Eindrucksvolle VLM-Lehrfahrt

Außergewöhnlicher Garten und erfolgreiche "Rosa Kuh"

11.9.2021, 10:32 Uhr
Außergewöhnlicher Garten und erfolgreiche

© ri

So sollte beispielsweise der Erdaushub zu einem bestimmenden Element im Garten werden, da er als künstlicher Hügel - mittlerweile mit einer Stützmauer aus Steinen versehen und angelegten Wegen - zu einem echten Landschaftselement in dem ansonsten flachen Grundstück wurde. Sigi Schilmeier erläuterte, dass fast alle Steine, die im Garten verbaut sind, von den Feldern stammen. Ein Beleg dafür, dass man im Raum Obermichelbach "steinreich" ist. Zudem gehört stetiges Steineklauben seit jeher zu den Aufgaben am Bauernhof.

Ein großer Teil der Seine fand Verwendung in der Gestaltung des Gartens für die Familie. Die Bepflanzung ist so gewählt, dass es für Insekten das ganze Jahr über Blühendes zu finden gibt, gleichzeitig aber auch auf Gießen verzichtet werden kann. Der scheinbar natürliche Bewuchs erfordere stetiges Auseinandersetzen mit den Ansprüchen und Blütezeit der Pflanzen und es habe einige Jahre gebraucht, dieses kleine Paradies zu erschaffen, erfuhren die Gäste. Als das neueste Projekt bestaunten sie ein sogenanntes Kiesbeet, das mit dem, was man sich sonst unter dem Begriff vorstellt, wenig zu tun hat.

Kies verschwindet unter Blühfläche

Über und über blüht es und der Kies ist kaum zu sehen. Hier wurde ein Stück Rasen, das nach Schilmeiers Schilderung eigentlich nur ein unnützes und arbeitsreiches Stück Land darstellt, auf etwa 50 Quadratmetern in eine Blühfläche umgewandelt, die den Insekten das ganze Jahr über Nahrung bietet und zudem ein Blickfang im Eingangsbereich des Hauses ist. Besonders die hohen Gräser beeindrucken den Betrachter. Die Pflanzen wurden hierzu platziert, nur leicht in die Erde gedrückt und dann mit etwa zehn Zentimeter Kies aufgefüllt. So wird der Wuchs von unerwünschten Beikräutern unterdrückt, die Erde trocknet nicht aus und auch hier kann das Gießen entfallen. Im zeitigen Frühjahr werden die Pflanzen dann oberflächennah abgeschnitten, so dass sie wieder neu austreiben können.

Aber nicht nur Blühflächen und der Hügel sind im Garten zu bewundern, auch der Hausgarten, den Sigi Schilmeier pflegt, glänzt durch eine wunderbare Vielfalt. Vom Hochbeet, über Beerensträucher und Kräuterbeet, Gemüsebeete und Süßkartoffeln … - hier wird kultiviert, was die Familie gerne isst und auch mal was Neues ausprobiert. Überall in dem großzügigen Garten laden Sitzecken zum Verweilen ein. Einmal sind es große Quadersteine, dann wieder passende Holzstämme oder zu bequemen Möbeln umgebaute Paletten oder auch mal ein modernes "Relaxmöbel".

Begeistert waren die Teilnehmerinnen auch von den Geschichten und Gedichten, die ihre wortgewandte Gastgeberin - eine passionierte Dichterin, die auch schon so manches Stück für das örtliche Bauerntheater selbst verfasst hat - bei dem Rundgang zum Besten gab. Die Anekdoten aus dem Leben der Gärtnerin konnte wohl jede für sich nachempfinden

Besuch bei der "Rosa Kuh"

Ein zweiter Programmpunkt war die Besichtigung der Hofmolkerei "Rosa Kuh", die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. In dem vier Generationen umfassenden Familienbetrieb hat man 2015 eine Lösung für die Vermarktung der hofeigenen Milch gesucht und sich zum Aufbau einer Hofmolkerei entschieden. Der Name "Rosa Kuh" entstand und die Planungen haben begonnen. Zum Betrieb gehört außer der Molkerei selbstverständlich noch ein Milchviehstall, der als Kompoststall betrieben wird. Zur Zeit kann der Betrieb sämtliche anfallende Milch der Tiere in der hofeigenen Molkerei verarbeiten.

Nach den ersten Produkten Milch und Joghurt kam bald die Frage auf, was machen wir mit der Milch, wenn unsere Kunden im Urlaub sind und die Nachfrage sinkt. So wurde der Gedanke geboren, auch Eis anzubieten. Eine gute Entscheidung, denn das Eis kann länger gelagert werden und ist ein Renner im Verkaufsautomaten. Vermarktet werden die Produkte in umliegenden Einzelhandelsgeschäften und über Automaten – Kühl- oder Tiefkühl - je nach Produkt. Die nötige Energie liefert eine hofeigene Biogasanlage, so dass eine vorbildliche Kreislaufwirtschaft entstanden ist.

Ansteckende Begeisterung

Dass es der Familie Bauer gelungen ist, "mit viel Arbeit, einem hervorragenden Konzept und Beharrlichkeit ihre Produkte am regionalen Markt zu etablieren und somit auch größtmögliche Wertschöpfung aus ihrer Milch zu ziehen", stellte die Gästegruppe mit Bewunderung fest. Der unternehmerische Mut der Familie hat allen Teilnehmern Respekt abverlangt, aber auch die Begeisterung, mit der der Juniorchef Michi Bauer den Betrieb der "Familie Bauer" vorstellte, war nach der Schilderung von Kreisbäuerin Renate Ixmeier "direkt ansteckend". Mittlerweile wird am Hof auch ein mobiler Hühnerstall betrieben und man trägt sich mit dem Gedanken, die Molkerei noch besser auszulasten, indem man sich an der Käseproduktion versucht.

Die Familie bietet zu festen Terminen Hofführungen für ihre Kunden an, um den Weg von der Kuh bis ins Regal erlebbar und greifbar zu machen. Nach dem Besuch der beiden wirklich eindrucksvollen Familien klang der Nachmittag bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen am Hof der Familie Schilmeier aus.

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