Bund Naturschutz warnt

Vorsicht mit Mähroboter und Sense! Hier werden verletzte Igel aus der Oberpfalz gepflegt

4.8.2021, 13:46 Uhr
Unter anderem eine verletzte Pfote hat Igeldame Sophie erlitten, sie wird in Burggriesbach gepflegt. Solche Verletzungen lassen sich vermeiden: Mähroboter nicht im Dunklen laufen lassen, vorm Motorsenseneinsatz vorsichtig mit einem Stecken durchs hohe Gras oder Gebüsch stochern. 

© Sigrid Schindler, BN Unter anderem eine verletzte Pfote hat Igeldame Sophie erlitten, sie wird in Burggriesbach gepflegt. Solche Verletzungen lassen sich vermeiden: Mähroboter nicht im Dunklen laufen lassen, vorm Motorsenseneinsatz vorsichtig mit einem Stecken durchs hohe Gras oder Gebüsch stochern. 

Igel sind vor allem in der Dunkelheit unterwegs - und da begegnen sie immer öfter in den Gärten einem tödlichen Gegner: So bequem die Mähroboter auch sein mögen, sie können auch grausame Verletzungen verursachen, vor allem, wenn sie nachts ohne Aufsicht im Garten laufen.

Gerade jetzt ab August und im Herbst sind viele Jung-Igel mit dem Einsetzen der Abenddämmerung unterwegs auf Nahrungssuche. Beim Zusammentreffen mit einem Mähroboter rollen sie sich zwar ein, aber die Sensoren des Geräts erkennen die feinen Stacheln nicht als Widerstand und rollen über das Tier hinweg. Die Folgen sind schlimme Schnittwunden und letztlich ein qualvoller Tod.

Weiche Körperteile werden weggefetzt

Ebenso grausam sind die Verletzungen, die durch Motorsensen verursacht werden. Igel verbringen den Tag meistens schlafend unter Büschen, möglichst gut versteckt in Laub. Gegen die scharfen Plastikschnüre einer Motorsense können sie sich nicht wehren, so dass oft die weichen Körperteile zerschnitten werden: Pfotenballen, ganze Pfoten, sogar Schnäuzchen werden einfach weggefetzt.

Mähroboter und Motorsensen können Igel schwer verletzen: Die ehrenamtliche "Igel-Mama", Barbara Goettler aus Burggriesbach, versucht gerade wieder, zwei stachelige Patienten durchzubringen.

Mähroboter und Motorsensen können Igel schwer verletzen: Die ehrenamtliche "Igel-Mama", Barbara Goettler aus Burggriesbach, versucht gerade wieder, zwei stachelige Patienten durchzubringen. © Sigrid Schindler, BN

Mit solchen Verstümmelungen haben die Tiere keine Überlebenschance, sie verenden qualvoll unter unvorstellbaren Schmerzen. Wenn so ein verletztes Tier gefunden wird, kann meistens nicht einmal ein Tierarzt mehr helfen.

Das hilft: Mähroboter dürfen nur tagsüber, nach Möglichkeit auch unter Aufsicht, im Garten laufen. Beim Einsetzen der Abenddämmerung bis zum nächsten Tagesanbruch müssen Mähroboter zurück in ihre Garage.

"Apfelschürze" schafft Abhilfe

Ein Mähroboter sollte auch eine „Apfelschürze“ haben, das ist ein einfaches gelöchertes Blech, das im vorderen Bereich so montiert wird, dass es den Abstand zwischen Gehäuse und Rasenfläche verkleinert. Bei guten Mährobotern gibt es das bereits als Zubehör, wenn nicht, kann man das auch selbst anbringen. Diese Vorrichtung kann viele Leben retten, weil Hindernisse eher erkannt und umfahren werden.

Wer mit der Motorsense unter Hecken und Büschen Pflanzen oder Laub entfernen will, sollte unbedingt erst überprüfen, ob sich darunter ein Igel aufhält. Solche schattigen Plätzchen im Garten sind typische Igel-Schlafstätten. Dazu genügt es, vor dem Mähen vorsichtig mit einem Stöckchen oder Rechen nachzuprüfen, ob sich ein Igel darunter aufhält.

Workshop: So baut man ein Igel-Schlafhaus

Um unserer bedrohten Tier- und Insektenwelt Schutzraum zu bieten, sollten Gärten möglichst naturnah gestaltet werden. Schotter- und Kiesgärten gehören nicht dazu. Sogar die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau bietet auf ihrer Homepage viele praktische Tipps an. Hier kann man sich sogar den eigenen Garten als „Naturgarten“ unter dem Motto „Bayern blüht“ zertifizieren lassen und erhält dafür ein dekoratives Schild.

Die Bund Naturschutz Kreisgruppe Neumarkt bietet im Herbst einen Workshop an, um Schlafhäuser oder Futterhäuser für Igel zu bauen. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Gerade die Jung-Igel müssen sich für die Winterruhe das lebensnotwendige Körpergewicht anfressen. Da es in den ausgeräumten Gärten und Feldern nur noch wenig Nahrungsangebote gibt, kann man durch Zufüttern Leben retten.

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