Hängepartie für die Narren: Fällt Fasching wegen Corona flach?

2.9.2020, 14:50 Uhr
So unbeschwert wie in der letzten Session sieht man der nächsten bei den Fastnachtsgesellschaften nicht entgegen. Doch ihre „Mädchen der Kindergarde waren echt froh, als es wieder los ging“, berichtet Sylvia Seeberger vom Start des Trainings unter aktuellen Hygienevorschriften. 

© o.n. So unbeschwert wie in der letzten Session sieht man der nächsten bei den Fastnachtsgesellschaften nicht entgegen. Doch ihre „Mädchen der Kindergarde waren echt froh, als es wieder los ging“, berichtet Sylvia Seeberger vom Start des Trainings unter aktuellen Hygienevorschriften. 

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte Mitte August für diese Verunsicherung gesorgt, als er meinte, dass er sich „den Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie schlicht nicht vorstellen“ könne. Wohlwissend, wie wichtig der Karneval für Millionen Deutsche sei, wird Spahn mit der Feststellung „das ist bitter, aber so ist es“ zitiert. Und nicht wenige mit dem Corona-Virus befasste Fachleute hätten sich diese Absage schon für den Fasching 2020 als ein „Infektions-Hotspot“ gewünscht.

Der Fastnachtsverband Franken hat sich gegen einen Komplettausfall der Session ausgesprochen. Man hoffe, dass die anstehende Saison nicht vollständig ins Wasser fällt, so Präsident Marco Anderlik. Er glaube, „dass die Karnevalstreibenden sehr innovativ und flexibel an der Umsetzung der kommenden Kampagne arbeiten“. Er könne sich verschiedene Lösungen vorstellen, hält etwa Prunksitzungen mit weniger Besuchern, ausreichenden Sicherheitsabständen und guter Belüftung für denkbar. „Dass Gesundheitsschutz über allem steht, braucht man nicht diskutieren“, so Anderlik in einer Stellungnahme“.

Garden trainieren seit Wochen

Wenn es der Fastnachtsverband jedem freistelle, was er mache, habe er nicht den schwarzen Peter, hält Geißbockvorsitzende Sylvia Seeberger mit ihrer Meinung darüber nicht hinterm Berg. Auch wenn sie davon ausgeht, „dass die nächste Session COVID 19 zum Opfer fällt“, trainieren die Garden schon seit einigen Wochen mit den bekannten Hygienevorschriften. „Meine Mädchen der Kindergarde waren echt froh, als es wieder los ging“, berichtet Sylvia Seeberger und ergänzt pragmatisch: „Wenn alles ausfällt sind die Mädels wenigstens fit für die nächste Session“. Sehr dankbar ist sie, dass bei der noch laufenden Brandschutzsanierung der Markgrafenhalle das BRK das Gardetraining in seinem Lehrsaal ermöglicht.

Orden mit auswechselbarer Jahreszahl

Was die Büttenreden und alles andere betrifft, müsse man kurzfristig reagieren, wenn ja grünes Licht kommen sollte, erklärte Seeberger gegenüber NN-Online und machte zugleich deutlich: „Die Seniorensitzung oder Sitzung für Menschen mit Handicap werden auf keinen Fall stattfinden, denn diese Zuschauer wären ja alle Risiko-Gäste“. Die beliebte Ultimative Faschingsparty oder der Weiberfasching könnten in gewohnter Form sicher nicht durchgeführt werden oder würden ja auch nicht genehmigt“. Bei der Ordensgestaltung stellt man sich bei den Geißböcken „mit auswechselbarer Jahreszahl“ auf alle Eventualitäten ein.

Aus der Region sind schon erste Reaktionen auf die düstere Prognose von Bundesgesundheitsminister Spahn für die Session bekannt geworden. So geht etwa die Kitzinger Karnevalsgesellschaft davon aus, dass sie sämtliche Veranstaltungen absagen muss, weil das finanzielle Risiko bei eingeschränkten Besucherzahlen zu groß ist. Auch in Karlstadt, einer Fastnachtshochburg in Franken, hat man den zweitgrößten Faschingsumzug in Unterfranken sowie die Prunksitzungen gecancelt. Wie andere Gesellschaften rechnet die „Schwarze Elf“ in Schweinfurt, schon lange mit den Neustädter Geißböcken freundschaftlich verbunden, mit der Absage ihrer Sitzungen, die aufgrund der aktuell geltenden Hygienevorschriften nicht durchführbar seien.

„Teil unserer Heimatidentität“

Werde die Faschingssaison tatsächlich komplett dem Coronavirus zum Opfer fallen, ist der Präsident des Fastnachtsverbandes Franken überzeugt: „Es wird uns ein Teil unserer Heimatidentität fehlen“. Zudem befürchtet Marco Anderlik, dass zahlreiche Faschingsvereine aufgrund der Corona-Krise finanziell unter Druck geraten. Er fordert denn auch „eine baldige Entscheidung in dieser Frage“. Die Feierlichkeiten erforderten schließlich in der Regel monatelange Vorbereitungen.

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