Das Aus kurz vor der Eröffnung

Darum wird heuer der Weihnachtsmarkt doch wieder abgesagt

17.11.2021, 19:00 Uhr
Im zweiten Jahr in Folge gibt es keinen Reichsstädtischen Weihnachtsmarkt.

© Günter Blank, NN Im zweiten Jahr in Folge gibt es keinen Reichsstädtischen Weihnachtsmarkt.

Es wird auch in diesem Jahr keine Weihnachts- und Adventsmärkte im Landkreis geben. Darauf haben sich die Bürgermeister der 38 Städte und Gemeinden gestern bei einer Videokonferenz mit Landrat Helmut Weiß geeinigt. Sowohl der Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz, Ralf Keller, wie auch der Vorstand der Kliniken des Landkreises, Stefan Schilling, hatten den Teilnehmern der Konferenz zuvor den Ernst der Lage geschildert.
Wie Landratsamtspressesprecher Bastian Kallert als Fazit der digitalen Zusammenkunft mitteilte, habe Landrat Helmut Weiß eindringlich an die Bürgermeister appelliert, die vorgesehenen Veranstaltungen abzusagen, „auch wenn wir im Landratsamt natürlich wissen, dass manche Planungen schon sehr weit fortgeschritten waren“. Weiß habe jedoch auf die Situation in den Krankenhäusern verwiesen, auf die Verantwortung dem dortigen Personal gegenüber und an den notwendigen Schutz der Bevölkerung erinnert.

"Absolut dramatisch"

„Am Ende stand ein Konsens“, sagte Kallert, der Weiß wie folgt zitiert: „Die Lage ist absolut dramatisch. Die Kliniken und hier ist natürlich nicht nur unser Landkreis betroffen, bewegen sich rasend auf eine Situation zu, die schlichtweg nicht mehr geleistet werden kann. Ein solcher Kollaps bedeutet, dass Patientinnen und Patienten unter Umständen dann nicht mehr die Versorgung erhalten können, die sie eigentlich benötigen. Hiervon werden dann nicht nur mögliche Covid-Patienten betroffen sein, sondern alle Bürgerinnen und Bürger, die, aus welchen Gründen auch immer, auf eine intensivmedizinische Versorgung angewiesen sind. Des Landrats Schlussfolgerung: „Wo es uns möglich ist, sollten Kontakte wieder auf ein Mindestmaß reduziert werden, damit wir dieser vierten Welle noch die brutale Wucht nehmen können, die sie derzeit hat.“
Wie brisant die Lage aktuell im Landkreis ist, zeigen allein die nackten Zahlen. 85 weitere Infektionen mit dem Coronavirus meldete das Landratsamt allein gestern, deren Gesamtzahl stieg damit auf 6205 seit Ausbruch der Pandemie. 472 Fälle gelten als aktiv. Die Sieben-Tage-Inzidenz schnellte auf den bisher im Kreis unerreichten Höchstwert von 333,8 nach oben; am Vortag hatte das Robert-Koch-Institut noch einen Wert von 267,5 gemeldet. Auf der Intensivstation der Kreisklinik in Neustadt wurden gestern vier an Covid-19 erkrankte Menschen invasiv beatmet, 14 Patienten lagen auf der Corona-Isolierstation. Entsprechend gelten verschärfte Besuchsregelungen in den Kliniken des Landkreises. Zutritt hat nur noch, wer geimpft oder genesen ist und zudem ein aktuelles negatives Corona-Testergebnis vorweisen kann. Patienten sollen ihre Impfbücher mitbringen.

Verantwortung "im Kleinen"

„Es tut mir leid für die Bürger und die Fieranten“, bedauert Bad Windsheims Bürgermeister Jürgen Heckel die Absage. Doch wenn schon die „große Politik ihrer Verantwortung nicht gerecht“ werde, dann müssten die Kommunalpolitiker und Verwaltungen vor Ort eben „im Kleinen“ handeln und ihrerseits alles daran setzen, ihrer Aufgabe nachzukommen und Schaden von den Menschen abzuwenden.
Damit die Markthändler zumindest die Möglichkeit hätten, etwas zu verkaufen, erwäge man nun, drei isoliert stehende Marktbuden in der Bad Windsheimer Altstadt zu verteilen – je eine auf dem Marktplatz, dem Wein- und dem Kornmarkt. „Dezentral und ohne Alkohol“ wäre dabei die klare Vorgabe.
Heckel selbst will zudem möglichst alle in seiner Verantwortung stehenden Termine absagen. Als Beispiel nannte er unter anderem die festliche Sitzung des Stadtrats, die Wahlen der Feuerwehrkommandanten und weitere Versammlungen. „Ich bin geschockt“, sagte Jürgen Heckel gestern am Telefon unter dem Eindruck der vorangegangenen Videokonferenz. „Was auf uns zurollt, ist unvorstellbar.“

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