1. Dezember 1970: Geisterzug mit 3650 PS unterwegs

1.12.2020, 07:00 Uhr
1. Dezember 1970: Geisterzug mit 3650 PS unterwegs

© Kammler

Sie nämlich ist eine von insgesamt acht Dieselloks, die im Ausbesserungswerk Nürnberg geprüft und von der Bundesbahn abgenommen werden. Sie erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern. Mit ihr werden vorwiegend im süddeutschen Raum Strecken befahren, die noch nicht elektrifiziert sind.

Auf ihre Leistungsfähigkeit hin werden sie in Nürnberg überprüft, wo die modernste und bestausgestattete Prüfstelle der Bundesrepublik steht. Von den acht Lokomotiven sollen bis zum Einsetzen des Weihnachtsverkehrs sechs in Betrieb genommen worden sein.

Heinz Kurz, Leiter des Prüffeldes, Bundesbahnrat Hermann Biemüller, Lokomotivführer Veit Richter und ein eingespieltes Prüfungsteam machten sich auf die abschließende Testtour, in der die Maschine noch einmal allen erdenklichen Strapazen unterzogen wurde.

Damit die notwendige Belastung erreicht werden konnte, wurden die fünf „Geisterwagen“ angehängt. Sie haben ungefähr das Gewicht, das die Schnellzuglok künftig zu ziehen hat – vor allem auf der Strecke zwischen München und Lindau.

Die Maschine vibrierte unter der Kraft ihrer 3650 Pferdestärken, als sie aus dem Rangierbahnhof herausrollte. Aber bis Baiersdorf blieb es bei einem Zockeltempo: nahezu jedes Signal stand erst einmal auf Rot. Dann aber konnte die Maschine ausgefahren werden, zumal die Meldung durchkam, daß ein Eilzug dichtauf folge. Er hatte nie Chancen, den Schnellzug einzuholen, obwohl zwischenzeitlich immer wieder Bremsmanöver auf dem Programm standen.

Jetzt hatte das Prüfungsteam alle Hände voll zu tun und überwachte ständig das Funktionieren der technischen Apparaturen. Die von Krupp in Essen gebaute Maschine wies keine Fehler auf. Die gewaltige Kraft verdankt die Diesellok neben ihrem 2.500-PS-Motor einer zusätzlichen Gasturbine, die weitere 1.150 PS abgibt.

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