Wollige Freunde: Pudelzucht wurde zur Pudelsucht

15.5.2010, 00:00 Uhr
Wollige Freunde: Pudelzucht wurde zur Pudelsucht

© Kayser

Eigentlich war der Pudel gar nicht ihre Lieblingsrasse, sagt Heide Ortner. Boxer fand sie netter. Doch für ihre Mutter kaufte sie einen Pudel, dann eine Gefährtin für den Hund – und am 9. Mai 1970 saß Ortner vor dem ersten Pudelwurf. »Die Zucht wurde zur Sucht«, sagt sie.

Mit 16 Zwerg- und Toypudeln und den Welpen lebt sie in Mittersberg bei Lauterhofen, 68 Jahre ist sie alt – und von der Ausbildung eigentlich Elektro-Ingenieurin. Die gebürtige Nürnbergerin begann bei Grundig, wechselte dann zu Siemens und zu Metrawatt, die Hundezucht lief nebenher. »Wenn da mal ein Weibchen Probleme hatte, durfte ich es mitnehmen, in die Schreibtischschublade. Aber dann hat der Chef gewechselt, der neue wollte die Entscheidung: Arbeit oder Hunde. Na, das war für mich doch ganz klar«, sagt sie.

Zur Richterin auf Hundeausstellungen hat sie sich ausbilden lassen, hat eine Zeitlang mit ihren Pudeln in Belgien gelebt, aber dann doch Sehnsucht nach der bayerischen Heimat bekommen. In Nürnberg betrieb sie einen Hundesalon, dann verlegte sie ihren »Frisierstuhl« nach Mittersberg.

Seit 22 Jahren wohnt sie in dem kleinen Ort. Mit den meisten Nachbarn kommt sie gut klar, aber mit einem landete eine Hunde-Rauferei schon vor Gericht. Doch »mit den Hunden gibt es weniger Probleme als mit den Menschen«, sagt die Züchterin. Ihre Ehe hat nicht gehalten, freimütig gibt sie zu, dass für sie die Tiere an erster Stelle kamen.

Dass Pudel nicht mehr en vogue sind, merkt sie deutlich. »Manche Welpen verkaufe ich eben nicht gleich mit drei Monaten, sondern erst später.« Ihre Kunden schaut sie sich genau an, nicht jedem verkauft sie einen ihrer Lieblinge. Manche wollen, dass der Hund nicht mehr als zwei Kilo wiegen soll, und ja nicht zu groß werde.

Dabei seien Pudel Familienhunde, meint Ortner. »Sie lassen sich viel bieten, sie gefallen gerne, sie sind richtige Clowns.« Das muss dem Besitzer bei der Erziehung klar sein: »Nie über etwas lachen, was man nicht auf Dauer mag, zum Beispiel, wenn er spielerisch in die Füße beißt«, rät sie.

Ihr ganzes Haus und der Garten sind für die Pudel eingerichtet. Rüde »Inspiration«, genannt Spiro, würde zu gern ein bis drei Stückchen Kuchen vom Kaffeetisch klauen, aber das erlaubt sein Frauchen nicht. Gemeinsam mit Placido sitzt er auf Ortners Schoß, hechelt, lässt sich kraulen – und fühlt sich pudelwohl.