Zu wenig Männer

12.3.2012, 09:55 Uhr
Zu wenig Männer

© Mederer

Höhepunkt der Feierlichkeiten im Landratsamt war die Festrede von Professorin Christel Bienstein von der Universität Witten/Herdecke. In einer kurzweiligen Ansprache ging sie auf die Entwicklung, die Probleme und die Zukunftspläne der Krankenpflege ein. Dabei verwies sie vor allem auf das Problem der Identifikation mit dem Berufsfeld und die mangelhafte öffentliche Wahrnehmung. „Die Krankenpflege stellt an einem Krankenhaus mit Abstand die größte Berufsgruppe, aber auf der Homepage eines Krankenhauses findet sich die Krankenpflege nirgends.“ Auch die Attraktivität des Pflegeberufs müsse sich steigern. Vor allem auch für männliches Personal, so die Rednerin.

Zu wenig Männer

Ein großes Problem sieht die Expertin aber auch innerhalb des Berufsfeldes. „Beim gesicherten Wissen haben wir gerade mal 0,05 Prozent. In der Medizin sind das 15 bis 20 Prozent. Wir arbeiten noch zu viel nach der Methode Versuch und Irrtum.“

Wert in Zukunft steigern

Um diesen Wert in Zukunft zu steigern, dazu sieht sich auch die Berufsfachschule für Krankenpflege in der Verantwortung. Bereits im Oktober 1961 startete der erste Ausbildungskurs. Damals unter der Leitung der Bramherzigen Schwestern des Ordens vom Heiligen Vinzenz von Paul. „1973 folgte dann der Umzug in das Personalwohnheim am Klägerweg, ehe 2009 das heutige Schul- und Studienzentrum bezogen wurde“, sagte Schulleiter Peter Bernsdorf in seinem Rückblick, der von einigen Bildern untermalt wurde.

Doch nicht nur gebäudetechnisch fanden in den vergangenen 50 Jahren Veränderungen statt. Im Ausbildungsprofil zum Beispiel sind die Lehrkräfte mittlerweile weltlichen gewichen. 36 Auszubildende beginnen jährlich eine dreijährige Ausbildung. „Diese Ausbildung sieht 2500 praktische Stunden am Krankenbett vor.“ Und hier fand eine Entwicklung statt, die auch Professorin Bienstein ansprach. „Wir sind von einer krankenhausorientierten zu einer Intensivpflege gekommen.“

Für Bienstein ist dabei wichtig, dass die Pflegenden verstehen, Prioritäten zu erkennen. „Niemand stirbt, wenn er nicht jeden Tag gewaschen wird, aber beim Trinken ist das schon wieder anders.“

Seit 1961 haben 1500 Absolventen das Examen zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Neumarkt absolviert. Zu Beginn war dies ein rein weiblicher Ausbildungsberuf. Mittlerweile gilt das Angebot auch für Männer, die aber nach wie vor stark in der Unterzahl sind.

Mit diesem und auch anderen Klischees spielte zum Abschluss des Festaktes eine Theaterproduktion des aktuellen Kurses 10/13. Unter dem Titel „Reicht uns das? – Nein!“ hat das angehende Pflegepersonal ein Theaterstück einstudiert, mit dem auf die aktuellen Probleme des Berufsfeldes aufmerksam gemacht wurde. Von zehn Darstellern stand Benedikt Landsberger als einziger Mann stellvertretend für die männliche Unterzahl.

Um hier Verbesserungen zu erzielen, gab Bienstein den jungen Menschen noch einen Tipp mit auf den Weg. „Lernen Sie politisch zu denken. Es ist wichtig, dass wir uns dort Gehör verschaffen und Netzwerke bilden, wo Entscheidungen gefällt werden. Nur so erreichen wir Verbesserungen.“
 

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