Fernseh-Gottesdienst mit Pfarrer Norbert Winner

ZDF überträgt Messe live aus dem Neumarkter Münster

20.8.2021, 06:45 Uhr
Am 29. August wird das ZDF wieder mal einen Gottesdienst live aus der Neumarkter Münsterkirche übertragen. Foto: Fritz Etzold

© - Am 29. August wird das ZDF wieder mal einen Gottesdienst live aus der Neumarkter Münsterkirche übertragen. Foto: Fritz Etzold

Am Sonntag, 29. August, überträgt das ZDF um 9.30 Uhr wieder einmal einen Gottesdienst live aus dem Münster St. Johannes. Es ist nach eineinhalb Jahren die erste Übertragung mit Messbesuchern und Ministranten und nicht mehr, wie in den vergangenen, von der Corona-Pandemie geprägten 18 Monaten, aus nahezu leeren Kirchen in Mainz oder Bensheim.

Pfarrer Norbert Winner ist als "Fernseh-Pfarrer" schon ein Profi. Schon 25 mal hat das ZDF seine Gottesdienste aus der Münsterkirche übertragen, sechs weitere Sendungen bestritt er zuvor als Pfarrer in Hilpoltstein.

Für seinen 20. Fernsehgottesdienst im ZDF, darunter zum 15. Mal aus der Johanneskirche, erhielt er 2014 sogar die „Goldene Kamera“ der Deutschen Bischofskonferenz. "Ich wollte eigentlich damit aufhören, aber jetzt hat das ZDF noch mal angerufen, ob ich nicht noch mal mitmache und ich habe zugesagt", erzählt Winner.

"Sie sind doch der aus dem Fernsehen"

Diese Fernsehgottesdienste haben ihm offenbar einen gewissen Bekanntheitsgrad eingebracht: "Ich wurde sogar mal in Rom von einer Frau angesprochen: ,Sie sind doch der Pfarrer aus dem Fernsehen´."

Kein Wunder, dass das ZDF immer wieder anfragt, weiß der Neumarkter Stadtpfarrer doch genau, worauf es bei den Live-Übertragungen ankommt. Da müssen jedes Wort und jeder Handgriff auf die Sekunde passen, alles geht nach einem 30-seitigen Drehbuch, das Winner zuvor schreibt.

Exakt 44,5 Minuten

Der Gottesdienst darf nicht länger als 44 und eine halbe Minuten dauern, überziehen kommt nicht in Frage. Da kann es schon mal sein, dass er während der Messe Zeichen bekommt, dass die Zeit knapp wird.

Dann muss er improvisieren und unter Umständen auf die Ministranten mit dem Weihrauch verzichten, die Gebete sprechen statt singen, die Predigt kürzen oder die Kommunion unterbrechen und nach der Live-Übertragung fortführen.

Ü-Wagen vor dem Münster

Damit alles reibungslos klappt, wird den ganzen Samstag über schon mit dem Fernsehteam - rund 30 Leute - geprobt und es werden die Details besprochen. Das ZDF rückt mit seinem Tross bereits am Donnerstag an. Dann stehen mehrere Last- und Übertragungswagen rund um die Münsterkirche - für die Neumarkter ist das bereits ein gewohnter Anblick.

"Meine frühere Pfarrhaushälterin Resi Regnath hat immer für die ganze Mannschaft gekocht", erinnert sich Winner. Sicher auch ein Grund, warum das ZDF so gern wieder nach Neumarkt kam.

Anrufe aus ganz Deutschland

Zudem hat Winner in der Gemeinde ein eingespieltes Team von Helfern. Die sind nicht nur vor und während, sondern auch nach der Sendung gefragt am Zuschauer-Telefon. Dann gehen in den nächsten Stunden Hunderte von Anrufen aus ganz Deutschland ein.

"Die Leute wollen zum Beispiel wissen, wo Neumarkt liegt, welche Lieder während der Messe gesungen wurden oder sie fragen nach dem Predigttext, den wir dann gerne verschicken", berichtet Pfarrer Winner. Es melden sich aber auch Anrufer, die über ihre Sorgen oder gar Lebenskrisen sprechen wollen.

Hohen Einschaltquoten

Seit 1979 strahlt das ZDF regelmäßig Gottesdienste am Sonntagmorgen aus, anfangs vierzehntäglich, seit 1986 wöchentlich. Die evangelischen, katholischen und (einmal pro Jahr) orthodoxen Gottesdienstübertragungen im ZDF gehören damit zu den ältesten Sendungen im deutschen Fernsehen und werden regelmäßig von rund 800 000 Zuschauern verfolgt.

"Wir hatten schon bis zu einer Million Zuschauer, kaum eine andere Sendung im Tagesprogramm hat höhere Einschaltquoten", weiß Winner. "Es ist ein Riesenaufwand, aber es lohnt sich und bringt Renommee für die Gemeinde und die Stadt Neumarkt."

Liebesbeziehung zu Gott

Die Gottesdienste werden aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands, aber auch aus Österreich übertragen, und ein bis zweimal im Jahr aus deutschen Gemeinden in anderen Ländern. Die Sendungen werden von den Kirchen gestaltet und verantwortet.

Die Kosten für die Übertragung - laut Winner rund 300 000 Euro - und die rundfunkrechtliche Verantwortung trägt der Sender, als Teil seines öffentlich-rechtlichen Auftrags. Die Grundlage hierfür bildet der ZDF-Staatsvertrag, der den Kirchen angemessene Sendezeiten gewährt.

Musik von Helmut Lehner und Michaela Zeitz

Die musikalische Gestaltung der Messe am 29. August in der Neumarkter Münsterkirche übernimmt - coronabedingt - übrigens nicht der Münsterchor, sondern Regionalkantor Helmut Lehner zusammen mit der Sopranistin Michaela Zeitz aus Woffenbach. In seiner Predigt wird Domkapitular Norbert Winner auf das Evangelium dieses Sonntags eingehen: "Unser Glaube besteht nicht im Beachten von Vorschriften und Geboten, sondern ist eine Liebesbeziehung zu Gott."

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