Ökumenische Segnung

Wenn der Zeitgeist auf dem Friedhof ankommt

17.4.2019, 19:31 Uhr
Pfarrer Christian Schäfer entzündet mit Pastoralreferentin Waltraud Seufert die Osterkerze zur würdevollen ökumenischen Segnung der Urnengräberfelder mit Bürgermeister Klaus Meier (l.) und Friedhofsverwalter Marco Maiwald.

© Harald J. Munzinger Pfarrer Christian Schäfer entzündet mit Pastoralreferentin Waltraud Seufert die Osterkerze zur würdevollen ökumenischen Segnung der Urnengräberfelder mit Bürgermeister Klaus Meier (l.) und Friedhofsverwalter Marco Maiwald.

Dass dies mitten in der Karwoche geschah, sollte besondere Symbolkraft haben. Der Geistliche Schäfer griff mit dem Propheten Ezechiel aus der Schöpfungserzählung die Verheißung auf, dass Gott für den Menschen über die Zeit seines Lebens da sei. Pastoralreferentin Seufert machte mit einem Lied Luthers deutlich, mitten im Leben vom Tod umfangen zu sein. "Obwohl uns allen bewusst ist, dass das Leben endlich ist, hat dieser Gedanke im Alltag nur wenig Raum" führte Pfarrer Christian Schäfer aus, der die Osterkerze entzündete, dass "das Licht der Welt für alle hier Bestatteten leuchten" möge. Waltraud Seufert vollzog mit geweihtem Wasser die Segnung des Urnengräberfeldes.

Mit diesem folge Neustadt "einem Wandel in der Friedhofs- und Bestattungskultur", wie Bürgermeister Klaus Meier, begleitet vom neuen Friedhofsverwalter Marco Maiwald und der Leiterin des Standesamtes, Kerstin Eichner, sowie Bauamtsleiter Gerald Schorr, auf die stetige Zunahme der Urnenbeisetzungen verwies. Die klassische Erdbestattung mit Sarg in einem Einzel- oder Familiengrab werde immer weniger nachgefragt, was nahezu 300 freie Grabstellen auf dem Stadtfriedhof belegen sollten.

Pflegefreie Grabformen immer mehr gefragt

So müssten denn auch die Friedhofsträger mit der Zeit gehen und "Nachfragen nach pflegeleichten oder gar pflegefreien Grabformen" erfüllen. Die Stadt habe den Wandel erkannt und biete bereits seit vielen Jahren spezielle Kindergrabstätten und seit 2013 die Baumbestattungen an, von denen schon rund 150 erfolgt und weitere Bäume vorbereitet und gekennzeichnet seien, so das Stadtoberhaupt. Auf seine Initiative hin seien nun die drei Felder mit Platz für insgesamt 56 Urnengräber angelegt worden, in denen jeweils zwei Urnen bestattet werden könnten.

Bauhofmitarbeiter hätten im September mit der Anlage der Felder und ihrem Umgriff begonnen, die Bürgermeister Meier nun als sehr gelungen würdigte. Auf den von der Stadt zur Verfügung gestellten Grabplatten aus Impalagranit dürften ausschließlich die Namen sowie Geburts- und Sterbedaten der Verstorbenen verzeichnet werden. Grabschmuck, Kerzen oder Erinnerungsgegenstände sowie Pflanzschalen seien nach der Friedhofssatzung nicht erlaubt und würden gegebenenfalls entfernt.

"Ein weiteres Mal Zeitgeist getroffen"

Da es sich um ein Reihengrabfeld handle, würden die Grabplätze erst im Todesfalls vergeben, wies das Stadtoberhaupt auf "die Belegung der Reihe nach" hin: "Eine vorherige Reservierung ist leider nicht möglich". Man sei, so Meier, "der Meinung, dass wir mit dem Urnenfeld ein weiteres Mal den Zeitgeist getroffen haben". Die Voranfragen ließen darauf schließen, dass in der Bevölkerung der große Wunsch nach pflegeleichten Bestattungsformen bestehe, bestätigte es Friedhofsverwalter Maiwald.

Ganz anders sähen es die Konfirmanden, wenn er mit ihnen eine Friedhofsbegehung vornehme, berichtete Pfarrer Christian Schäfer. Die Jugendlichen lehnten Urnenwände strikt ab, wünschten eine Grabstätte aus Ort der Trauer. Dagegen wollten viele ältere Menschen ihren Nachkommen nicht mit der Grabpflege zur Last fallen, was als diffiziles Thema in den Familien zu erörtern ist. In Kürze will Neustadt nahe dem Urnengräberfeld auch eine Bestattungsstätte für die "Sternenkinder", also Todgeborene, anlegen, für die eine Neustädter Gruppe seit vielen Jahren Kleidung zur würdigen Beisetzung fertigt.

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