Waldbauern sollten Fuchs ins Herz schließen

9.1.2012, 10:58 Uhr
Waldbauern sollten Fuchs ins Herz schließen

© Günter Dudde

Etwa 600.000 Füchse werden in Deutschland jedes Jahr erlegt. Im Jagdjahr 2010/11 (vom 1. April bis 31. März) wurden allein im Landkreis Neumarkt 1789 Rotfüchse in die ewigen Jagdgründe befördert, heißt es aus der zuständigen Abteilung des Landratsamtes. Das müsse nicht sein, sagen viele Naturschutzverbände, zu deren Stimme sich nun die Naturschutzorganisation „Naturefund“ gemacht hat.

Der Rotfuchs sei eine der wenigen einheimischen Wildtierarten, die in den meisten Bundesländern ganzjährig bejagt werden. Bayern macht da eine rühmliche Ausnahme. Hier ist die Jagd auf den Fuchs längst nicht mehr so gnadenlos wie früher. Für Fähen, die Junge führen, gibt es eine Schonzeit von April bis Juli. „Die weiblichen Tiere mit Jungen sind leicht zu erkennen“, sagt der passionierte Jäger Hans Bradl, „denn die Aufzucht der Welpen zehrt ganz schön an ihnen. Sie sind abgemagert, anders als die wohl genährten Rüden.“

Früher wurden die Welpen nicht selten abgeknallt, wenn sie arglos vor dem Bau herum tollten. „Diese Grausamkeit tut sich und den Tieren heute kein vernünftiger Jäger mehr an“, ist Bradl überzeugt. Jungfüchse würden erst geschossen, wenn sie im Sommer sozusagen auf eigenen Füßen stehen.

„Naturefund“ tritt also zumindest in Bayern mit der Forderung nach einer Schonzeit leicht geöffnete Türen ein. Leider, so Bradl, müsse der Fuchs aber bejagt werden, weil die Räude sich immer mehr ausbreite.

Dass diese Krankheit Füchse im Landkreis Neumarkt erwischt hat, bestätigt auch Amtstierarzt Dr. Martin Schmid. Er habe aber das Gefühl, dass es 2011 weniger schlimm gewesen ist als das Jahr zuvor. Die Ausbreitung solcher Krankheiten, sagt er, seien ein Zeichen von großer, vielleicht zu großer Population. Da Füchse inzwischen auf der Suche nach Nahrung auch in die Dörfer kommen, hält er den Abschuss in der Nähe von menschlichen Siedlungen für sinnvoll. Das könne auch die Übertragung des Fuchsbandwurms auf Haustiere erschweren.

Tollwut scheint ausgerottet

Von der Tollwut ist nicht mehr die Rede. Die scheint derzeit in ganz Deutschland ausgerottet zu sein. Im Landkreis Neumarkt, erinnert sich der frühere Leiter des Veterinäramtes, Dr. Herbert Stauss, wurde seit weit über zehn Jahren kein tollwütiges Tier mehr registriert.

Bei dem so genannten Fuchs-Monitoring vor einigen Jahren wurden die Kadaver erlegter Tiere auch auf den berüchtigten Fuchsbandwurm untersucht. Den gibt es, aber die Gefahr, sich solch einen Parasiten einzufangen, ist so groß, wie vom Blitz getroffen zu werden.

Er selbst, sagt Bradl, schieße ganz ungern einen Fuchs, nicht nur weil der nach seinem Verständnis als Jäger zu unserer Natur gehört. Die Hauptnahrung der Füchse im Winter sei nämlich die Rötelmaus, die sich wiederum auf die Wurzeln junger Bäume verlegt hat. Waldbesitzer sollten sich über jeden Fuchs in ihrem Holz freuen, meint Bradl.

Die Forderung nach einer Schonzeit von mindestens neun Monaten geht aber weit über das hinaus, was in Bayern praktiziert wird. Einen vernünftigen Grund für die Verfolgung des Rotfuchses, eines intelligenten, mit Hund und Wolf verwandten Wildtiers, gebe es nicht, heißt es in der Pressemitteilung von „Naturefund“.

Von einer Notwendigkeit, Füchse flächendeckend zur Bestandsreduktion zu bejagen, könne keine Rede sein. Die Geburtenrate bei Füchsen passe sich mit geringer zeitlicher Verzögerung der Sterberate an. In Gebieten, in denen Füchsen intensiv nachgestellt wird, kommen weitaus mehr Welpen zur Welt als in fuchsjagdfreien Gegenden.

Das bestätigen auch Versuche im Saarland. Verluste werden somit rasch ausgeglichen; die Jagd habe keine nachhaltige Auswirkung auf den Fuchsbestand.

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