100.000-Euro-Spende hilft Kranken in Nürnbergs Kinderklinik

22.3.2018, 14:12 Uhr
Der Verein "Kinderschicksale Mittelfranken" spendete 100.000 Euro an das Kinderklinikum am Klinikum Süd.

© Rudi Ott Der Verein "Kinderschicksale Mittelfranken" spendete 100.000 Euro an das Kinderklinikum am Klinikum Süd.

Der Stab aus Metall mit einer scharfen Klinge nimmt sich ganz unscheinbar aus. Laien tippen im ersten Moment vielleicht eher auf eine Art Gemüseschäler. Und eine Verwandschaft ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber in Händen von versierten Chirurgen Karl Bodenschatz dient das Gerät dazu, mit äußerster Behutsamkeit hauchdünne Scheiben von Kinderhaut an geeigneten Körperstellen abzunehmen, um sie dorthin zu verpflanzen, wo sich die kleinen Patienten schwere Verbrennungen oder Verbrühungen zugezogen haben. Rund 180 Mädchen und Jungen – aus der ganzen Metropolregion - werden jährlich wegen schwerer und schwerster Hautverletzungen in der Kinderklinik stationär aufgenommen, bei 30 bis 40 sind zumindest kleinere Hautverpflanzungen nötig. 

"Die Haut von Kindern ist bekanntlich besonders zart und dünn", erläutert der Kinderchirurg. "Deshalb sind besonders angepasste Geräte schonender als solche für Erwachsene, mit denen die Eingriffe prinzipiell natürlich auch möglich wären." Dickere Transplantate hinterlassen aber größere Narben – und die können gerade in der Pubertät leicht auch als stigmatisierend empfunden werden. Weil aber der Bedarf an solchen Spezialutensilien vergleichsweise gering ist, lohnt sich für die Hersteller keine Produktion in großen Stückzahlen – und die "Mini-Hobel" sind entsprechend teuer.

Speziell auf die Untersuchung von (Klein-) Kindern ist auch ein neues Lungenfunktionsgerät abgestimmt. Benötigt wird es beispielsweise bei Verdacht auf Asthma und Allergien – und zur Auswahl geeigneter Therapien. "Das ist wie ein Telefonhäuschen; dort eingeschlossen zu sein, löst oft Angst aus", weiß Pflegedienstleiterin Judith Peltner. Mehr Licht und Messeinrichtungen für die Allerkleinsten auch außerhalb der Zelle sorgen jetzt für Entspannung.

Entlastung für alle

Narbenfreie, minimalinvasive Eingriffe ermöglicht ein ebenfalls dank der Großspende beschaffter Labroskopieturm. Und schließlich reichte die Summe auch noch für vier mobile Monitore zur Überwachung kleiner Unfallpatienten, etwa mit Schädel- und Hirnverletzungen. "Wir hatten bisher sechs Monitorstationen, die reichten aber nicht aus", erläutert Chefarzt Christoph Fusch. Die Geräte entlasten Patienten wie Pflegekräfte gleichermaßen – unter anderem, weil die Kinder nachts nicht geweckt werden und die Schwestern nur bei Alarmsignalen eingreifen müssen. 

"Leider erlaubt unser Budget nicht alle Anschaffungen, die Wünschenswert wären", stellt Klinikumsvorstand Prof. Achim Jockwig unumwunden fest. Gerade in der Kindermedizin seien die von den Kassen gezahlten Fallpauschalen kaum auskömmlich. "Deshalb waren wir auch früher schon immer wieder auf Spenden angewiesen und auch jetzt dafür außerordentlich dankbar." Das Dilemma der unzureichenden Krankenhausfinanzierung lasse sich erst überwinden, wenn einerseits nicht mehr gebetsmühlenartig behauptet werde, es gebe in Deutschland zu viele Krankenhäuser, und andererseits bei Krankenhäusern wie dem Nürnberger Klinikum auch honoriert werde, dass die Notfall-Ausstattung grundsätzlich bereit gehalten wird und mit entsprechenden Kosten verbunden ist, auch wenn sie im Einzelfall nicht rund um die Uhr benötigt wird. 

Mehr Patienten durch mehr Geburten

Nicht in geringsten berücksichtigt werde von den Kassen wie der Politik bisher die zusätzliche Belastung, die sich allein schon aus der gegenüber allen Prognosen deutlich gestiegenen Geburtenzahl ergibt. "Es ist ja logisch, dass dann auch mehr Patienten zu versorgen sind", so die Pflegedienstleiterin. Aber an der Kinderklinik müsse das vorhandene Personal das alles mitbewältigen.

Der Verein "Kinderschicksale Mittelfranken" besteht inzwischen 16 Jahre und zählt rund 200 Mitglieder. Dank guter Kontakte auch zu Firmen dürfe er sich auch immer wieder über namhafte Spendenbeträge freuen, so die Gründerin und Vorsitzende Birgit Schwenk. In zahlreichen Fällen hat der Verein bisher schon einzelne Familien mit schwer kranken Kindern in Not unterstützen können, in Nürnberg häufig vermittelt über den am Südklinikum angesiedelten Verein "Klabautermann". Diesmal entschlossen sich die Verantwortlichen – auch dank eines noch vorhandenen Polsters – zur gezielten Förderung der Klinik. 

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