"Zeilingers Büchlein" bereichert Steigerwaldgemeinde

15.11.2018, 19:27 Uhr
Inge Diller (l.) und Dr. Erich Zimmermann überreichten mit der Würdigung ihres Mannes Lisbeth Zeilinger die erste Münchsteinacher Chronik des "kirchlichen und gemeindlichen Leben in früherer Zeit".

Inge Diller (l.) und Dr. Erich Zimmermann überreichten mit der Würdigung ihres Mannes Lisbeth Zeilinger die erste Münchsteinacher Chronik des "kirchlichen und gemeindlichen Leben in früherer Zeit".

 Im großen Gästekreis wurde die dem ersten Band optisch angepasste Chronik vorgestellt, in der die vielen Veröffentlichungen von Konrad Zeilinger in den Gemeindebriefen von 2009 bis 2015 zusammengefasst und mit Geschichten über die Post und die Bader sowie Ärzte in Münchsteinach und aufschlussreichen Schilderungen aus dem Tagebuch des Ökonomen Georg Kreller ergänzt sind. Der Bearbeitung mit "etwas geglätteten Texten" und besserem Bildmaterial hatte sich der heimatgeschichtlich exponierte Dr. Erich Zimmermann angenommen, dem dafür die Vorsitzende des Fremdenverkehrs- und Heimatvereins, Inge Diller, ebenso dankte, wie das Publikum mit kräftigem Beifall für die anregende Lesung. Bei der verstand es Zimmermann, das Interesse für das reichhaltig illustrierte "Zeilingers Büchlein" zu wecken, das ab sofort in der Sparkasse aufliegt und auf dem Weihnachtsmarkt ebenso – mit dem Häuser-Band – erworben werden kann wie bei Inge Diller.

Nur zu gerne hätte Dr. Zimmermann dem schon 2010 vom Verein für seine Verdienste um die Heimatforschung geehrten Konrad Zeilinger mit dem ersten Buch für seine unermüdlich-leidenschaftlichen und mit viel Liebe zum Detail Forschungen in den Archiven gedankt. Doch der Autor so vieler interessanter, "vom Laien für Laien in lesbarer Form" beschriebener und damit vor dem Vergessen bewahrter Ereignisse ist im Juli 90-jährig verstorben. Wie stolz man auf seinen Nachlass nun mit dem ganz speziellen Geschichtsbuch sei, wurde der Witwe Lisbeth Zeilinger und Familienangehörigen bei der spannenden und amüsanten Lesung zugleich versichert.

Lehrer zu Tode erschreckt

So erfuhren deren Gäste von einem Lehrer, den 1710 ein Geist zu Tode erschreckt haben soll und von einer Lehrerin und einem Lehrer, die sich in den 1950er Jahren so gerne gesehen hätten, dass das Kindswohl nur mit deren Versetzung gewahrt werden konnte. Aber auch, dass die Schule um einen Raum im ehemaligen Getreideboden erweitert wurde und es 1875 für 117 Schüler nur einen Lehrer gegeben hatte, sogar schon 1497 ein Lehrer in Münchsteinach genannt war. Neben diversen baulichen Maßnahmen an der Klosterkirche mit der gravierendsten Veränderung von zwei kleineren auf einen höheren Turm mit der heute spitzen Haube, Aufzeichnungen über Glocken, Altar oder Orgel, die Verlängerung der Kirche und den in Bayern einmaligen Innenraum überliefert Konrad Zeilinger "auch Fußnoten" der Historie. So etwa Sorgen um die Moral in der Kirche, die Jugendliche barfuß betraten und sogar rauchten, auf den Friedhof getriebene Gänse und Schweine oder geplante Einschränkungen der Liturgie bei der Taufe unehelicher Kinder, die damals die Hälfte des Nachwuchses ausmachten. Auch von einer 1899 eingerichteten Armenkasse für Notfälle ist in der Chronik zu lesen.

Elternlose Kinder "verstrichen"

Dass elternlos-arme Kinder einst für Kost und Pflege auf Dauer eines Jahres "verstrichen" (versteigert) wurden, zählt zu den dunkleren Kapiteln in der Münchsteinacher Geschichte, die auf der anderen Seite mit dem ersten Freibad im Landkreis glänzen kann, das man dem ortsansässigen Arzt verdankte und heute mit der Sanierung wieder ein Alleinstellungsmerkmal anstrebt. Der Hausarztmangel im ländlichen Raum war schon 1931 ein Thema, dem man damals noch mit der Verlockung einer Wasserleitung Abhilfe schaffen mochte.

Und eine Parallele ist auch in Georg Krellers Tagebuchnotizen (insgesamt über 1000 eng beschriebene DINA5-Seiten) mit dem trockenen Jahr 1893 zu finden. In dem hatte es nach seinen Aufzeichnungen so wenig geregnet, dass Bauern Futter für ihre Tiere im Wald zusammensammeln mussten und sich die Natur nach Regenfällen nur zögerlich erholte. Inge Diller und Dr. Erich Zimmermann waren bei der Buchvorstellung "sehr stolz" auf diese Chronik und sicher, "dass man im Zeilingers Büchlein gerne lesen wird", um auch etwas über die Beleuchtung des Ortes mit verbotenerweise auswärts gekauftem Petroleum oder die Postexpedition zu erfahren.