Bio in aller Munde

10.2.2011, 22:00 Uhr
Bio in aller Munde

© Eduard Weigert

Nach der Spielwarenmesse, die mit Aktionen in der Innenstadt auf sich aufmerksam macht, geht damit eine zweite große Messe nach außen und wendet sich an die Nürnberger. Für Wirtschaftsreferent Roland Fleck ein naheliegender Schritt: Im Zeitalter von Dioxin-verseuchten Eiern und anderen Lebensmittelskandalen sei „Bio“ längst kein Nischenthema mehr, sondern vielmehr ein Wirtschaftsfaktor. Das Marktvolumen der Branche liege bundesweit bei sechs Milliarden Euro, so Fleck. „180000 Arbeitsplätze hängen daran.“ Und was Nürnberg betrifft, so spülen laut Fleck allein die beiden Fachmessen BioFach und Vivaness rund 50 bis 60 Millionen Euro in die Stadt.

„In Nürnberg willkommen“

Mit dem neuen Programm sollen 50000 Besucher und Aussteller merken, „dass die weltweite Biobranche in Nürnberg herzlich willkommen ist“, so Claus Rättich, Mitglied der Geschäftsleitung der NürnbergMesse. Aktuell ist das Thema ohnehin: 30 Unternehmer aus Franken haben sich erst kürzlich zur Bio-Innung zusammengeschlossen. Als einzelner Bio-Betrieb werde man zu wenig wahr genommen, sagt deren Vorstand Hubert Rottner. Und die Stadt selbst tritt neuerdings ganz selbstbewusst als „BioMetropole“ für mehr Ökologie im Alltag ein (wir berichteten).

Idealismus gehört aber immer noch dazu, das gilt auch für die aktuellen Pläne. Zwar fördert die NürnbergMesse die Projekte zum Thema mit insgesamt 20000 Euro, weitere Sponsoren sorgen dafür, dass die Veranstaltungen überwiegend zum Nulltarif zu haben sind. Doch ohne Ehrenamtliche wie Frank Braun vom Vorstand des Vereins Bluepingu geht es nicht.

Braun und seine 15 Mitstreiter haben nach eigenen Schätzungen insgesamt rund 400 Stunden ehrenamtlicher Arbeit investiert, um die Veranstaltungsreihe auf die Beine zu stellen. Der 45-jährige Wirtschaftsinformatiker engagiert sich seit Jahren für Ökologie und Nachhaltigkeit. Viel Energie hat er zuletzt in den Aufbau der Internetplattform „Bluepingu“ investiert, ein Regionallotse fürs bewusste Einkaufen. Er wolle kleine Schritte anbieten, sagt Braun. „Niemand soll sich überfordert fühlen. Aber jeder von uns hat täglich unendlich viele Möglichkeiten, etwas zu ändern.“ Als nächsten „kleinen Schritt“ plant sein Verein deshalb eine Initiative an Schulen zum Thema ökologisches Arbeitsmaterial.

Der Nachwuchs war im Übrigen auch schon für das aktuelle Programm gefragt. „Gesund leben — was heißt das für mich?“ Unter diesem Motto waren Viertklässler zu einem Malwettbewerb aufgerufen. Die schönsten Bilder werden auf der BioFach prämiert, im Rahmen einer städtischen Veranstaltungsreihe, zu der Bürgermeister und Verantwortliche aus dem Schulbereich eingeladen sind. Geplant ist auch eine Praxis-Werkstatt, die sich mit „Bio-Essen in Kitas und Schulen“ befasst.

Das Programm im K4 startet am Mittwoch, 16. Februar, um 19.30 Uhr mit einem Vortrag des Hamburger Professors Michael Braungart zum Thema „Nachhaltigkeit (er)leben“. Der wissenschaftliche Leiter des Hamburger Umweltinstituts wirbt für komplett unschädliche Produktionskreisläufe. Am 17. Februar geht es zur gleichen Zeit um das Thema Gentechnik, unter anderem kommen Benedikt Haerlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und der Journalist Fred Grimm („Shopping hilft die Welt verbessern“). Am 18. Februar steigt ab 20 Uhr eine BioFach-Party, bei der auch die Sieger des Creole-Weltmusik-Festivals auftreten werden. An allen Tagen lockt ein Rahmenprogramm mit Info-Ständen und der Ausstellung „Abgeerntet“.www.bluepingu.de