Weinbau aus Tradition

19.8.2009, 00:00 Uhr
Weinbau aus Tradition

© Karg

Alexander Emmerling ist der Nebenerwerbswinzer, der - zusammen mit seiner Frau Jutta - die beiden Tropfen kultiviert. Vor allem aber kultiviert er damit eine längst in Vergessenheit geratene Sulzbürger Tradition.

Die beiden dürfen nur 35 Weinstöcke auf 100 Quadratmetern zum Eigenkonsum anbauen. Und dies auf dem historischen Weinberg am Südhang unterhalb des so genannten Point, auf dem zu Zeiten der Grafen von Wolfstein zu Sulzbürg Wein auf über 10 000 Quadratmetern wuchs. Alte Flurkarten weisen das Areal als Weinberg aus, die Weingasse in Sulzbürg zeugt noch heute davon.

Der Sulzbürger Ortssprecher und Mühlhausener Gemeinderat hat vor etlichen Jahren die verbuschten Hangflächen erworben. Der Gedanke, Wein anzubauen und damit die Tradition der Herren zu Sulzbürg ein wenig wieder aufleben zu lassen, kam Jutta und Alexander Emmerling vor etwa vier Jahren. Also wurde ein Ar, das sind 100 Quadratmeter, - mehr erlaubt das deutsche Weingesetz nicht – als Weinberg angelegt und mit verschiedenen Rebsorten bestückt: Isabella und Muscat Bleu als Rotweinsorte zum Beispiel.

Fachkenntnis angeeignet

«Am liebsten trinke ich Traubensaft», sagt Alexander Emmerling. Aber er keltert auch ganz gerne, und das fachmännisch. Rotweintrauben müssen zum Beispiel leicht angepresst werden, so dass dann anschließend die so genannte Maischegärung erfolgen kann. Nach etwa zwei Wochen wird der rot-dunkle Saft richtig ausgepresst, in Flaschen abgefüllt und gelagert.

Ist dann einmal ein Jahrgang dabei, der den Winzern aus Sulzbürg nicht so richtig schmeckt, dann wird auf die Flaschen nicht das Etikett «Schwarze Gräfin» oder «Sulzbürger Schlossberg» gedruckt, sondern der Warnhinweis «Sulzbürger Schädelsprenger». «Kopfweh bekommt man aber auch bei diesem Wein nicht», sagt Emmerling. Denn er baut seinen Wein vollbiologisch an.

Das heißt, dass überhaupt keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden: Blätter, die mit Pilz befallen sind, werden von Hand abgezupft, das Gras, welches zwischen den Rebstöcken wächst, wird mit der Sense kurz gehalten. Natürlich wird der Wein nicht mit Most angereichert, auch andere Tricks der Profis verkneift sich Emmerling.

Wein war bevorzugtes Getränk der Könige, Fürsten und Grafen. Auch bei den Herren von Wolfstein zu Sulzbürg, die hohes Ansehen durch die Erhebung in den Reichsfreiherrenstand 1522 und in den Reichsgrafenstand 1673 erhielten. Die Reichsunmittelbarkeit, Voraussetzung für den Aufbau eines eigenständigen Territoriums, wurde durch Kaiser Karl IV. 1353 bestätigt. Etwa zur selben Zeit begann der Ausbau von Schloss Obersulzbürg auf dem Gipfel des Schlossbergs.

Wein musste gereicht werden bei den diversen Festivitäten im Schloss zu Sulzbürg. Der steile Südhang, oberhalb des Marktplatzes von Sulzbürg und unterhalb der Festungsmauern, bot sich geradezu für den Weinbau an: Südlage und Burgsandstein als Wärmespeicher.

Auf mehr als einem Hektar wuchs die edle Rebe zur Gaumenfreude der hohen Herrschaften heran. Und weil Wein immer beliebter wurde, erwarben die Grafen in Sickertshausen bei Kitzingen einen Weinberg hinzu. Frachtbriefe geben heute noch Zeugnis von den Liegenschaften, berichtet Alexander Emmerling. Definitiv ab 1813 sei in Sulzbürg kein Wein mehr gekeltert worden.

Mit Christian Albrecht von Wolfstein starb 1740 der letzte Wolfsteiner, nachdem bereits 1728 der Erbprinz Friedrich Wilhelm August im Alter von zwölf Jahren verstorben war. Nun trat der Vertrag von 1562 in Kraft, und die Reichsgrafschaft gelangte an Bayern.

Das Schloss sollte Wohnungen für bayerische Verwaltungsbeamte aufnehmen, beim Umbau stürzte ein Stockwerk ein. Der bayerische Kurfürst verkaufte daraufhin kurzerhand das Schloss für 2000 Gulden. Es wird erzählt, dass die kupfernen Dachrinnen allein so viel wert gewesen seien. Die neuen Besitzer verwendeten das Schloss als Steinbruch, so dass heute nur noch Mauerreste zu sehen sind.