1. FCN Handball: Das lange Warten auf «eine wie Franzi»

18.1.2010, 00:00 Uhr
1. FCN Handball: Das lange Warten auf «eine wie Franzi»

© Zink

An der Spitze der jetzigen Bayernligatruppe steht als erster Vorstand Dr. Udo Linde. Der Orthopäde engagiert sich bereits seit 1986 bei den Handballerinnen, den Vorstandsposten wollte er allerdings nie haben. «Als es darum ging, einen Vorstand zu benennen, drehten sich plötzlich alle zu mir um», erzählt Linde lachend von der improvisierten Versammlung im «Südtiroler», in deren Rahmen der neue Verein aus der Taufe gehoben wurde. Und so ist Linde nicht mehr nur für die Wehwehchen der Sportlerinnen zuständig, sondern wurde auch «recht unvermittelt ins Management geworfen», wie er zugibt.

«Es war ungemein schwierig, quasi aus dem Stand den Spielbetrieb in Gang zu bekommen», erinnert sich Linde. «1000 Hürden» hatte er auf dem Weg zur Bayernliga-Lizenz zu überwinden, wobei sich vor allem die leidige Frage nach dem Geld zum Hauptproblem entwickelte. «Für viele potenzielle Sponsoren ist es leider schwer, zu differenzieren. Da sind aufgrund der Ereignisse in der Vergangenheit viele Türen zugegangen. Bei einer Firma sagte mir schon die Sekretärin, dass ich mich ja was trauen würde, überhaupt anzurufen .», erzählt Linde.

Doch es klappte, nicht zuletzt dank einiger Geldgeber, die schon das Meisterteam unterstützt hatten. 40 000 Euro Etat, das ist «Bayernliga-Norm», wie Linde feststellt. Große Sprünge sind damit allerdings nicht drin. «Wir wollen die Klasse halten», stellt der langjährige Mannschaftsarzt fest. Die Clubfrauen halten sich nach Startschwierigkeiten im Mittelfeld, doch auch der Tabellenkeller ist bedrohlich nahe. «Ich hatte mir den Klassenerhalt ehrlich gesagt leichter vorgestellt», gibt der Vorstand zu.

Wie es in der nächsten Saison weiter geht, liegt in der Hand der Sponsoren. «Wenn wir um den Aufstieg mitspielen wollen, müssen wir zwei, drei Spielerinnen verpflichten», erklärt Linde. «Das kostet Geld. Folglich müssten die Sponsoren nachlegen, wenn sie uns eine Liga weiter oben sehen wollen. Falls nicht, spielen wir weiter in der Bayernliga. Wir werden den Teufel tun und Spielerinnen verpflichten, nur um dann im Nachhinein das nötige Geld zu suchen.» Zu jung ist die Mannschaft, die von Cora Schardt (ehem. Christenau) und Maja Gubova trainiert wird, um in den nächsten Jahren aus eigener Kraft den großen Wurf zu landen. «In drei Jahren könnten sie so weit sein», schätzt Linde, der seinen Spielerinnen den Willen bescheinigt, die nötige Kaltschnäuzigkeit allerdings abspricht: «Sie können das Erarbeitete nicht umsetzen und sind einfach nicht stabil genug.»

Christenau, Gubova, Kottenstein, Csutak – beim neuen Club geben sich die klangvollen Namen aus besseren Zeiten die Klinke in die Hand. Doch Linde hofft auf mehr. «Vielleicht kommt ja eine wie Franzi Beck zurück.» Die Außenspielerin stürmt derzeit ebenso wie ihre frühere Club-Kollegin Beate Scheffknecht für den Zweitligisten Bietigheim, könnte jedoch als Nürnbergerin früher oder später in ihre Heimat zurückkehren.

Bis auf weiteres müssen die Club-Spielerinnen allerdings ohne Franzi auskommen. Im Heimspiel gegen den Aufstiegsaspiranten HSV Bergtheim bestätigten sie vor 300 Zuschauern dann auch prompt die Einschätzung des ersten Vorstands. Bis zur Halbzeitpause spielten die Schardt-Schützlinge gegen den vermeintlich übermächtigen Gast gut mit, nahmen sogar eine 15:13-Führung mit in die Kabine. «Da hat Bergtheim allerdings nicht wirklich ernst gemacht», schränkte die Trainerin ein.

In der zweiten Halbzeit machten sie dann allerdings ernst – und der Club zerfiel in seine Einzelteile. Allein Alexandra Kitza zeigte Nerven wie Stahlseile und verwandelte neun von zehn Siebenmetern. «Solche Aussetzer haben wir leider öfter», ärgerte sich Cora Schardt über den drastischen Leistungsabfall ihrer Mannschaft, die der 22:30-Niederlage schließlich nichts mehr entgegen zu setzen hatte. «Wir haben wieder mal zu früh aufgegeben. Die Mädels können ihren inneren Schweinehund einfach nicht überwinden», analysierte Schardt aufgebracht. Insbesondere die jungen Spielerinnen ließen sich von Fehlversuchen aus dem Konzept bringen, waren in der Folge wie gelähmt. Schardt dazu: «So ist das im Moment, wenn die erste nicht trifft, traut sich keiner mehr zu werfen.» Und so gab’s zum «Halbjährigen» keinen Kuchen, sondern bittere Tränen nach Spielschluss, während die Gäste ausgelassen zum Siegestanz ansetzten.

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