Modellkommune Bad Windsheim

Die Kurstadt soll demografiefest werden: So soll das gelingen

18.8.2021, 06:00 Uhr
Holpriges Kopfsteinpflaster wie dieses kann für Senioren zur Barriere werden. Auch das könnte Thema werden, wenn sich Bad Windsheim als Modellkommune demografiefest aufstellen will. 

© Stefan Blank, NN Holpriges Kopfsteinpflaster wie dieses kann für Senioren zur Barriere werden. Auch das könnte Thema werden, wenn sich Bad Windsheim als Modellkommune demografiefest aufstellen will. 

Die Gesellschaft wird immer älter und nicht nur der demografische Wandel mit all seinen Herausforderungen bedeutet für Kommunen eine große Aufgabe. Auf diese „vor Ort zu reagieren und sich zukunftssicher und demografiefest aufzustellen“, wie es Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker nennt, steht im Mittelpunkt eines Förderprogramms, für das Bad Windsheim nun als eine von nur sieben Pilot-Gemeinden im Freistaat ausgewählt wurde.
Es winken in den kommenden vier Jahren Fördersätze von bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben sowie maximal 90 000 Euro für Beratungsleistungen und jährlich 6000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildungen oder Veranstaltungen. Insgesamt soll laut Füracker eine „passgenaue Heimat- und Demografiestrategie“ erarbeitet werden.

Die Kurstadt ist als Modellkommune ausgewählt worden. Auch die Bürger sollen sich mit Ideen einbringen.

Die Kurstadt ist als Modellkommune ausgewählt worden. Auch die Bürger sollen sich mit Ideen einbringen. © Stefan Blank

Ausgewählt wurden aus mehr als 100 Bewerbern je eine Gemeinde aus jedem Regierungsbezirk sowie mit Sanderau (Würzburg) ein Stadtteil einer Großstadt, ein Landkreis (Tirschenreuth) und eine Region (Forggensee in Schwaben). Diese sollen „begleitet und bedarfsgerecht unterstützt“ werden, teilt das Ministerium mit, auch mit beratenden Experten. Es sollen aber nicht nur Strukturen und Prozesse langfristig in den Kommunen etabliert werden, „sondern die erarbeiteten fachübergreifenden und strategischen Handlungsansätze auch anderen Kommunen mit ähnlichen Herausforderungen und Multiplikatoren zur Verfügung gestellt werden“.

Bad Windsheim weiter gestalten

An der Bewerbung Bad Windsheims hat auch das Cima-Beratungsteam um Markus Jocher mitgearbeitet. „Es freut uns riesig, dass wir dabei sind“, sagte Jocher auf WZ-Nachfrage, „und so die Zukunft von Bad Windsheim weiter mitgestalten zu können“. Es gelte, die älter werdende Gesellschaft in die Stadtgesellschaft zu integrieren. Für Bürgermeister Jürgen Heckel ist die Aufnahme in den erlesenen Kreis der Pilot-Kommunen „ein hervorragender Beweis, dass wir auf einem guten Weg sind“.
Nun sollen laut Staatsministerium „spezifische Herausforderungen und Chancen der Kommune auf Basis demografischer Daten, unter Einbeziehung vorhandener Konzepte und Studien sowie durch Befragung von Verantwortlichen vor Ort durch externe Gutachter in Form einer Stärken-Schwächen-Analyse herausgearbeitet werden“. Danach sollen auch Bürgerinnen und Bürger miteinbezogen werden.

Vielzahl von Themen

Themen könnten inter- und intrakommunale Zusammenarbeit, Identität der Kommune, sozialer Zusammenhalt und Ehrenamt vor Ort, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Potenzialentfaltung der Jugend verstärken und Fachkräfte sichern, Selbständiges Leben im Alter, Erhalt der Lebensgrundlagen, Mobilität und Verkehr, Tourismus und Kultur, Nahversorgung, ärztliche Versorgung, Innenstadtbelebung oder Umnutzung von Altbestand sein. Was für Bad Windsheim wie wichtig sein soll, das entscheiden die Verantwortlichen vor Ort, heißt es aus München.
Ziel ist, konkrete Projekte anzustoßen sowie vorhandene Initiativen einzubeziehen und miteinander zu vernetzen. Es gehe auch um Lebensqualität. Heckel will mögliche Vorhaben nun mit Jocher besprechen, dem Quartiersmanager „fallen spontan schon fast 1000 ein“, wie er mit einem Lachen erklärt. Konzepte sollen mit allen Beteiligten entwickelt werden, doch einer der Schwerpunkte könnte laut Markus Jocher sein, den „Menschen, die immer älter werden, den Zugang in die Innenstadt zu erleichtern, sie für alle erlebbar“ zu machen – und damit zukunftssicher oder eben „demografiefest“.

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