Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Kreis

4.7.2013, 11:00 Uhr
Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Kreis

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Diese Erfahrung ist für die Tübinger nichts Neues: „In ländlichen Regionen ist der Zusammenhalt meist viel größer als in der Anonymität der Großstadt, man kennt sich halt eher und will helfen“, erklärte Magdalena Schwedler von der Abteilung Spenderneugewinnung gegenüber unserer Zeitung.

Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Kreis

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Und doch: „Die Hilfsbereitschaft der Menschen in dieser Region sticht heraus, das ist eine große Nummer“, freuten sich die DKMS-Vertreter Martin Kott, Anja Roth und Maren Weber am Sonntag in Breitenbrunn — nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass es in den letzten Jahren schon eine ganze Reihe von Aktionen im Landkreis Neumarkt gegeben hat.

Magdalena Schwedler hat einige Zahlen parat: Vergangenes Jahr ließen sich in Freystadt 2500 Menschen typisieren, fünf Jahre zuvor in Berching 5000. Und 1995, bei der ersten groß angelegten Hilfsaktion in der Stadt Neumarkt, knapp 4700. Die Erkrankung des späteren Stadtlauf-Mitbegründers Thomas Geidl hat die Arbeit der DKMS, deren Kampf gegen die Leukämie, ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt.

„Leben des Kämpfers“

Knapp zehn Jahre später lachte das Konterfei des Neumarkters von der Titelseite des DKMS–Magazins, „Das Leben des Kämpfers“ lautete die Schlagzeile 2004. In der Geschichte wurde Geidls Lebens- und Leidensweg skizziert, vom Schwergewichtsboxer bis zu seiner lebensbedrohlichen Leukämieerkrankung und schließlich seinem „zweiten Leben“ als Marathonläufer und Organisator des Neumarkter Stadtlaufs. Auch wenn sich Geidl inzwischen aus dem Orga-Team zurückgezogen hat, so wird auch mit dem 14. Stadtlauf, der am 15. September gestartet wird, die DKMS wieder unterstützt. Weit über 150000 Euro aus dem Erlös der bisherigen Läufe konnten bereits nach Tübingen überwiesen werden.

Das Geld wird dringend benötigt, um die Kosten aufzufangen, denn eine einzige Typisierung schlägt mit rund 50 Euro zu Buche. Deshalb ist man bei der DKMS auch hoch erfreut über die Spendenbereitschaft: Allein am Tag der Aktion in Breitenbrunn wurden über 20000 Euro gesammelt, rund 40000 Euro kamen beim Benefizkonzert mit den „Gipfelstürmen“ zusammen, 45000 Euro beim Sponsorenlauf. Insgesamt wurden bis dato rund 180000 Euro gespendet.

Dabei war nicht nur die Hilfsbereitschaft im Raum Breitenbrunn überwältigend, im gesamten Landkreis gab es viele Spendenaktionen. So überreichten beispielsweise die Schülerinnen und Schüler der Erich-Kästner-Schule aus Postbauer-Heng 1000 Euro an Elisabeth Plankl, die Rektorin der Schule in Breitenbrunn, wo die leukämiekranke Lisa aus Dürn eigentlich in die Schule gehen würde, wenn sie nicht so krank wäre.

Beim Schulfest in Postbauer-Heng wurde nicht nur eine Tombola zu Gunsten der Typisierungsaktion durchgeführt, sondern die Klasse 2c zeigte auch eine szenische Darstellung des Buches „Ritter im Blut“, das von der Geschichte eines leukämiekranken Kindes erzählt, und baten anschließend um Spenden.

Klassenlehrerin Carolin Thumann hatte die Geschichte etwas umgeschrieben, um den Kindern die Schwere der Krankheit zu verdeutlichen.

Schicksale wie das der siebenjährigen Lisa sind es, die die Menschen dazu bewegen, sich ein paar Milliliter Blut abnehmen und sich typisieren zu lassen. Denn oft kann nur eine Stammzellenspende das Leben der Menschen retten, die an Blutkrebs erkrankt sind.

Krankheit besiegt

Eine davon ist Michaela Waidhauser aus Forchheim bei Freystadt. Im Mai 2008 beginnt für die damals 13-Jährige ein neues Leben. Die Leukämiepatientin erhält eine Stammzellenspende, besiegt die tückische Krankheit. Und unterstützt die DKMS seitdem auch immer wieder bei der Öffentlichkeitsarbeit. So berichtete sie beispielsweise beim Projekttag am Willibald-Gluck-Gymnasium über ihre Krankheit und die Transplantation, die sie vor dem sicheren Tod bewahrt hat — mit der Folge, dass sich viele Schülerinnen und Schüler spontan typisieren ließen.

Alle 45 Minuten erhält in Deutschland ein Patient die niederschmetternde Diagnose „Leukämie“, viele können nur durch eine Transplantation gerettet werden. Da aber höchstens 30 Prozent einen geeigneten Spender in der Familie finden, sind sie auf die Stammzellenspende Fremder angewiesen.

Derzeit sind über 3,7 Millionen Menschen in den Computern der DKMS, der weltweit größten Stammzellspenderdatei, registriert. Wer sich ebenfalls aufnehmen lassen möchte, kann das auch im Neumarkter Klinikum tun, wo schon 2004 eine feste Typisierungsstelle eingerichtet worden ist: Terminvereinbarung unter Telefon (09181) 4202900.

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