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16. Mai 1971: Smog zernagt die dicksten Sandsteine

16.5.2021, 07:00 Uhr
16. Mai 1971: Smog zernagt die dicksten Sandsteine

© Bauer

Rund 70 Prozent der Nürnberger Kunstdenkmäler und Bauwerke sind vom Zerfall bedroht: zernagt vom Zahn der Zeit, der, unterstützt von Industrieluft und Abgasen immer gründlicher arbeitet.

So fehlen einigen der fünf Jungfrauen und fünf klugen Jungfrauen von St. Sebald die Hände, das Brautportal von St. Lorenz sieht aus wie zerschossen, die Stadtmauer zerbröckelt langsam aber sicher und beim alten Tugendbrunnen hat schon lange der Zersetzungsprozeß begonnen.

Auch die bunten Fensterscheiben der Kirchen sind von der schwefeldioxydgeschwängerten Luft gefährdet: die Glasmalereien drohen, blaß, unansehnlich und wertlos zu werden. So ist man in St. Lorenz schon seit vielen Jahren dabei, die wertvollen Malereien zu retten und den Fortbestand durch eine Außenschutzverglasung zu sichern.

Aber der Kampf gegen Zeit, Abgase und Industrieluft geht weiter. Da heißt es renovieren, renovieren ... Und das kostet Geld. Viel Geld. 735.670 DM will die Stadt in diesem Jahr für eigene denkmalpflegerische Maßnahmen und denen Dritter ausgeben. Mit eingeschlossen sind in diesem Betrag 70.000 DM für die Instandsetzung nichtstädtischer Baudenkmäler, 46.000 DM Zuschüsse für die Kirchen und 24.000 DM für Privathäuser. Für die Unterhaltung der Stadtmauern, Türme, Wehrgänge, Denkmäler und Kunstbrunnen sind extra 239.500 DM eingeplant.

16. Mai 1971: Smog zernagt die dicksten Sandsteine

© Bauer

Auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München gibt Zuschüsse: 12,5 Millionen DM für ganz Bayern und 1.450.000 DM für Mittelfranken. Was dabei jedoch im einzelnen für Nürnberg abfällt, steht erst fest, wenn der Haushaltsplan genehmigt ist. Auf jeden Fall sollen es 50.000 DM für die Stadtmauer sein, deren Instandsetzung vom Freistaat in dreimaligen Raten mit insgesamt 150.000 DM unterstützt wird.

„Wenn möglich, bekommt auch die Frauenkirche einen größeren Zuschuß. Denn am Portal bröckelt der Sandstein und wenn man hinbläst, fällt er ab“, meint Dr. Ramisch, der Konservator für Mittelfranken und Referent für das Zuschußwesen in Bayern beim Landesamt für Denkmalpflege. So stünden in diesem Jahr unter anderem auch St. Sebald – die Jungfrauen werden gerade in München renoviert –, St. Lorenz, die Martha- und die Jakobskirche auf dem Programm: „Es muß jetzt etwas getan werden“.

Und darin sind sich die Experten einig: die wertvollen Kulturgüter müssen gerettet werden. Aber Renovieren allein genügt nicht, denn der Zerfallprozeß geht im Smog schneller vorwärts, als man mit den Instandsetzungsarbeiten nachkommt.

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