Wolkenbruch in Neumarkt

Weshalb laufen Keller im neuen Baugebiet voll?

7.7.2021, 12:02 Uhr
Das Wasser drückte aus dem Gulli im Lichtschacht hoch und drang durch das Fenster in den Keller des Hauses ein. 

© Athina Tsimplostefanaki, NN Das Wasser drückte aus dem Gulli im Lichtschacht hoch und drang durch das Fenster in den Keller des Hauses ein. 

Schließlich handelt es sich nicht um ein über Jahrzehnte gewachsenes Quartier, wo immer mehr Flächen versiegelt wurden, so dass der Kanal an seine Grenzen stößt. Betroffen ist vielmehr ein Neubaugebiet mit einer frisch geplanten Entwässerung.

"Die Erschließung des Baugebietes wurde entsprechend der aktuellen Regelwerke bemessen und umgesetzt", heißt es vom Neumarkter Rathaus.

Doch bei einem solch enormen Wolkenbruch wie am Sonntag könnten die Wassermassen gar nicht mehr über die städtische Kanalisation abgeführt werden. Es fließe viel Wasser in Sturzbächen unkontrolliert und unaufhaltsam über Straße, Gehweg, Felder oder Wiesen. "Das würde auch kein noch größeres Kanalsystem schaffen", so der städtische Pressesprecher Franz Janka.

Die Schwächen waren bekannt

Doch die Schwächen waren bekannt seit der Schneeschmelze. Vier Bauherren schrieben im Frühjahr einen gemeinsamen Brief an OB Thumann, nachdem sich übermäßig Wasser auf der Straße und auf den Grundstücken angesammelt hatte. "Das Tiefbauamt hat für den genannten Bereich daher schon nach den Meldungen bei der Schneeschmelze begonnen, verschiedene Lösungsansätze zu prüfen", so das Rathaus. Man wolle das oberflächlich abfließende Wasser um das Baugebiet herumführen und in das Lengenbachtal ableiten.

Die Planungen dazu liefen. Anschließend müsse die Stadt dazu einen Wasserrechtsantrag beim Landratsamt Neumarkt stellen. Nach Genehmigung der Einleitung des aus dem Baugebiet abfließenden Regenwassers in den Lengenbach sollen die Arbeiten so bald wie möglich erfolgen.

Die Kanal-Umleitung reiht sich ein in die vielen Hochwasserschutz-Maßnahmen. Seit 2003 hat die Stadt Neumarkt einen Generalentwässerungsplan. Für Rückhaltebecken, Stauraumkanäle, die Freilegung verrohrter Bäche und Renaturierungen

Millionen für den Wasserschutz

Seitdem wurden 38,8 Millionen Euro ausgegeben. Dabei ist der Plan kein feststehender Katalog, sondern wird immer wieder angepasst.

Am 11. August und am 1. September 2008 goss es in Neumarkt wie aus Kübeln und reihenweise liefen Keller voll . Es zeigte sich, dass vor allem das Kanalsystem im östlichen Stadtgebiet Schwachstellen hatte. Der Plan wurde 2009 überarbeitet.

Föhrenweg, Lohgraben und Brunnenstraße erhielten Stauraumkanäle. Die Wolfsteinstraße steht noch aus. Das hat sich am Sonntag möglicherweise gerächt.

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