10. Oktober 1970: Nürnbergs höchstes Bauwerk

10.10.2020, 07:00 Uhr
10. Oktober 1970: Nürnbergs höchstes Bauwerk

© Ranke

Für die Zeremonie blieb man jedoch unten, denn Nürnbergs höchstes Bauwerk hätte auf seiner Spitze höchstens zwölf Personen Platz geboten. Und der wäre recht kühl gewesen. Heiß wird es dort oben erst werden, wenn nach diesem ersten Bauabschnitt zur Erweiterung und Modernisierung des Großkraftwerkes auch die übrigen Anlagen fertiggestellt und in Betrieb genommen sind. Dann wird heißer Dampf mit einer Geschwindigkeit bis zu 100 Stundenkilometern aus dem Riesenschornstein herausjagen.

Und bis es so weit ist, werden nicht weniger als 140 Millionen Mark investiert sein. So teuer ist der Umbau: zwei alte, kohlebefeuerte Kesselhäuser wurden abgebrochen, an ihrer Stelle soll ein neues Blockkraftwerk mit einer Kapazität von 300 Megawatt (300.000 Kilowatt) entstehen, das sowohl auf Gas- als auch auf Ölbasis betrieben werden kann.

Den finanziellen Kraftakt hielt man bei der Großkraftwerk Franken AG (FAG) für unumgänglich: mit der bisherigen Anlage hätte der ständig steigenden Energieabnahme nur noch bis 1972 Rechnung getragen werden können. In diesem Jahr aber nahm der Energieverbrauch um über zehn Prozent zu – das wirft alle Prognosen über den Haufen, nach denen pro Jahr eine Steigerung von sieben Prozent zu erwarten ist.

Für die Vergangenheit traf dies zu, aber die FAG muß für die Zukunft gerüstet sein. Darum werden in Gebersdorf Nägel mit Köpfen gemacht: alte Anlagen wurden gesprengt und tonnenweise als Schutt abtransportiert.

So auch drei bis zu 100 Meter hohe Schornsteine. Dafür entstehen: ein 85 Meter hohes Kesselhaus, ein 30 Meter hohes Maschinenhaus, ein Schalthaus und dort, wo jetzt noch Kohlenberge in den Himmel ragen – täglich mußten über 1.500 Tonnen Kohlen verheizt werden – werden bald zwei 25 Meter hohe Öltanks stehen. Die Schweröl-Speicher haben ein Fassungsvermögen von je 35.000 Kubikmeter. An sie werden auch die verbleibenden Reste des Großkraftwerkes angeschlossen, nachdem ihre Brenner auf Ölbetrieb umgestellt sind.

Die umfangreichen Arbeiten sollen 1972 abgeschlossen sein. Dann wird das Gebersdorfer Großkraftwerk eine Kapazität von 550 Megawatt haben. Für die Zukunft ist das immer noch nicht genug: in zehn Jahren wird von der FAG eine Leistung von 1.500 Megawatt erwartet – etwa 50 Prozent mehr, als mit dem Abschluß der Arbeiten in Gebersdorf zur Verfügung stehen.

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