießen. Die Neumarkter Box-Legende Horst Winterling hatte Weller 1980 auch privat erlebt, er kam bei Gesine und Horst Winterling sogar daheim in Mühlen vorbei: „Der war echt ein Pfundskerl.“