Windkraft ist in Neumarkt unerwünscht

16.10.2013, 11:00 Uhr
Windkraft ist in Neumarkt unerwünscht

© Biersack

Erst wurde Stadtwerkedirektor Manfred Tylla von allen Seiten bedrängt, endlich in die Windkraft einzusteigen. Er tat es, und sein kommissarischer Nachfolger Franz Hunner wurde nun zurück gepfiffen.

Die Stadtwerke bleiben auf 300.000 Euro Kosten sitzen, die sie zur Vorbereitung der Windkraftanlagen im Heiligenholz, bei Pelchenhofen und in der Kräfft für Gutachten und so weiter ausgegeben haben.

Das ist nicht das erste Mal, dass die Werke bei dem Bemühen, durch Stromerzeugung am Ort den Preis dafür in den Griff zu kriegen, ausgebremst wurden. 1,5 Millionen Euro wurden für ein Biomasseheizkraftwerk, das nicht mehr gewollt war, zum Fenster raus geworfen.

Deshalb stimmte Ursula Plankermann (SPD) als einziges Mitglied des Bausenats gegen die Streichung der Konzentrationsfläche Heiligenholz (wir berichteten). Sie wollte festgeschrieben haben, dass die Stadt den Stadtwerken die Verluste ersetzt, die sonst über den Strompreis an die Bürger weitergegeben würden.

Am Ende des umfangreichen Tagesordnungspunkts hatte sich der Bausenat gegen den Vorschlag der Verwaltung ausgesprochen, der abgestufte Entfernungen der Windkraftanlagen von bebauten Gebieten vorsah. Jetzt gelten generell 1000 Meter, egal ob Wohngebiet, Weiler, Dorf oder Gewerbegebiet. So verbaut man sich städteplanerisch weniger.

Diese Festlegung hat Auswirkungen auf die Konzentrationsfläche nördlich von Pelchenhofen. Die wird deutlich kleiner als die angesetzten 72 Hektar. Die drei von den Stadtwerken dort geplanten WKA können dann so mit Sicherheit nicht kommen.

Gegen drei Stimmen wurde die Konzentrationsfläche südwestlich von Frickenhofen in den zu ändernden Flächennutzungsplan aufgenommen. Obwohl davon auszugehen ist, dass sich derzeit dort nichts rühren wird. Die vier von den Stadtwerken geplanten WKA können nicht gebaut werden, solange luftfahrtrechtliche Bedenken dagegen stehen. Es geht um den kleinen Flugplatz bei Günching.

Zumindest was die privaten Investoren betrifft, wurde Lahners und auch Ferdinand Ernsts Forderung nach Verlässlichkeit erfüllt. Die beiden im Bau befindlichen Anlagen von Max Bögl & Flemma im Heiligenholz und die fünf Windräder, die von privat in der Kräfft beantragt wurden, sind von der Entscheidung des Bausenats nicht berührt.

Kampf seit sechs Jahren

In der Diskussion nahm Werner Thumann (CSU) das Alleinstellungsmerkmal für sich in Anspruch, schon seit sechs Jahren gegen die Windmühlen anzukämpfen. Und offenbar hat er damit mehr Erfolg als sein Kollege aus Spanien. Seiner Argumentation, dass Neumarkt drauf und dran sei, sich an Natur und Landschaft zu vergehen, folgte der Bausenat.

Das ging aber nicht ab, ohne Gift zu verspritzen. Einigen seiner Kollegen, explizit Bernhard Lehmeier und Franz Düring von der UPW, die im Fall Heiligenholz auf seine Linie eingeschwenkt waren, warf er vor, sie würden ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen.

In der Sitzung des Bausenats im Frühjahr war mit den Stimmen von CSU und SPD mit knapper Mehrheit das gemeindliche Einvernehmen für die von privat in der Kräfft geplanten Anlagen erteilt worden. „Dumm und unüberlegt“ nannte das Werner Thumann und forderte: „Ich will kein einziges weiteres Windrad auf Stadtgebiet sehen.“

„Wenn Sie damals mehr Hintern in der Hose gehabt, und nicht vor der Abstimmung die Sitzung verlassen hätten, wäre die anders verlaufen“, erinnerte ihn Düring an den Sitzungsverlauf. Das sei „sehr traurige Blockwartmentalität“, die Düring da an den Tag lege, sagte Thumann dazu.

Wolfgang Knychalla (UPW) packte es etwas kompliziert an, aber schließlich wurde schon klar, dass er ebenfalls der Meinung ist, der Landkreis Neumarkt habe genügend auf dem Feld der Windkraft getan, deren Bedeutung für die holprige Energiewende er nicht sonderlich hoch einschätzt.

Heinz Sperber (CSU) verwies darauf, dass die Wirtschaftlichkeit der beiden im Heiligenholz geplanten Windkraftanlagen selbst bei den Stadtwerken nicht unbedingt gesehen werde. Das erleichtere die Entscheidung.

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