16. März 1967: Heute schlemmt der kleine Orang

16.3.2017, 07:00 Uhr
16. März 1967: Heute schlemmt der kleine Orang

© Gerardi

Klarer Fall, daß die junge Dame aus dem Hause Orang – denn um ein Weibchen handelt es sich – gestern schon vor ihrer ach so menschlichen Umgebung posieren mußte, um die Geburtstagsfeier einzuüben. Die rotbeschopfte „Marud“, Tochter von Mutter „Suma“ und Vater „Katjong“, hängte sich erst fest an ihren Pfleger Günther Jäckel, um dann aber einen Platz am wohlgedeckten Kindertisch sittsam einzunehmen.

Es gab Burgundertrauben und Bananen, Äpfel und Nüsse, und als der kleine Kerl die vielen Herrlichkeiten sah (sein Ursprungsland Sumatra liegt weit weg), da störte ihn auch das Blitzlicht des Photographen nicht mehr. Na, wenn schon!, wird sich das muntere Kind gedacht haben, das – kommerziell gesehen – einen Wert von runden 15.000 Mark darstellt. Es stopfte in sein vorgeschobenes Mäulchen, was hineinging und machte dabei große, unschuldige Augen.

„Marud“, deren Milchgebiß übrigens komplett ist und die jetzt 6,6 Kilogramm auf die Waage bringt, genießt gegenwärtig ihr Krabbelalter. Sobald ihr Hüter aus dem Käfig eine Stange entfernt hat, geht sie auf große Tour, rutscht noch unbeholfen über die Fliesen, erklimmt aber Tisch- und Stuhlbeine gekonnt, schwingt sich kraftvoll empor – und stiehlt silbrig glänzende Schlüssel, um sie dann unterm Stroh im Ställchen zu verstecken.

„Ich gebe ‚meiner Dicken‘ jeden Tag fünfmal das Fläschchen, viel Obst und auch die Herzblätter von frischem Salat“, sagt Günther Jäckel, „und tatsächlich nimmt das Mädchen jede Woche 100 Gramm zu!“

Am liebsten hat es das klug dreinschauende Baby, wenn es turnen und tollen kann. Als es nach viereinhalb Monaten (und erst 2.800 Gramm leicht) von der Mutter wegkam, weil die Mama keine Milch mehr für ihr Kind hatte, da war‘s noch nix mit dem Herumschwingen und Kräfteerproben. Jetzt aber lacht sogar die drollige „Marud“, wenn ihr ein Kunststück besonders gut gelungen ist.

Das künftige Schicksal des Klein-Orangs? Die Tiergartenverwaltung will ihn behalten und auch den Besuchern zeigen, sobald das Wetter besser wird. Dann darf „Marud“ auch an jungen Zweigen knabbern und Fremden die Hand durch das Gitter reichen. Das könnte nichts schaden, wird sie sich dann sagen, denn Affen, das wissen ja die Menschen, haben eine besondere Art der Liebe … Eine Erdnuß schaut‘ raus.

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