Zwei wundervolle Ausstellungen

(Wie) durch ein Wunder geheilt: Neumarkter Stadtmuseum zeigt Votivgaben aus Wallfahrtskirchen

13.10.2021, 18:00 Uhr
Das jüngste „Wunder“ der Ausstellung im Stadtmuseum: Petra Henseler mit einem Votivbild von 1870, das kürzlich bei Reinigungsarbeiten in einer der Holzkapellen am Mariahilfberg entdeckt wurde.  

© Günter Distler, NNZ Das jüngste „Wunder“ der Ausstellung im Stadtmuseum: Petra Henseler mit einem Votivbild von 1870, das kürzlich bei Reinigungsarbeiten in einer der Holzkapellen am Mariahilfberg entdeckt wurde.  

Wunder gibt es immer wieder, in allen Kulturen, in allen Religionen. Auch im Landkreis Neumarkt mit seinen überregional bedeutsamen Marienwallfahrten mit Zielen wie Trautmannshofen und Freystadt, Habsberg oder den Neumarkter Mariahilfberg. Doch wer glaubt, Wunder und Wunderglaube seien von gestern, dem neuen Jahrtausend hingegen fremd, täuscht sich gewaltig.

"Ex voto" (wegen eines Gelübdes) stifteten die unten links knienden Frauen diese Votivbilder.

"Ex voto" (wegen eines Gelübdes) stifteten die unten links knienden Frauen diese Votivbilder. © Günter Distler, NNZ

Sie seien immer noch aktuell, sagt Petra Henseler, Leiterin des Neumarkter Stadtmuseum. Man müsse sich nur einmal die Zeit nehmen, um die Votivgaben in unseren Wallfahrtskirchen zu studieren: "Da bedankt sich zum Beispiel eine Familie, dass sie den Tsunami in Thailand von 2004 heil überstanden hat."

Ein Zettel mit einem Ablassgebet.

Ein Zettel mit einem Ablassgebet. © Günter Distler, NNZ

Im Rahmen der Neumarkter Kulturwochen zum Thema "Wunder" zeigt das Stadtmuseum in seinem Foyer Votivbilder und -gaben aus Wallfahrtskirchen in und um Neumarkt. Sie stammen aus eigenen Beständen, dazu kommen Leihgaben wie das "Mirakelbuch" aus der Wallfahrtskirche "Mariä Namen" in Trautmannshofen. Darin wurden zwischen 1750 und 1815 zahlreiche Wunder dokumentiert, die auf das Eingreifen der Gottesmutter zurückgeführt wurden.

"Das meiste waren Heilungen von Krankheiten und überstandene Unfälle", sagt Pfarrer Gerhard Ehrl, Seelsorger im Pfarrverband Lauterhofen, zu dem Trautmannshofen gehört. Sogar für ihre Haustiere baten unsere Vorfahren um Beistand: "Wenn eine von drei Kühen krank wurde, konnte das für eine Bauernfamilie schon existenzgefährdend sein."

Auch viele Wünsche, die mit einem Gelöbnis verbunden waren und erfüllt wurden, fanden Eingang ins Mirakelbuch. Daneben liegen Zettel mit Dankgebeten, in der nächsten Vitrine dann alte, hölzerne Votivtafeln aus Lengenbach und Steinberg, auf denen kniende Stifter ehrfürchtig zum Gnadenbild, zum gegeißelten Christus oder zum Viehpatron Wendelin aufschauen.

In den "Wondrous Alien Worlds" von Margarete Schrüfer hängt auch ein mit Morgentau benetztes Spinnennetz aus Nylonfäden und Glasperlen.

In den "Wondrous Alien Worlds" von Margarete Schrüfer hängt auch ein mit Morgentau benetztes Spinnennetz aus Nylonfäden und Glasperlen. © Günter Distler, NNZ

Nicht fehlen dürfen Votivgaben aus Wachs, „Fatschenkinder“ und Gliedmaßen, die an früher unbehandelbare Leiden erinnern.
Dahinter stecken nicht selten herzzerreißende Geschichten, von Kindern mit lahmen Beinen, die plötzlich wieder laufen konnten. Heraus operierte Gewehrkugeln wurden eingefasst und von den Überlebenden aus Dankbarkeit der Mariahilfkirche in Neumarkt geschenkt.

Die herbstlichen Bilder der Origami-Künstlerin entstanden am PC: Margarete Schrüfer hat dabei die einzelnen Faltschritte, die am Ende ein Baumblatt aus Papier ergeben, zigfach übereinander gelegt.

Die herbstlichen Bilder der Origami-Künstlerin entstanden am PC: Margarete Schrüfer hat dabei die einzelnen Faltschritte, die am Ende ein Baumblatt aus Papier ergeben, zigfach übereinander gelegt. © Günter Distler, NNZ

Einen Raum weiter sind die "Wondrous Alien Worlds" (wundersame fremde Welten) der Nürnberger Origami-Künstlerin Margarete Schrüfer zu entdecken. Die Werke in japanischer Papierfalttechnik steckten voller Wunder, erklärte Kulturamtsleiterin Barbara Leicht.

Glitzerndes Spinnennetz

Schrüfer zeigt Teile uns vertrauter Lebewesen, die Menschheitsträume verkörpern wie der Traum von Fliegen oder von großer Kraft. Und auch ihr Spinnennetz voller Tautropfen (Nylonfäden mit böhmischen Perlen), das quer im Raum hängt, verweist auf ein Wunderwerk der Natur.

Die beiden Wunder-Ausstellungen sind vom 13. Oktober bis 30. Januar 2022 im Stadtmuseum Neumarkt, Adolf-Kolping-Str. 4, zu sehen: Mittwoch bis Freitag sowie Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

Weitere Infos gibt es auf der Homepage des Stadtmuseums.

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