Hohe Infektionszahlen

Corona-Lage im Landkreis angespannt: Führungsgruppe Katastrophenschutz wieder aktiv

16.11.2021, 18:54 Uhr
 Die "äußerst ernste Lage der Klink Neustadt" spiegelt die aktuell dramatische Zuspitzung der vierten Coronawelle wider.

© o.n.  Die "äußerst ernste Lage der Klink Neustadt" spiegelt die aktuell dramatische Zuspitzung der vierten Coronawelle wider.

Diesen informierte er darüber, dass mit dem zum 11. November ausgerufenen bayernweiten Katastrophenfall im Landratsamt wieder offiziell die Führungsgruppe Katastrophenschutz tätig sei. Glücklicherweise könne "hier auf die etablierten Strukturen unserer Koordinierungsgruppe Corona zurückgegriffen werden, womit die Arbeit in unserem Haus reibungsfrei weiterlaufen konnte", so Weiß.

Die Fallzahlen im Landkreis seien seit Beginn des Monats "explodiert". Am 1. November habe das Gesundheitsamt eine Gesamtfallzahl von 5425 gemeldet, heute liege diese für den Landkreis bereits bei 6010, mit 423 aktiven Fällen. Das Hochschnellen der Fallzahlen über die letzten Wochen verursache auch im Gesundheitsamt einen extremen Arbeitsanstieg, der schwer zu bewältigen sei, führte der Landrat in seinem Bericht aus.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wurde beim Landeskommando Bayern ein Hilfeleistungsantrag für unterstützende Bundeswehrkräfte gestellt. Ob, ab wann und wie viel personelle Unterstützung hier möglich sei, könne momentan aber noch nicht gesagt werden, ließ Helmut Weiß das Gremium in öffentlicher Sitzung wissen, zu der es im Sitzungssaal des Landratsamtes zusammengekommen war.

Wegen dieser Entwicklungen gibt es derzeit auch viele Diskussionen zu Veranstaltungen, vor allem zu den in den nächsten Wochen eigentlich anstehenden Weihnachtsmärkten. Deswegen hat Landrat Weiß kurzfristig alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zu einer gemeinsamen Videokonferenz am morgigen Mittwoch eingeladen, "damit wir uns zu diesem Themen austauschen".

Auch Klinik braucht Unterstützungskräfte

Die Verschlechterung der Lage macht auch vor dem Dienstbetrieb im Landratsamt nicht halt. Seit vergangener Woche gilt für Kundinnen und Kunden wieder eine FFP2-Maskenpflicht. Außerdem wird auch im Landratsamt – so wie es rechtlich gefordert ist – die 3G-Regelungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgesetzt. Weiß wies zudem auf die Situationen in der Klinik Neustadt hin, "die weiterhin äußerst ernst" sei: "Die Auslastung und Belastung durch diese vierte Corona-Welle ist sehr hoch".

Momentan müssen drei Patienten in der Klinik des Landkreises beatmet und intensivmedizinisch versorgt werden. Auf der COVID-Isolationsstation werden zehn Menschen versorgt. Mit Blick auf diese hohe Belastung und um sich auf die bevorstehenden Entwicklungen vorzubereiten, gelte, "dass in der Klinik in Neustadt zeitlich unkritische Eingriffe und Untersuchungen vorerst verschoben werden. Auch für unsere Klinik wurden Unterstützungskräfte der Bundeswehr beantragt, aber auch hier müssen wir sehen, ob beziehungsweise welche Unterstützungskräfte hier möglich sind", so der Landrat zum Auftakt der Ausschussberatungen.

Bei diesen ging es auch um "Investitionsoffensive des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege zum Ausbau von Pflegeplätzen". Über das Programm "Pflege im sozialen Nahraum - PflegesoNah" werden n diesem Jahr bayernweit 28 Projekte mit einem Fördervolumen von insgesamt rund 62 Millionen Euro gefördert und damit zugleich rund 1.000 weitere Pflegeplätze in ganz Bayern geschafft. Mit diesem Förderprogramm entstehen neue Tagespflegeeinrichtungen und Pflegeplätze in stationären Einrichtungen. Zudem werden Einrichtungen modernisiert, umgebaut und erweitert.

Förderung für Diakoneo-Haus in Obernzenn

Auch in diesem Jahr war nach Mitteilung in der Ausschusssitzung der Andrang so groß, dass bei weitem nicht alle der über 100 Anträge eine Zuwendung erhalten. Positiv entschieden wurden vom Landesamt für Pflege in Mittelfranken lediglich vier Projekte. Eines davon liegt in unserem Landkreis. Es ist das Projekt von Diakoneo im Markt Obernzenn. Für das geplante Diakoneo-Haus "Für und Miteinander Sorge tragen" wurde Diakoneo aus Haushaltsmitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege eine Zuwendung in Höhe von 3.600.000 Euro bewilligt. Der Bewilligungszeitraum erstreckt sich vom von August diesen Jahres bis Ende März 2024.

Das geplante Diakoneo-Haus "Für und miteinander Sorge tragen" entspricht - so in der Begründung des Bayerischen Landesamtes für Pflege - in den wesentlichen Punkten den Anforderungen der Richtlinie an ein bedarfsgerechtes, regional ausgerichtetes und demenzsensibles Pflege- und Leistungsangebot, das sich am sozialen Nahraum des Menschen orientiert. Der Bedarf an 60 stationären beschützenden Langzeitpflegeplätzen wird vom Antragsteller ausführlich dargelegt und gilt nachgewiesenermaßen als begründet. Auch zeigt das Projekt durch verschieden gestaltete durchdachte Maßnahmen und auf die Zielgruppen zugeschnittenen Angebote unter Einbeziehung einer laufenden Netzwerkarbeit die gelungene Öffnung der Einrichtung in den sozialen Nahraum.

Aktuelle Erkenntnisse hinsichtlich Demenzsensibilität werden im Rahmen eines fundierten Pflege- und Betreuungskonzepts sowie hinsichtlich der Ausbildung beziehungsweise Schulung des Personals in der Einrichtung vollständig und umfassend berücksichtigt. Das Haus mit dem Konzept "Für- und Miteinander Sorge tragen" wird laut Begründung des Bayerischen Landesamtes für Pflege von Diakoneo als Bauherr und Betreiber initiiert und nimmt sich den Bedürfnissen von Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen an. Durch den Neubau soll eine Umgebung entstehen, welche die Bedürfnisse von pflegebedürftigen Menschen mit Demenz berücksichtigt. In Bezug auf die Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse zu Aspekten der Demenzsensibilität und für Menschen mit Sehbeeinträchtigung erfüllt die Einrichtung die Anforderungen für eine Förderung.

Weichen sind gestellt

Die Gestaltung ziele aber nach Darstellung im Ausschuss für Soziales und Gesellschaft "nicht nur auf Menschen mit Demenz ab, sondern verliert auch Menschen mit Sehbeeinträchtigung nicht aus dem Blick". Auch der Landkreis stellte im Kreishaushalt 2021 im Wege einer Verpflichtungsermächtigung "die Weichen für eine Förderung dieses für unseren Landkreis so wichtigen Projekts in Höhe von 1.200.000 Euro". Aktuell läuft im Markt Obernzenn das Aufstellungsverfahren für den erforderlichen Bebauungsplan.

Der Ausschuss befasste sich unter anderem mit einem Bericht für den Landkreis im Bereich der Bundesagentur für Arbeit und des Jobcenters, mit der Kommunalen Gleichstellungs- und Frauenarbeit, mit einem Bericht der "Projektkoordinatorin Pflege", mit der Festlegung von Angemessenheitsobergrenzen für die Kosten der Unterkunft im Rahmen des SGB II (Grundsicherung für Arbeitssuchende) und des SGB XII (Sozialhilfe) sowie schließlich dem Kreishaushalt 2022.

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